010304 SE Spezielle Fachdidaktik IV (2007S)

Auch bekennende Agnostiker begeben sich in Kirchen, wenn Sie während des hektischen Alltags zur Ruhe kommen wollen. Wallfahrten boomen ebenso wie die dazu passende Literatur, wenn sie nur exotisch genug sind. Menschen unterschiedlichster religiöser Orientierung besuchen als Touristen getarnt prominente kirchliche Gebäude in solchen Mengen, dass Denkmalschutzbeauftragte ob deren sudativen, spirativen und thermischen Emissionen in Angst um die historische Substanz versetzt werden. So verweist der Wiener Stephansdom, was Besucherzahlen betrifft, die touristischen Highlights Schloss Schönbrunn und Hohensalzburg locker auf die Plätze, auch wenn er mangels Eintrittskontrolle an diesem Bewerb nur außer Konkurrenz teilnehmen kann. Während die (kunst-)historische Erschließung durchaus ansprechend organisiert ist, erwartet man pastorale an Touristen gerichtete Programme nicht nur an diesem Ort vergeblich. So verwundert es ganz und gar nicht, wenn sich der Bischof von Magdeburg im Geleitwort zu Birgit Neumanns und Antje Röseners Kirchenpädagogik wundert, dass "sich so viele Menschen in Kirchbau- und Fördervereinen engagiert haben, die noch gar nicht zu unserer Kirche gehören", um dann doch einen Aspekt anzusprechen, der die Bedeutung des Kirchenraumes erweitert: "Wie sind die Kirchenräume außer für den Gottesdienst auch Besucher zum Anschauen und zum stillen Gebet zu öffnen? Wie kann es gelingen, dass das durch Architektur, Skulpturen und Gemälde sichtbar gewordene Wort Gottes für Kirchenferne und -fremde hör- und verstehbar gemacht wird" (Neumann 7).