Universität Wien

070046 KU Geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken und Archivkunde (2013W)

Erklärungsmodelle zum Ende der Donaumonarchie

7.00 ECTS (3.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Deutsch

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Freitag 11.10. 16:00 - 18:30 (ehem. Hörsaal 45 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Freitag 15.11. 16:00 - 18:30 (ehem. Hörsaal 45 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Freitag 06.12. 16:00 - 18:30 (ehem. Hörsaal 45 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
Freitag 24.01. 09:00 - 14:45 Hörsaal 30 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 7
Freitag 24.01. 15:00 - 18:00 Hörsaal 31 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
Samstag 25.01. 09:00 - 18:00 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Aus dem Blickwinkel der Nachbetrachtung nimmt die Geschichte bisweilen deterministische Züge an. Offene Entscheidungssituationen und alternative Entwicklungsmöglichkeiten verschwinden aus dem Blickfeld. Nicht selten haben diese Darstellungen von Zwängen und Unvermeidlichkeiten geschichtspolitische Funktion. Die Habsburgermonarchie ist dafür ein gutes Beispiel, entlastet sie doch die Verantwortlichen, indem sie die Eliten, Regierungen, "gekrönten Häupter und ihre Berater" als "Opfer" einer unerbittlichen Geschichtslogik und unhinterfragten Vergangenheitskonstruktion präsentieren. Die Lehrveranstaltung untersucht den Prozess des Untergangs eines "supranationalen" Reiches, das der gängigen Auffassung nach vor allem an der Dynamik der ethnischen Gegensätze scheiterte.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Im Rahmen der LV werden mehrere zentrale Fragestellungen fokussiert, etwa: Gab es diesbezüglich aber nicht auch Kompromissmöglichkeiten? Wurden sie von den Verantwortlichen genutzt? Wie verhielten sich die Streitparteien? Welche Rolle spielten internationale Kräfteverhältnisse, traditionelle Konfliktlösungsmechanismen, althergebrachte Ehrbegriffe und Werthaltungen, aber auch Modernisierungseffekte, die unter anderem mit dem Stichwort von der "Demokratisierung" verbunden sind? Inwiefern beschleunigten einzelne Ereignisse die Entwicklungen, inwiefern mittel- und längerfristige Umschichtungen der Gesellschaft? Konnte man in Anlehnung an die Charakterisierung des späten Osmanischen Reiches vom "kranken Mann an der Donau" sprechen? Oder ließen sich etwa im Gegensatz zur oft kolportierten Rückständigkeit in technischen oder wirtschaftlichen Belangen Zukunftspotentiale ausmachen?
Die Lehrveranstaltung geht diesen Fragestellungen anhand einzelner Themenfelder nach, überprüft vorherrschende historische Erklärungsmodelle, untersucht abweichende Interpretationen sowie Theorien, wendet sich der Frage nach Kausalität und Wahrscheinlichkeit zu, fragt nach der Problematik von Ereignis und Struktur und bietet neue Zugänge zu einem zentralen Arbeitsfeld der österreichischen Geschichtswissenschaft, immer auch mit Blick auf die praktischen Forschungsmöglichkeiten und die Umsetzbarkeit hinsichtlich der abzugebenden Kursarbeit.
Siehe auch http://www.univie.ac.at/geschichte/studienplan-wiki/index.php?title=Hauptseite

Prüfungsstoff

Die Lehrveranstaltung geht verschiedenen relevanten Fragestellungen anhand einzelner Themenfelder nach, überprüft vorherrschende historische Erklärungsmodelle, untersucht abweichende Interpretationen sowie Theorien, wendet sich der Frage nach Kausalität und Wahrscheinlichkeit zu, fragt nach der Problematik von Ereignis und Struktur und bietet neue Zugänge zu einem zentralen Arbeitsfeld der österreichischen Geschichtswissenschaft, immer auch mit Blick auf die praktischen Forschungsmöglichkeiten und die Umsetzbarkeit hinsichtlich der abzugebenden Kursarbeit. Bei den Themenfeldern handelt es sich um folgende Arbeitsbereiche:

Schwerpunkt A (Theorie und Kontext)
Handlungsspielräume: Geschichte zwischen Determinismus und individuellen Gestaltungsmöglichkeiten / Zeitkonzepte: Strukturen, Prozesse, Ereignisse / Aktuelle Analysen: Forschungsstand und Debatten zu Entstehung, Wesen und Verfall von Imperien / Das Ende der Donaumonarchie: Die Darstellung in nationalen und internationalen Überblickswerken / Vergleiche: Ende und Niedergang des Osmanischen, des Zaren- und Hohenzollernreiches, der Kolonialreiche Großbritanniens, Frankreichs, Spaniens, Portugals und der Niederlande / Imperium und Imperialismus: Begriff und Anwendung im 20 Jh., in Bezug auf die "Supermächte im Kalten Krieg" und den "amerikanischen Unilateralismus" seit der Wende 1989/91

Schwerpunkt B (Voraussetzungen und Vorbedingungen)
Habsburgische Herrschaftsgeschichte im Überblick vom 13. bis zum beginnenden 19. Jh. / Die Kronländer: Entwicklung und Selbstverständnis im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit / Der Wiener Hof, absolutistische Herrschaft und ständische Mitsprache / Reformation und Gegenreformation / Wirtschaft und Gesellschaft in Zentraleuropa vom 15. bis 18. Jh. / Kultur- und Geistesgeschichte des Habsburgerreiches vom Spätmittelalter bis zum Vormärz

Schwerpunkt C (Das lange 19. Jahrhundert: Längsschnitte mit Vergleichen zwischen Kronländern und verschiedenen Staaten)
Modernisierung: Begriffsdefinition und Anwendung auf die österreichische Geschichte / Soziale Gruppen: Dynastie und Aristokratie, Klerus, Verwaltung und Militär, Handel und Gewerbe, Bürgertum, Bauern und Arbeiterschaft, Frauen- und Familiengeschichte, Randgruppen und Ausgeschlossene / Verfassung und politisches System / Demokratisierung: Wahlrecht und Parteien / Nationalitäten: Ethnische Konflikte und Identitätskonstruktionen von 1800 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs / Antisemitismus, Rassismus und Slawenfeindlichkeit / Säkularisierung und Kulturkampf / Bildung und Wissenschaft / Urbanisierung-Urbanität: Entwicklung und Wahrnehmung von Ballungszentren / Kommunikation und technische Innovation

Schwerpunkt D (Epochen und Zäruren)
Österreich, die Französische Revolution und die napoleonischen Kriege 1789-1815 / Vormärz und "System Metternich" 1815-1848 / Die Revolution 1848/49 / Neoabsolutismus / Vom Krimkrieg bis Königgrätz: Bedeutung und Folgewirkungen außenpolitischer und militärischer Entwicklungen / Doppelmonarchie, Ausgleich 1867 / Liberale Ära und Gründerzeit / Die "orientialische Frage": Bosnien und Herzegowina 1878 / Bündnisse: Die Donaumonarchie, Deutschland, Russland, Italien und Rumänien / "Die Tragödie von Mayerling" 1889 / Der Sprachenstreit / Ausgleich u. a. in der Bukowina, in Mähren und Galizien / Schweinekrieg / Annexionskrise / Der Erste Weltkrieg

Schwerpunkt F (Handlungsspielräume des Einzelnen: Historische Persönlichkeiten)

Literatur

Literaturauswahl zur Einführung (ab 2000)
Brix, Emil et al (Hg.): The End of Empires. Vienna/Munich 2001
Cole, L./Unowsky, D. L. (Hg.): The limits of loyalty. New York/Oxford 2007
Cornwall, M.: The Undermining of Austria-Hungary 1914-18. The Battle for Hearts and Minds. Basingstoke 2001
Gerö, A.: The Austro-Hungarian Monarchy Revisited. New York 2009
Leidinger, H./Moritz, V./Schippler, B.: Das Schwarzbuch der Habsburger. Wien/Frankfurt a. M. 2003
Wingfield, N. M.: Creating the „Other“. Ethnic Conflict and Nationalism in Habsburg Central Europe. New York 2003

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA 2012: PM Wissenschaftliches Denken und Arbeiten; Geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken und Archivkunde (7 ECTS) | BA 2011: PMG Geschichtswissenschaftliches Arbeiten; Wissenschaftliches Denken und Arbeiten; Geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken (7 ECTS) | BA 2008: PMG Geschichtswissenschaftliches Arbeiten; Wissenschaftliches Denken und Arbeiten; Geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken (7 ECTS) | LA: Geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken und Archivkunde (7 ECTS)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30