Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

030043 KU Intersektionale Rechtskritik: Die Analyse verwobener Herrschaftsverhältnisse im Recht (2022S)

3.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 3 - Rechtswissenschaften
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die Einheit am 7.4. findet pandemiebedingt wieder digital statt.

  • Dienstag 08.03. 10:00 - 11:00 Seminarraum SEM31 Schottenbastei 10-16, Juridicum, 3.OG (Vorbesprechung)
  • Donnerstag 17.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum SEM51 Schottenbastei 10-16, Juridicum 5.OG
  • Donnerstag 31.03. 10:00 - 13:00 Seminarraum SEM51 Schottenbastei 10-16, Juridicum 5.OG
  • Donnerstag 07.04. 10:00 - 13:00 Seminarraum SEM51 Schottenbastei 10-16, Juridicum 5.OG
  • Donnerstag 12.05. 10:00 - 13:00 Seminarraum SEM51 Schottenbastei 10-16, Juridicum 5.OG
  • Donnerstag 02.06. 10:00 - 13:00 Seminarraum SEM51 Schottenbastei 10-16, Juridicum 5.OG
  • Donnerstag 09.06. 15:00 - 18:00 Seminarraum SEM31 Schottenbastei 10-16, Juridicum, 3.OG

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

1. Inhalte
Intersektionalität bezeichnet die Verwobenheit von Herrschaftsverhältnissen. Intersektionale Zugänge betonen in ihren Analysen die Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Kategorien sozialer Ungleichheit (wie z.B. Geschlecht, Klasse, rassialisierte Differenz).
Intersektionalität als Begriff wurde Ende der 1980er Jahre von der US-amerikanischen Rechtswissenschafterin Kimberlé Williams Crenshaw geprägt, die sich dabei auf bestehende Traditionen feministisch-antirassistischen Denkens stützte. Da Crenshaw dem Nachdenken über Intersektionalität eine spezifisch rechtswissenschaftliche Note verlieh, eignet sich ihr Werk besonders gut als Ausgangspunkt für intersektionale rechtswissenschaftliche Analysen.
Recht ist an der Aufrechterhaltung und Legitimierung von Herrschaft und Ungleichheit beteiligt, stellt aber gleichzeitig auch Mittel der Kritik bereit. Was bedeutet es, aus intersektionaler Perspektive auf Recht zu blicken? Wie lassen sich einzelne Rechtsmaterien oder gerichtliche Entscheidungen intersektional analysieren? Sehen wir dann etwas, was wir ansonsten nicht sehen?
Die Lehrveranstaltung vermittelt einerseits Grundlagen intersektionaler Theoriebildung und möchte andererseits zu deren konkreter Anwendung in rechtswissenschaftlichen Analysen anregen.

2. Lehr- und Lernziele
Kenntnisse der Grundlagen intersektionaler Theoriebildung mit Schwerpunkt auf Kimberlé Crenshaws rechtswissenschaftliches Werk; Diskussion möglicher Anwendungsfelder, methodologischer Zugänge und Herausforderungen; Anwendung von Techniken der vertieften Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Texten; Entwicklung eigener Fragestellungen

3. Lehrmethoden
Die Lehrveranstaltung ist Lektürekurs und Forschungslabor in einem. Ausgewählte Texte (deutsch und englisch) sollen vorbereitend auf die jeweiligen Einheiten gelesen werden und bilden die Grundlage zur gemeinsamen Diskussion. Kleine Schreibübungen (z.B. Lesetagebücher) unterstützen bei der Lektüre. Inputs durch die Lehrveranstaltungsleitung vermitteln Grundlagen und Zusammenhänge.
Ergänzend sind Einzelne oder kleinere Studierendengruppen für Kurzreferate verantwortlich. Die Themen werden in der Vorbesprechung vergeben. Ausdrücklich willkommen ist das Einbringen eigener Forschungsideen seitens der Studierenden (ist aber kein Muss). Soweit möglich, wird auf individuelle Interessen der Studierenden eingegangen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- Lektüre der Pflichtliteratur
- regelmäßige Anwesenheit
- nach LV-Anmeldung zu übermittelndes „Motivationsschreiben" (dient insb. der Info über besondere Interessensgebiete)
- kleine begleitende (Schreib-)Übungen und Aufgaben
- aktive Teilnahme an gemeinsamen Diskussionen
- kurzes, nicht aufwändiges Referat inkl. Handout oder alternativ mit der LV-Leitung zu vereinbarende Leistung
- kleiner Abschluss-Essay zu einer vorgegebenen Fragestellung

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Der Kurs ist eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung mit 3 ECTS-Punkten (entspricht 75 Stunden Arbeitsaufwand). Die Leistungen sind laufend während des Semesters zu erbringen.
Regelmäßige Anwesenheit ist eine Mindestanforderung für eine positive Beurteilung.

Die Beurteilung (maximale Punktezahl 100 Punkte) setzt sich wie folgt zusammen:
- nach Anmeldung zu übermittelndes „Motivationsschreiben“, das insb. der Information über besondere Interessensgebiete dient (Inhalt wird nicht beurteilt): 10 Punkte
- kleine begleitende Übungen und Aufgaben (Inhalt wird nicht beurteilt): 20 Punkte
- aktive Teilnahme an gemeinsamen Diskussionen: 20 Punkte
- kurzes, nicht aufwändiges Referat inkl. Handout oder alternativ mit der LV-Leitung zu vereinbarende Leistung: 25 Punkte
- kleiner Abschluss-Essay zu einer vorgegebenen Fragestellung: 25 Punkte

Prüfungsstoff

Die Pflichtlektüre wird zu Beginn der Lehrveranstaltung bekannt gegeben und in MOODLE zur Verfügung gestellt.

Literatur

Vorläufige Literaturauswahl (nur ein Teil davon wird Pflichtlektüre sein):

Atrey, Shreya (2019): The Theory. Outlining the Intersectional Framework. In: Atrey, Shreya: Intersectional Discrimination, 32-77

Bilge, Sirma (2013): Intersectionality Undone: Saving Intersectionality from Feminist Intersectionality Studies, Du Bois Review, 10(2), 405–424.

Combahee River Collective (1977): A Black Feminist Statement. In: Moraga, Cherríe /Anzaldúa, Gloria (Hrsg.): This Bridge Called My Back (4th edition, 2015), 210–218.

Crenshaw, Kimberlé (1989): Demarginalizing the Intersection of Race and Sex: A Black Feminist Critique of Antidiscrimination Doctrine, Feminist Theory and Antiracist Politics, University of Chicago Legal Forum, 139–167.

Crenshaw, Kimberlé (1991): Mapping the Margins: Intersectionality, Identity Politics, and Violence Against Women of Color, Stanford Law Review, 43, 1241–1299.

Crenshaw, Kimberlé (2011): Postscript. In: Lutz, Helma / Herrera Vivar, María Teresa / Supik, Linda (Hrsg.): Framing Intersectionality. Debates on a Multi-Faceted Concept in Gender Studies, 221–234.

Holzleithner, Elisabeth (2022, im Erscheinen): Law as a Tool of Social Justice: Intersectional Dimensions. In: Davis, Kathy / Lutz, Helma (Hrsg.): Routledge Handbook of Intersectionality Studies.

Liebscher, Doris (2021): Rassismen im Recht erkennen. Grundlegungen und Prämissen rassismuskritischer Rechtswissenschaft, juridikum 4/2021

MacKinnon, Catharine (2013): Intersectionality as Method: A Note, Signs, 38(4), 1019–1030.

Markard, Nora (2015): Zwangsehen und Scheinehen: Intersektionalität als Analyseinstrument im Recht. In Bereswill, Mechthild / Degenring, Folkert / Stange, Sabine (Hrsg), Intersektionalität und Forschungspraxis. Wechselseitige Herausforderungen, 20–41.

Matsuda, Mari (1991): Beside My Sister, Facing the Enemy: Legal Theory out of Coalition, Stanford Law Review, 43(6), 1183–1192.

Messinger, Irene (2014): Mehrfachdiskriminierung von Ehen mit Drittstaatsangehörigen unter dem Verdacht einer Aufenthaltsehe, in Philipp, Simone et al (Hrsg.), Intersektionelle Benachteiligung und Diskriminierung. Soziale Realitäten und Rechtspraxis, 179–192.

Rössl, Ines (2022, im Erscheinen): Intersektionale Rechtskritik: Kimberlé Crenshaw als Kompass, Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, Beiheft 2022

Sußner, Petra (2013): Invisible intersections, queer interventions: same sex family reunification under the rule of asylum law. In: Spijkerboer, Thomas (Hrsg), Fleeing Homophobia. Sexual orientation, gender identity and asylum, 176–188.

Van Bueren, Geraldine (2020): Class, Intersectionality, the Right to Housing and the Avoidable Tragedy of Grenfell Tower. In: Atrey, Shreya & Dunne, Peter (Hrsg.): Intersectionality and Human Rights Law.

Yuval-Davis, Nira (2006): Intersectionality and Feminist Politics, European Journal of Women’s Studies, 13(3), 193–209.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 01.04.2022 21:47