Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

070054 UE Methodenworkshop - Koloniales Unrecht, postkoloniale Restitution? (2023S)

Provenienzforschung zwischen Geschichte, Recht und Politik

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Termine (teilweise hybrid, Raum im Weltmuseum wird per mail bekannt gegeben):
MI 08.03.2023 10:30-12:00 Weltmuseum (Vorbesprechung, Organisatorisches)
DO 16.03.2023 10.00-12.00 Führung im Weltmuseum
DO 30.03.2023 09.00-12.00 Seminarraum SEM31 Schottenbastei 10-16, Juridicum, 3.OG SEM31
DO 04.05.2023 09.00-12.00 Seminarraum SEM43 Schottenbastei 10-16, Juridicum, 4.OG SEM43
DO 25.05.2023 09.00-12.00 Seminarraum SEM43 Schottenbastei 10-16, Juridicum, 4.OG SEM43
MO 05.06.2023 und DI 06.06.2023 jeweils 09.00-17:00 Weltmuseum (Projektpräsentatonen)


Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Koloniales Unrecht, postkoloniale Restitution? Provenienzforschung zwischen Geschichte, Recht und Politik

In den letzten Monaten hat sich die Debatte um die Rückgabe sogenannter kolonialer Raubkunst intensiviert. Global steht der Begriff „Benin Bronzen“ sinnbildlich dafür. So übergab die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock am 22. Dezember 2022 symbolträchtig 22 Benin Bronzen an Nigeria. Österreich hat schon vor rund einem Jahr, Januar 2022, eine Kommission eingesetzt, die Leitlinien für einen Umgang mit Rückgabeforderungen erarbeiten soll. Zurückgegeben wurden bereits im Mai 2015 in einer feierlichen Zeremonie menschliche Überreste an Neuseeland, und erneut im September 2022. Ferner wurden im Februar 2022 menschliche Überreste aus der Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) an eine Delegation des Office of Hawaiian Affairs (OHA) übergeben.

Die Debatte um die Provenienz außereuropäischer Kunst und Artefakte in den Sammlungen des globalen Nordens ist ein Ausdruck für eine tieferliegende Debatte um das Erbe von Kolonialismus und Imperialismus. Viele Jahre hielten sich Österreich und Deutschland zugute, keine kolonialen Mächte gewesen zu sein. Dieses Selbstverständnis steht nun infrage, denn auch hierzulande müssen sich Museen mit diesen Fragen an der Schnittstelle von Geschichte, Recht und Politik auseinandersetzen. Durch die Provenienzdebatte und Beleuchtung der Mechanismen des Kunsthandels, was ein redlicher Erwerb solcher Objekte ist, oder wo imperiale Asymmetrien zur Aneignung ausgenutzt worden waren, kommt das Thema in Form sehr konkreter Fragen zurück auf die Agenda. Welche Aspekte sind dabei zu berücksichtigen, wer soll gehört werden, und wie sollen wir mit dem Unrecht der Vergangenheit umgehen?

Im Seminar wird es um Fragen kolonialer Gewalt, deren rechtlicher Würdigung sowie der aktuellen Provenienzdebatten um die Benin Bronzen und andere Artefakte anhand konkreter Beispiele aus dem Weltmuseum Wien und weiterer europäischer Museen (z.B. Humboldtforum Berlin, Museum Rietberg Zürich) gehen. Das Seminar ist interdisziplinär angelegt und diskutiert die Thematik aus historischer, rechtlicher und musealer Sicht.
Teile des Seminars finden in Kooperation mit dem Institut für Rechts- und Verfassungsgeschichte (Univ.-Prof. Dr. Miloš Vec) sowie mit dem Weltmuseum Wien (Dr. Jonathan Fine, Direktor) statt, Ziel ist die Erarbeitung bestimmter Fragestellungen in kleinen, interdisziplinären Teams, die ihre Ergebnisse in den Blocksitzungen am 5./6. Juni 2023 präsentieren. Eine Seminararbeit bildet den Abschluss.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Anwesenheit an den Blockterminen im März, April Mai und Juni. Präsentation zu einem ausgewählten Thema im interdisziplinären Team, dabei auch (angeleitete) Archivrecherchen und Recherche von Sekundälitertur zum Thema, dies bedeutet selbständiges Arbeiten und Eigenleistung, Teamfähigkeit ist von Vorteil. Präsentation der Teams (ppt, Thesenpapier) am Blockseminartermin 5. und 6. Juni ganztags. Darauf aufbauend Seminararbeit (20-25 Seiten). Für InteressentInnen kann daraus perspektivisch eine Masterarbeit entwickelt werden.
Abgabe der Seminararbeit: 30. August 2023.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Präsentation zu einem ausgewählten Thema im interdisziplinären Team, dabei auch Archivrecherchen und Recherche von Sekundälitertur zum Thema, dies bedeutet selbständiges Arbeiten und hohe Eigenleistung. Präsentation am Blockseminartermin 5. und 6. Juni ganztags. Darauf aufbauend Seminararbeit (20-25 Seiten, 12 pkt Schrift, Fussnoten und Literaturliste). Abgabe sp#testens am 30.8.2023.

Prüfungsstoff

Dies ist eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung.
Ziel: Archivarbeit, selbständiges Recherchieren von Literatur, Erarbeitung einer Präsentation im Team, Offenheit für interdisziplinäre Debatten, Verfassen einer Seminararbeit und termingerechte Abgabe.

Literatur

Zur Anschaffung empfohlen:
Jürgen Osterhammel, Kolonialismus. Geschichte, Formen, Folgen, München 2006 (Beck Verlag).
Sebastian Conrad: Deutsche Kolonialgeschichte, München 2008.
Lit allgemein:
Hermann Mückler: Kolonialismus in Ozeanien (= Kulturgeschichte Ozeaniens; Bd. 3), Wien: facultas 2012.
Dirk van Laak: Über alles in der Welt. Deutscher Imperialismus im 19. und 20. Jahrhundert, München 2005.

Klaus J. Bade: Imperialismus und Kolonialmission. Kaiserliches Deutschland und koloniales Imperium. Beiträge zur Kolonial und Überseegeschichte, Wiesbaden 1982.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

AER: Zeitgeschichte, Globalgeschichte.

MA Geschichte (Version 2019): PM2 /PM3 - UE Methodenworkshop (5 ECTS).
Interdisziplinäres MA Zeitgeschichte und Medien (Version 2019): M2a Einführung in den Forschungsprozess und Methoden I, UE Methodenworkshop (5 ECTS) / M3b Praktische Forschung und Darstellung II, UE Methodenworkshop (5 ECTS), aber nur zu einer anderen Methode als im M2a.

Letzte Änderung: Mi 08.03.2023 13:48