010107 SE Aufbruch in die (koloniale?) Moderne. Thomas Hobbes und John Locke (2023S)

Thomas Hobbes und John Locke gelten als die Begründer der politischen Philosophie der Neuzeit. In welchem Sinn diese beiden Denker geistige Wegbereiter der Moderne gewesen sind, ist jedoch bis heute äußerst umstritten.
Hobbes‘ Denken ist lange Zeit als Vertreter einer machtheoretischen Sicht von Politik im Anschluss an Machiavelli gedeutet worden. Da sich in allen Werken zur politischen Philosophie ausführliche Auseinandersetzungen mit dem Naturrecht finden, ist die Diskussion über die moralischen Fundamente von Hobbes politischer Philosophie bis heute in Gang.
Locke gilt hingegen als Vordenker eines säkularen Rechtsstaates, der Menschenrechte und der Marktwirtschaft, dessen Ideen in die Amerikanische Revolution eingeflossen sind.
Beide Denker setzen sich zwar kritisch mit der Religion ihrer Zeit auseinander; zugleich fließen jedoch Hobbes und vor allem bei Locke auch christliche Ideen in ihr Denken ein.

Nach der marxistischen Kritik sind in jüngerer Zeit vom de-kolonialen Denken die kolonialen Verstrickungen von Hobbes und Locke ins Blickfeld gerückt. Während Hobbes in der Lehre vom Naturzustand – dem Krieg aller gegen alle – auf das Beispiel Amerika verweist, scheint Locke mit seiner Arbeitstheorie des Eigentums die kolonialen Interessen der englischen Siedler in Amerika zu unterstützen.

Vor diesem Hintergrund sollen in diesem Seminar zentrale Texte der politischen Philosophie von Hobbes und Locke in einer detaillierten Lektüre bearbeitet werden.