Universität Wien

070062 KU Projektkurs (2018S)

"Geboren um 1900. Lebensentwürfe und un/sichtbare Kulturpolitik bürgerlicher Rebellinnen im Archiv"

10.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die gemeinsame Absolvierung mit dem Forschungsseminar gleichen Titels wird dringend empfohlen!

Montag 05.03. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 19.03. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 09.04. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 16.04. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 23.04. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 30.04. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 07.05. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 14.05. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 28.05. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 04.06. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 11.06. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 18.06. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Montag 25.06. 11:00 - 13:00 Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Forschungsseminar und Projektkurs führen anhand konkreter Forschungsaufgaben in die Planung, Durchführung und Präsentation eines geschichtswissenschaftlichen biografischen Projektes ein. Die Auseinandersetzung mit konkretem Quellenmaterial und die Entwicklung eines Forschungsprojektes und auf der einen Seite und die Reflexion und das Ausprobieren von Formen der Darstellung von Projektergebnissen auf der anderen Seite stehen im Zentrum der Arbeit.
Die gemeinsame Absolvierung der beiden eng miteinander verschränkten Lehrveranstaltungen wird dringend empfohlen!
Rebellion von Frauen aus den bürgerlichen Mittelschichten hat viele Ursachen und Formen: In einer mitteleuropäischen Gesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts lagen ihr gesetzliche Benachteiligungen und Beschränkungen für Frauen ebenso zugrunde wie zugemutete und verinnerlichte Weiblichkeitsbilder und Widersprüche zwischen Familienidealen und ökonomischen Verhältnissen. Im Zuge der zunehmenden gesamtgesellschaftlichen Verbreitung bürgerlicher Lebensentwürfe wurden die damit verbundenen Zumutungen und Widersprüche für Frauen immer deutlicher – die am Ende des 19. Jahrhunderts entstehende Frauenbewegung ist nur ein Ausdruck dafür. Die individuellen Umgangsweisen damit waren und sind vielfältig. Sie reichten von politischem Engagement über immer wieder neue Lebensentwürfe angesichts gesellschaftlicher und persönlicher Umbrüche bis hin zu individuellen Bildungsprojekten, die gegen oft große äußere Widerstände entwickelt wurden. Die Auseinandersetzung mit (viel zu selten) ins Archiv gelangtem biografischen Material von Frauen macht dies schnell deutlich. Sichtbar wird dabei auch, dass nicht wenige Frauen, die für sich selbst einen (oft prekären) Ort im kulturellen Feld geschaffen hatten, als unsichtbare Kulturpolitikerinnen auch Raum für andere schufen. Anhand von Nachlässen, die in der Wienbibliothek im Rathaus aufbewahrt werden, fragen wir nach Lebensentwürfen und Rebellionen ebenso wie nach Handlungsräumen und Anpassungsleistungen in exemplarischen Biografien von Wissenschaftlerinnen, Schriftstellerinnen und Kulturvermittlerinnen – so etwa nach Erica Tietze-Conrat, die als erste Frau in Österreich als Kunsthistorikerin promovierte und 1938 aus „rassischen“ und politischen Gründen ins Exil gehen musste, nach der Philosophin und Yogapionierin der Zwischenkriegszeit Susanne Schmida, oder nach der lange unter schwierigen ökonomischen Bedingungen lebenden Schriftstellerin Jeannie Ebner, die als Mitherausgeberin der Zeitschrift „Literatur und Kritik“ in den 1960er und 1970er Jahren viele schreibende Kolleg_innen förderte.
Im Zuge der theoretischen Reflexionen und praktischen Arbeiten in den beiden Lehrveranstaltungen soll die Erhebung des Forschungsstandes und die Entwicklung von Forschungshypothesen und einer Forschungsfrage ebenso geübt werden wie die Recherche im Archiv und die reflektierte Auswahl von Quellenmaterial und methodischem Zugriff. Projektdesign und Zeitplanung werden Thema sein, aber auch die Präsentation und Diskussion von Ergebnissen eines wissenschaftlichen Projektes. Fragen der Verortung im wissenschaftlichen Feld werden ebenso zur Diskussion stehen wie die Auseinandersetzung mit Möglichkeiten und Grenzen populärkultureller Darstellung. Einblicke in aktuelle internationale Debatten zu Theorie und Methode biografischer Forschung wie zur Frauen- und Geschlechtergeschichte werden die Lehrveranstaltungen begleiten. Geplant sind gemeinsame Lehrausgänge in Wien. Die Arbeit in den beiden Lehrveranstaltungen kann auch als Vorarbeit zur Entwicklung einer Masterarbeit angelegt werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Erwartet wird kontinuierliche aktive Mitarbeit, die Erarbeitung ausgewählter Lesetexte, die Bereitschaft zur Arbeit mit Quellen und die Präsentation und Diskussion von Arbeitsergebnissen in den Lehrveranstaltungen wie auch im Rahmen einer schriftlichen Abschlussarbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

In die Erstellung der Note fließen die Mitarbeit, laufende kleinere Arbeiten, Präsentationen und die Abschlussarbeit ein.

Prüfungsstoff

Literatur

Monika Bernold / Johanna Gehmacher (Hrsg.): Auto/Biografie und Frauenfrage. Tagebücher, Briefwechsel, Politische Schriften von Mathilde Hanzel-Hübner (1884-1970), Wien 2003.
Gunilla Budde: Blütezeit des Bürgertums. Bürgerlichkeit im 19. Jahrhundert. Darmstadt 2009
Thomas Etzemüller: Biographien. Lesen – erforschen – erzählen, Frankfurt/Main 2012
Johanna Gehmacher: Leben schreiben: Stichworte zur biografischen Thematisierung als historiografisches Format, in: Lucile Dreidemy, u.a. (Hg.): Bananen, Cola, Zeitgeschichte: Oliver Rathkolb und das lange 20. Jahrhundert, Wien u.a. 2015, 1013-1026
Li Gerhalter: "Einmal ein ganz ordentliches Tagebuch"? Formen, Inhalte und Materialitäten diaristischer Aufzeichnungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Janosch Steuwer/Rüdiger Graf (Hg.): Selbstreflexionen und Weltdeutungen. Tagebücher in der Geschichte der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts. Tübingen 2015, 63-84
Vanessa Hannesschläger/Katharina Prager: From „Anti-Biography“ to Online-Biography – Commenting on David E. Nye: Post-Thomas Edison, in: Wilhelm Hemecker/Edward Saunders (Hg.), Biography in Theory. A Reader, De Gruyter, Berlin 2017, 256–262
Klaus Kastberger: Nachlassbewusstsein, Vorlass-Chaos und die Gesetze des Archivs. Am Beispiel von Friederike Mayröcker, in: Kai Sina und Carlos Spoerhase (Hg.): Nachlassbewusstsein. Literatur, Archiv, Philologie 1750-2000. Göttingen 2017
Caitríona Ní Dhúill: Biographie von ‚er‘ bis ‚sie‘. Möglichkeiten und Grenzen relationaler Biographik, in: Bernhard Fetz (Hg.): Die Biographie – zur Grundlegung ihrer Theorie, Berlin u.a. 2009, 199-226
Katharina Prager: Biographie und Frauen- und Geschlechtergeschichte, in: Gedenkdienst 2/2015 – Biographie und Frauen- und Geschlechtergeschichte https://www.gedenkdienst.at/index.php?id=896
Anne-Kathrin Reulecke: „Die Nase der Lady Hester“. Überlegungen zum Verhältnis von Biographie und Geschlechterdifferenz, in: Bernhard Fetz/Wilhelm Hemecker (Hg.): Theorie der Biographie. Grundlagentexte und Kommentar, Berlin u.a. 2011, 317-339
Anita Runge,: Gender Studies. In: Christian Klein (Hrsg.): Handbuch Biographie. Methoden, Traditionen, Theorien. Stuttgart 2009, 402–407.
Sigrid Weigel: Hinterlassenschaften, Archiv, Biographie. Am Beispiel von Susan Taubes, in: Bernhard Fetz/Hannes Schweiger (Hg.): Spiegel und Maske. Konstruktionen biographischer Wahrheit, Wien 2006, 33-48

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Geschichte 14: Projektkurs zu den Schwerpunkten: Neuzeit, Zeitgeschichte, Österreichische Geschichte, Frauen- und Geschlechtergeschichte, Historisch-kulturwissenschaftliche Europaforschung, Wissenschaftsgeschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte (10 ECTS)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30