030436 KU Das Minderheitenschutzsystem des Völkerbundes in der Zwischenkriegszeit (2014W)

Vor knapp hundert Jahren fielen im Zuge des Ersten Weltkrieges die großen, monarchischen Vielvölkerreiche Habsburger Reich, Russisches Reich, Osmanisches Reich endgültig auseinander. Auf deren ehemaligen Gebieten wurde vor allem nach dem Weltkrieg eine Vielzahl neuer Staaten gegründet. Zum Teil durch den Verlauf der neuen Grenzen bedingt, befanden sich in diesen jungen politischen Gebilden hauptsächlich, aber nicht ausschließlich in Mittel- und Mittelosteuropa insgesamt etwa 30 Millionen Personen, die in sprachlicher, religiöser oder ethnischer Hinsicht nicht zu den staatstragenden Mehrheiten gehörten. Um die Rechte dieser Minderheiten zu sichern und somit ein großes und gefährliches Konfliktpotential zu entschärfen wurde ein einzigartiges Experiment unternommen: Ein internationales System zum Schutz der Rechte von Minderheiten wurde herausgebildet und unter die Aufsicht der höchsten Organe des Völkerbundes gestellt.
Ziel der Lehrveranstaltung ist es, einen Überblick über das Minderheitenschutzsystem zu geben, das eine der Hauptsäulen des Völkerbundes bildete und die Zwischenkriegszeit maßgeblich prägte. Entstehung und Funktionsweise des Minderheitenschutzes werden anhand von Originalquellen ebenso besprochen werden wie dessen Vorzüge und Fehler. Nicht zuletzt wird auch auf die Rolle Österreichs Bezug genommen werden, das an diesem System Teil hatte.