Universität Wien

010110 VO Der Mensch und das andere des "sein" (E. Levinas) (2006S)

Der "Mensch" und das andere des "sein". Zur Aktualität des Denkens des späten Emmanuel Levinas

0.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 1 - Katholische Theologie

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

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Mittwoch 08.03. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 15.03. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 22.03. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 29.03. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 05.04. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 26.04. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 03.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 10.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 17.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 24.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 31.05. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 07.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 14.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 21.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Mittwoch 28.06. 10:00 - 12:00 (ehem. Hörsaal 46 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

"Was ist der Mensch?" Diese Frage prägt seit Kant auf vielfache und nicht zu beruhigende Weise das abendländische Denken - bis hin zu der meist unverstandenen Rede vom "Ende des Menschen" und vom "Tod des Subjekts" im Zuge der geschichtlichen und philosophischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Auch die zeitgenössische Theologie ist im Kern von dieser sensiblen Frage nach den Möglichkeiten der Aufrechterhaltung des tradierten und biblisch fundierten Verständnisses vom Menschen angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen geleitet.
Die Vorlesung wird - als Ergebnis einer mehrjährigen Beschäftigung mit dem Denken von Emmanuel Levinas (1906-1995), seinen Wurzeln und seinem Kontext - anhand seines Spätwerkes den radikalen Neuansatz dieses außergewöhnlichen Denkers im Blick auf die Frage nach einem der Souveränität und der Gewalt voraus liegenden alteritären Kern der Rede vom Menschen herausarbeiten. Der Mensch ist nicht einfach das freie in sich stehende Wesen, sondern wird "Mensch" erst in der Übernahme der Verantwortung, die ihm in der Nähe zum uneinholbar Anderen (autrui / l'autre) zukommt. Dabei wird der in der metaphysischen Tradition vorherrschende begriffliche Zugriff auf das "Andere" bzw. "den Anderen", d.h. der Primat des "Selben", des Ich, des souverän-freien Subjekts und nicht zuletzt auch des "Seins", insofern es in der Sprache identifiziert wird, hinterfragt werden müssen. Levinas wagt es in diesem Zusammenhang daher von einem "jenseits des Seins" zu sprechen. Gerade dieser - in einer besonderen sprachlichen Gestalt formulierte - Versuch wird im Gang der Vorlesung hinsichtlich seiner konkreten Vermittelbarkeit, sowie seiner ethischen, politischen und auch fundamentaltheologischen Konsequenzen (für die Rede von Gott, von Offenbarung und von Gemeinschaft) hin positiv entfaltet.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Levinas' Denken des Anderen, das sich sowohl der jüdischen Überlieferung wie auch der griechisch geprägten abendländischen Philosophie verpflichtet weiß, der Unhintergehbarkeit der Aufklärung von Kant bis Husserl ebenso wie der Notwendigkeit - angesichts der geschichtlichen Katastrophen des letzten Jahrhunderts - sich der Kritik überlieferter Metaphysik und Ontologie zu stellen, ist einer der wichtigsten interdisziplinären Ansatzpunkte für eine christliche Gottesrede heute, die sich produktiv und engagiert den so dringlich anstehenden gesellschaftlichen Fragen der Fundierung menschlichen Handelns, sozialer Gerechtigkeit - und vor diesem Horizont auch der Frage nach der Identität Europas stellen will.

Ziel der Vorlesung ist daher die möglichst textnahe Vorstellung dieses zentralen Ansatzes zeitgenössischen Denkens an der Schwelle von Philosophie und Theologie, sowie die Ausarbeitung von Grundpositionen einer alteritätssensiblen Fundamentaltheologie vor dem Hintergrund der aktuellen Frage nach dem Menschen in seinem Verhältnis zum ganz Anderen (Mit-Mensch, Gott, Umwelt). - Über die VO hinaus sind für das Sommersemester Gastvorträge internationaler Levinas-Experten, sowie ein Studientag zum Kontext von Levinas' Denken geplant.

Prüfungsstoff

Kern der VO ist die Interpretation von Levinas' 2. Hauptwerk "Jenseits des Seins" (s.Lit.), in dem die kritisierbare Gestalt des Frühwerks überwunden wird zugunsten einer auch sprachlich sensiblen Annäherung an Phänomene wie Sinnlichkeit, Nähe, Verwundung und Stellvertretung, aber auch Besessenheit, Geiselschaft, Traumatisierung und Sühne. Bes. Augenmerk wird auf die politisch-ethischen Konsequenzen gelegt - auf Levinas' Verständnis des "Dritten" als Ausgangspunkt für die Rede von Gerechtigkeit und Recht, von Demokratie und Staat, in deren Kontext erst sinnvoll vom "Menschen" gesprochen werden kann.

Neben der Herkunft dieser Erfahrungen aus der philosophischen wie auch aus der biblischen bzw. talmudischen Tradition, soll anhand ausgewählter Positionen schließlich auch auf die breitgefächerte Rezeption, Kritik und Weiterführung von Levinas' Denken für die Grundlegung zeitgemäßer ethischer, politischer, philosophischer und nicht zuletzt theologischer Ansätze hingewiesen werden.

Literatur

E. LEVINAS, Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht (Freiburg/Br.-München: Alber, 1992 [fr. 1974]).
P. ZEILLINGER, Phänomenologie des Nicht-Phänomenalen. Spur und Inversion des Seins bei Emmanuel Levinas, in: M. Blamauer / W. Fasching / M. Flatscher (Hg.), Phänomenologische Aufbrüche (Frankfurt/M. 2005), 161-179.
DERS., Zeugnishaftes Subjekt, in: M. Zichy / H. Schmidinger (Hg.), Tod des Subjekts? Poststrukturalismus und christliches Denken (Salzburger Theologische Studien 24; Innsbruck 2005), 243-262.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Wahlfach für alle Studienrichtungen

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:27