Universität Wien

010104 SE Die Rolle von "Arier"-Begriffen für Religion und Nationalismus (2023W)

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 1 - Katholische Theologie
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 02.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 09.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 16.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 23.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 30.10. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 06.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 13.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 20.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 27.11. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 04.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 11.12. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 08.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG
Montag 15.01. 16:45 - 18:15 Seminarraum 5 (Kath) Schenkenstraße 1.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Begriff „Arier“ wird vor allem im deutschsprachigen Raum vorwiegend mit der Zeit des Nationalsozialismus in Verbindung gebracht. Tatsächlich stellen die meisten Studien zur Thematik eine Geschichte des Antisemitismus dar, weil verständlicherweise ein Interesse daran herrscht, die Gräuel der Shoah zu begreifen. Auch wenn die Zeit des Nationalsozialismus im Seminar eine zentrale Stellung einnimmt, wird der Rahmen deutlich weiter gesteckt, um die komplexere Geschichte verschiedener Begriffe des „Arischen“ und ihrer Bedeutung für Religion und Nationalismus zu verstehen.
Der Fokus der Lehrveranstaltung wird auf den Jahrzehnten um 1900 ruhen, als deutsche, österreichische, indische, iranische und (ehemals) russische Nationalisten verschiedene und doch voneinander abhängige „Arier“-Begriffe verhandelten, um darauf ihre religiös-nationalistischen Identitäten zu gründen. Nach einer Klärung der Herkunft und Entwicklung des sanskritischen Wortes ārya bzw. des avestischen airiia werden wir untersuchen, wie sich im Laufe des 19. Jahrhunderts ein immer mehr biologisiertes Verständnis von „Ariern“ herausbildete, das über die Völkischen bis in den Nationalsozialismus gelangte. In diesem Kontext werden wir uns den mit diesen Entwicklungen verflochtenen iranischen, indischen und (ehemals) russischen Vorstellungen widmen, um letztlich ein Schlaglicht auf Entwicklungen der Nachkriegszeit zu werfen.
Sie werden abschließend mit der Geschichte der Thematik vertraut sein und dazu in der Lage sein, sich gegenüber rezenten und gegenwärtigen „Arier“-Vorstellungen gegenüber kritisch zu positionieren. Sie werden insbesondere Dynamiken der Jahrzehnte um 1900 historisch einordnen können, um auf dieser Grundlage einen religionswissenschaftlichen Beitrag zum Verhältnis von Religion, Identität und Nationalismus leisten zu können.
Im letzten Viertel wird das Format der Lehrveranstaltung auch Blended Learning beinhalten.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mitarbeit/Anwesenheit (30%), Referat samt Präsentation (30%), Seminararbeit (40%). Referate müssen 20 Minuten dauern und eine Präsentation (PowerPoint et alia) beinhalten. Seminararbeiten sind innerhalb der mitgeteilten Frist abzugeben und müssen 3.000 Wörter (Spielraum 10%) inklusive Literatur- und Quellenverzeichnis lang sein.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Gute Englischkenntnisse sind erforderlich, da einschlägige Literatur und Quellen größtenteils in englischer Sprache verfügbar sind. Andere Sprachen sind herzlich willkommen und können nach Absprache mit dem Lehrveranstaltungsleiter sehr gerne aktiv mit eingebracht werden.
Entschuldigtes Fehlen ist maximal 2x gestattet. Die Gewichtung der Leistungskontrolle ist wie folgt: Mitarbeit/Anwesenheit (30%), Referat samt Präsentation (30%), Seminararbeit (40%). Für ein Bestehen des Seminars ist mindestens ein „genügender“ Durchschnitt zu erreichen.

Prüfungsstoff

Referatsthemen können auf Grundlage der Quellen der jeweiligen Sitzung gewählt werden. Die Themen der Seminararbeiten können weitgehend frei im Rahmen des Seminars unter Absprache mit dem Lehrveranstaltungsleiter gewählt werden.

Literatur

Arvidsson, S. (2006), Aryan Idols: Indo-European Mythology as Ideology and Science. Chicago/London: University of Chicago Press.
Birkvad, I. R. (2021), 'The Ambivalence of Aryanism: A Genealogical Reading of India-Europe Connection', Millennium: Journal of International Studies, 49 (1): 58-79.
Figueira, D. (2002), Aryans, Jews, Brahmins: Theorizing Authority through Myths of Identity. Albany: State University of New York Press.
Junginger, H. (2008), 'From Buddha to Adolf Hitler: Walther Wüst and the Aryan Tradition', in The Study of Religion under the Impact of Fascism edited by H. Junginger, 107–177. Leiden/Boston: Brill.
Kellogg, M. (2005), The Russian Roots of Nazism: White Émigrés and the Making of National Socialism, 1917–1945. Cambridge: Cambridge University Press.
Laruelle, M. (2005), Mythe aryen et rêve impérial dans la Russie du XIXe siècle. Paris: CNRS Éditions.
Manjapra, K. (2014), Age of Entanglement: German and Indian Intellectuals Across Empire. Cambridge, Massachusetts: Harvard University Press.
Motadel, D. (2013), 'Iran and the Aryan Myth', in Perceptions of Iran: History, Myths and Nationalism from Medieval Persia to the Islamic Republic edited by A. M. Ansari, 119–145. London: I.B. Tauris.
Mürmel, H. (2014), '"Die Religion liegt im Blut" – sächsisch-arische Konzepte der Kaiserzeit: Kurze Bemerkungen zur "arischen Lebensreform"', in Devianz und Dynamik: Festschrift für Hubert Seiwert zum 65. Geburtstag edited by E. Franke, C. Kleine and H. Mürmel. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Pollock, S. (2002), 'Ex Oriente Nox: Indologie im nationalsozialistischen Staat', in Jenseits des Eurozentrismus: Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften edited by S. Conrad and R. Shalini, 335–71. Frankfurt: Campus.
Puschner, U. (2020), 'Religion in der anderen Moderne: Elemente und Varianten völkischer Religion', in Die Geburt der Moderne aus dem Geist der Religion? edited by R. Leeb and A. Schweighofer, 185–200. Göttingen: V & R unipress/Vienna University Press.
Shnirelman, V. (2014), 'Hyperborea: The Arctic Myth of Contemporary Russian Radical Nationalists', Estonian Literary Museum, Estonian National Museum, University of Tartu, 8 (2): 121–136.
Strube, J. (2012), 'Die Erfindung des esoterischen Nationalsozialismus im Zeichen der Schwarzen Sonne', Zeitschrift für Religionswissenschaft, 20 (2): 223–268.
Strube, J. (2022c), 'Theosophy, Race, and the Study of Esotericism', Journal of the American Academy of Religion, 89 (4): 1180–1189.
Wiesehöfer, J. (1990), 'Zur Geschichte der Begriffe “Arier” und “arisch” in der deutschen Sprachwissenschaft und Althistorie des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts', in The Roots of the European Tradition: Proccedings of the 1987 Groningen Achaemenid History Workshop edited by H. Sancisi-Weerdenburg and J. W. Drijvers, 149–67. Leiden: Nederlands Instituut voor het Nabije Oosten.
Zia-Ebrahimi, R. (2016), The Emergence of Iranian Nationalism: Race and the Politics of Dislocation. New York, NY: Columbia University Press.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

066 800: M2.4; M4; M9; M15; M16; M18; M20; 033 195: BRP 05rwb; BRP 14rwb b; BRP 17rwb

Letzte Änderung: Mo 25.09.2023 10:26