010341 SE Religiöse Genderfragen qualitativ erforschen (2007S)

Wer verstehen will, wie gender- und zeitgerechte Bedingungen für die Aneignung und die Praxis des christlichen Glaubens hier und heute ausschauen, wird aktuelle Lebens- und Glaubenserfahrungen heutiger Frauen und Männer, Burschen und Mädchen erkunden wollen. Wenn untersucht werden soll, wie Menschen leben und glauben können, wie sie ihr (Glaubens-)Leben mit beziehungsweise trotz Belastungen und Brüchen lebenswert zu gestalten versuchen und welche Erwartungen und Wünsche an die gesellschaftliche und kirchliche Um- und Mitwelt der Betroffenen dadurch entstehen, braucht es eine Vorgehensweise, die Erfahrungen benennen und für die weitere Untersuchung operationalisieren kann. Wer also im Verfolgen des eigenen Forschungsinteresses Menschen befragen will, braucht dafür eine Grundausstattung an wissenschaftlichem Know-how: ausreichendes Wissen über die verschiedenen Möglichkeiten des Befragens, gute Voraussetzungen für eine reflektierte Entscheidung über eine bestimmte Vorgangsweise, eine fundierte Analyse- und Deutungskompetenz und schließlich zusätzlich zu einer umfassenden theologischen Ausbildung auch den Willen, entstehende Fragen und Theorieansätze theologisch zu durchdringen. Qualitativ-empirische Forschung gestaltet sich als kreativer Prozess, der sich auf bestimmte und bestimmbare Prämissen stützt. Deren Kenntnis bildet eine notwendige Voraussetzung für sachgerechtes Forschen im qualitativen Kontext. Diese Grundsätze und Regeln verstehen sich jedoch nicht als starre Vorgabe, sondern als flexibles Rüstzeug für konkretes Forschungshandeln, das in der Tuchfühlung mit der zu erkundenden Wirklichkeit sich je neu als plausibel und praktikabel bewähren muss.