010107 SE Albert Camus: Eine Philosophie der Grenzen (2022W)

Albert Camus zählt zu den großen Romanschriftstellern des 20. Jahrhunderts. Seine Bedeutung als Philosoph ist jedoch bis heute umstritten, obwohl Camus seine Romane, Theaterstücke und philosophischen Essays als untrennbare Einheit gesehen hat. Camus lehnt zwar jeden Glauben an ein System ab, stellt jedoch sein Denken selbst in die Tradition der Lebens- und Existenzphilosophie, in dessen Zentrum die Endlichkeit des menschlichen Subjekts steht. „Wenn die Revolte eine Philosophie begründen könnte, wäre es“ – wie Camus in L’Homme révolté betont – „eine Philosophie der Grenzen, der berechneten Unwissenheit und des Wagnisses.“ In diesem Sinn hat Camus seine Philosophie der Grenzen bereits in seinem Frühwerk angedeutet, während des Krieges wichtige Selbstkorrekturen vorgenommen und sein philosophisches Denken in zahlreichen Texten zu aktuellen politischen Fragen, insbesondere zu den totalitaristischen Ideologien des 20. Jahrhunderts, zum Algerienkrieg und zur Frage der Todesstrafe, geschärft.
In diesem Seminar werden die vielfältigen Themen von Camus‘ Philosophie der Grenzen in den verschiedenen Phasen seines Werkes behandelt. Im Zentrum stehen die beiden philosophischen Essays Der Mythos des Sisyphos. Ein Versuch über das Absurde (1942) und Der Mensch in der Revolte (1951).