Universität Wien
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060048 VO High Noon in Vienna - Fred Zinnemanns jüdische Lebenswelten (2021W)

GEMISCHT

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Sprache: Deutsch

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UPDATE 19.11.2021: Lockdown-bedingt entfällt die Einheit am 22.11. - sie wird, wenn möglich, nachgeholt.

Die folgenden 5 Termine finden im Metro Kinokulturhaus statt (Johannesgasse 4, 1010 Wien):
08.11.; 22.11.;13.12.2021;11.01.;24.01.2022
Die Vorlesung beginnt jeweils um 17.30 Uhr, die Filmvorführung im Anschluss um 18.30 Uhr.
Die ersten beiden Termine am 11.10. und 18.10. finden online statt, link ist auf moodle zu finden.
Bitte rechtzeitig aufgrund der Cov-Regeln für die 5 Termine ins Metro-Kino kommen:
08.11. HIGH NOON
22.11. FROM HERE TO ETERNITY
13.12. A MAN FOR ALL SEASONS
11.01. THE SEARCH
24.01. JULIA

  • Montag 11.10. 17:30 - 20:30 Digital
  • Montag 18.10. 17:30 - 20:30 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Obwohl Fred Zinnemann eine ganze Reihe von sehr bedeutenden Filmen gedreht hat, ist er doch ein wenig ein Regisseur der zweiten Reihe und erst in den letzten Jahren gab es einige wissenschaftliche Arbeiten und zwei Dissertationen zu ihm. Zu seinem wohl bekanntesten Film, HIGH NOON (12 UHR MITTAGS, USA 1952) sind dagegen sehr viele Einzelstudien erschienen. Seine Filmographie umfasst 20 Spielfilme und eine ganze Reihe von Kurzfilmen, die er von 1936 bis 1982 inszeniert hat. In den meisten seiner Filme spielt der Zweite Weltkrieg bzw. die Nachkriegszeit eine entscheidende Rolle und die Grundthemen aller seiner Filme sind vom Exil und Flucht bestimmt und was es bedeutet, plötzlich ausgestossen zu werden und als Fremder in einem nun fremd gewordenen Land zu leben. Zentral ist auch die immer wiederkehrende Figur des einsamen selbstbestimmten Menschen, der gegen den Druck der Gesellschaft seiner Bestimmung folgt, wie Will Kane (Gary Cooper) in HIGH NOON, Thomas Morus (Paul Scofield) in A MAN FOR ALL SEASONS (EIN MANN ZU JEDER JAHRESZEIT, UK 1966) oder Schwester Lukas (Audrey Hepburn) in THE NUN’S STORY (GESCHICHTE EINER NONNE, USA 1959). Am Ende steht bei Zinnemanns Filmen meist kein triumphales Happy-End sondern ein nüchtern-realistischer Abgang der Hauptfigur: Will Kane verlässt in HIGH NOON schweigend die Stadt, Thomas Morus wird geköpft, Robert Lee Prewitt (Montgomery Clift) in FROM HERE TO ETERNITY (VERDMMT IN ALLE EWIGKEIT, USA 1953) wird irrtümlich erschossen, Manuel Artiguez (Gregory Peck) wird in BEHOLD A PALE HORSE (DEINE ZEIT IST UM, USA 1964) getötet, nachdem er den verhassten Verräter Carlos (Raymond Pellegrin) getötet hat und Schwester Lukas verlässt einsam den Orden und geht in eine ungewisse Zukunft. Die anfangs friedliche und freundliche Gesellschaft verwandelt sich in eine monströse fremde Welt in Zinnemanns Filmen und die Hauptfigur wird zunehmend isoliert, wird zu einem Fremden. Will Kane – exiliert in seiner Heimatstadt, in seinem eigenen Land – eine Spiegelung der jüdischen Erfahrung zu allen Zeiten und in vielen Ländern, sie spiegelt auch Zinnemanns eigenes Leben.
Die Vorlesung ist Teil meines vielfältig angelegten Projektes zum jüdischen Film, das ich „Film als Midrasch“ genannt habe, indem Spielfilme als visueller Kommentar zu jüdischen Lebenswelten analysiert werden. Die Methode für „Film als Midrasch“ basiert auf der kontextualisierten Filmanalyse wie sie Helmut Korte und Werner Faulstich beschreiben. Dabei können wir sehen, dass in den zu untersuchenden Filmen die jüdische Kulturgeschichte keineswegs nur ein Beiwerk ist, sondern dass die Filme in ihrer Auseinandersetzung mit dem Judentum auf intertextuelle Weise einen durch und durch modernen Kommentar darstellen und das Bild jüdischer Kultur in der Populär-Kultur entscheidend geprägt haben – Film als Midrasch.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Essay von ca. 10 Seiten (15 bis 20 000 Zeichen) zu einem oder mehreren der behandelten Spielfilme oder zu einem selbst ausgewählten Film. Der Essay kann mir per email zugeschickt werden. Es wird eine Kontextualisierte Filmanalyse zu einem Film (entweder einer der behandelten Filme bzw. ein selbst ausgewählter Film) in dem Essay erwartet, Verarbeitung der relevanten Sekundärliteratur.
Zur Methode: Helmut Korte, Einführung in die systematische Filmanalyse, Berlin 2010.
Werner Faulstich, Grundkurs Filmanalyse, Paderborn 2013.
Man muss sich für einen der bekannt gegebenen Prüfungstermine online im Uniprüfungssystem anmelden und mir bitte den Essay online an diesem Tag übermitteln, bitte im Betreff den Namen der Vorlesung angeben.
Alternativ zum Essay kann auch ein eigener Kurzfilm (10 bis 20 Min.) erstellt werden, Beispiele auf meiner homepage https://judaistik.univie.ac.at/ueber-uns/institutsmitarbeiterinnen/klaus-davidowicz/
Dabei sind folgende Fragestellungen hilfreich:
1. In welchem historischen und kulturellen Kontext ist der Film entstanden?
2. Wie werden Jüdinnen und Juden, wie werden Nicht-Jüdinnen und Juden dargestellt?
3. Welche Rolle spielen jüdische Traditionen, Symbole, Sprachen und Texte?
4. Welche Rolle spielen Ereignisse der jüdischen Geschichte?
5. Wie werden diese Themen vermittelt (z.B. Regie, Drehbuch, Ausstattung, Ton, Musik, Schnitt, Montage, Schauspiel) und welche Techniken werden dabei genutzt?
6. Durch Recherche zum Drehbuch, zu den literarischen Vorlagen, zum biographischen Hintergrund der am Film Beteiligten können Filminhalte mitunter als jüdisch codiert werden.
7. Filminhalte, Figuren etc. können aber auch durch gesellschaftliche „Vorstellungen des Jüdischen“, aber auch durch Männer- und Frauenbilder als jüdisch codiert werden, wie das z. B. Nathan Abrams in seiner Studie zu Kubrick gezeigt hat, Nathan Abrams, Stanley Kubrick, New York Jewish Intellectual, New Brunswick 2018.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Abgesehen vom Essay Vo-Folien, die Sekundärliteratur und die Filme.

Prüfungsstoff

s. ferner oben Leistungskontrolle

Literatur

Antje Goldau, Hans Helmut Prinzler, Neil Sinyard (hg.), Zinnemann, München 1986; Arthur Nolletti Jr. (hg.), The Films of Fred Zinnemann: Critical Perspectives, Albany 1999; Neil Sinyard, Fred Zinnemann: Films of Character and Conscience, McFarland 2003; Peter Brunette (hg.), Fred Zinnemann Interviews, Jackson 2005; Jens Dehn, Zinnemann re-watched. Fred Zinnemanns Filme über das Leben mit und nach dem Krieg. Uelvesbüll 2009 (PHD); Jennifer E. Smyth, Fred Zinnemann and the Cinema of Resistance, Jackson 2014; Imre Klages, I do not get rid of the ghosts. Zur Exilerfahrung in den Filmen Fred Zinnemanns, Schüren 2018 (PHD).
Fred Zinnemann, An Autobiography, New York 1992.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:13