030006 SE Recht des christlichen Ostens (2023W)

Das orthodoxe Prinzip, dass kirchliche und staatliche Grenzen grunsätzlich übereinstimmen sollen, ist zwar alt. Doch seine im 19. Jh. erfolgte Fokussierung auf den Nationalstaat moderner Prägung beinhaltet ein Konzept von Autokephalie, das sich nicht simpel in die Vergangenheit zurückprojizieren lässt. Wir wollen im Seminar versuchen, einen breiten Bogen von den altkirchlichen Patriarchaten in die Gegenwart zu spannen. Das Hauptinteresse gilt im Augenblick den aktuellen Entwicklungen wie z.B. in der Ukraine, in Mazedonien, Montenegro und Lettland. Vergleiche mit den Autokephalieerklärungen des 19. und 20. Jh. drängen sich auf. Aber auch frühere historische Kontexte wie die mit den mittelaltlichen Staatsbildungen am Balkan im Zusammenhang stehenden kirchenrechtlichen Entwicklungen und die Emanzipation der Russischen Orthodoxen Kirche von der Konstantinopler "Mutterkirche" verdienen Beachtung.