Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

070065 UE Guided Reading Österreichische Geschichte 2 - Public History (2022W)

Historische Fiktion und nationale Identitätsdiskurse

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Die erste LV-Einheit findet erst am 10. Oktober statt, als Vorbereitung wird für diese jedoch bereits ein Leseauftrag zu erbringen sein.

Die Teilnehmer*innen werden ersucht, sich bis 3. Oktober den Roman "Es geht uns gut" von Arno Geiger (2005) zu besorgen. Insgesamt sind vier Exemplare an Zweigstellen der Universitätsbibliothek verfügbar.

  • Montag 03.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 10.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 17.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 24.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 31.10. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 07.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 14.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 21.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 28.11. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 05.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 12.12. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 09.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 16.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 23.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Montag 30.01. 11:30 - 13:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalte

Hsu-Ming Teo (2011) schrieb über die historische Fiktion: „Wenn sie auch nicht Geschichte ist, so ist sie doch immer Geschichtsschreibung.“ Für die Public-History-Forschung ist die historische Fiktion eine wertvolle Quelle, denn sie ist Zeugnis dessen, wie fiktive Vergangenheitsdarstellungen zur Schaffung, Stärkung und Kritik von Identitäten genutzt werden. Es geht dabei um erdachte Geschichten über die Vergangenheit von Personen und Gruppen, die beanspruchen, deren Wesen (zumindest zum Teil) zu erklären.

Das Guided Reading beschäftigt sich mit Identitäten ‚nationaler‘ Kollektive. Anhand von Fachliteratur und zahlreichen Beispielen werden wir untersuchen, wie Romane, Gedichte, Theaterstücke, Kabarett und Filme die Geschichten von ‚Nationen‘ erzählen und somit deren Identitäten festzuschreiben versuchen. Die Verbindung von Identität, ‚Nation‘ und Geschichte ergibt sich daraus, dass ‚Nationen‘ erzählt werden müssen. Eine grundlegende Annahme des LV-Konzeptes ist, dass Geschichten ‚nationaler‘ Kollektive auch die Geschichten aller Individuen sind, welche ebensolche Kollektive – in Vergangenheit sowie Gegenwart – ausmachen: Teil einer ‚Nation‘ ist, wer nationale Geschichte(n) als Teil der eigenen Identität versteht.

In historischer Fiktion können ‚nationale‘ Geschichten komplexe Formen annehmen und in ihren Konjunkturen, Widersprüchlichkeiten, Erfolgen und Schattenseiten erkundet und verhandelt werden. Die fiktionale Auseinandersetzung mit ‚nationaler‘ Vergangenheit birgt jedoch auch immer Annahmen über Gegenwart und Zukunft und regt Leser*innen an, ihre eigene Realität zu reflektieren. Dieses Äußern, Hinterfragen, Rechtfertigen und Verhandeln von ‚nationalen‘ Geschichten verstehen wir als vergangenheitsbezogene Identitätsdiskurse. In diesen stehen Kollektive und Individuen in einem Spannungsverhältnis zueinander: Kollektive ringen um die Anerkennung durch Individuen, denn sie brauchen Mitglieder ebenso wie nicht-Mitglieder, um sich zu konstituieren und Geltung auszuüben. Individuen ringen um die Anerkennung durch Kollektive, um in ihnen soziale Wirkmacht zu erlangen.

In diesem Semester werden wir uns gemeinsam auf die Suche nach einer ‚nationalen‘ Identität Österreichs begeben, welche im Sinn der zweiten österreichischen Republik zu verstehen ist. Ausgehend von der Annahme, dass fiktive Erzählungen einflussreich und somit relevant für Fragestellungen aller Gesellschaftswissenschaften sind, werden wir ergründen, wie in historischer Fiktion die Geschichte Österreichs und somit die vergangenheitsbezogene, narrative Grundlage einer ‚nationalen‘ Identität artikuliert, reflektiert und transformiert wird.

Ziele

- Die Teilnehmer*innen können die zentralen Konzepte wissenschaftlicher Texte auf Primärquellen (historische Fiktionen) anwenden und entwickeln dadurch eine theoriegeleitete Herangehensweise zu dem Quellentyp.
- Die Teilnehmer*innen können die Wirkung und Bedeutung historischer Fiktionen aus der Perspektive der Public-History-Forschung erklären.
- Ausgehend von der Lektüre setzen sich die Teilnehmer*innen im Rahmen von theoriegeleiteten Diskussionen mit den Argumenten ihrer Kommiliton*innen auseinander und können eigene und fremde Annahmen über (‚nationale‘) Identitäten argumentieren und hinterfragen.
- Die Teilnehmer*innen können Formen der Artikulation, Reflexion und Transformation vergangenheitsbezogener ‚nationaler‘ Identitätsdiskurse in Primärquellen identifizieren und wissenschaftlich kontextualisieren. Sie können ihre eigene Rolle als Diskursteilnehmer*innen reflektieren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Kursteilnehmer*innen haben für jede Einheit ein bis drei Texte vorzubereiten, wobei das verknüpfende Lesen von Sekundärliteratur und Primärquellen im Vordergrund steht. Begleitend zur Lektüre wird anhand eines Fragenkatalogs jeweils ein Kurzprotokoll pro Einheit zu verfassen sein. Diese Protokolle sollen die Beteiligung während der Kurseinheiten unterstützen. Die beständige aktive Teilnahme an den Diskussionen wird dokumentiert und gilt als Voraussetzung für den positiven Abschluss der Lehrveranstaltung. Darüber hinaus wird zu zwei Terminen im Laufe des Semesters eine schriftliche Reflexion der Lehrveranstaltungsinhalte zu erbringen sein.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Das Erbringen aller Teilleistungen (Lektüre, Protokolle, Teilnahme und schriftliche Abgaben) ist eine Grundvoraussetzung für den positiven Abschluss der Lehrveranstaltung. Die Beurteilung anhand der Notenskala von 1 (Sehr gut) bis 4 (Genügend) ergibt sich aus der Qualität der Teilleistungen.

Der Arbeitsaufwand ist im Curriculum mit 4 ECTS-Credits angegeben. Das entspricht 100 Echtstunden (60 Minuten), davon entfallen 21 auf die Lehrveranstaltungszeit. Pro Woche verbleiben somit etwas mehr als 5,5 Stunden zur Vorbereitung auf die Kurseinheiten und Erarbeitung der schriftlichen Abgaben. Dies ist ein Richtwert zur Orientierung für Studierende und die Lehrperson, es wird jedoch dringend empfohlen, sich nur für die Lehrveranstaltung anzumelden, wenn ein Minimum von 100 Echtstunden realistisch leistbar sind.

Prüfungsstoff

Bitte beachten Sie, dass wir englisch- und deutschsprachige Texte lesen werden.
In Bezug auf den ECTS-Richtwert in Echtstunden und die Beurteilung wird von einem hohen Niveau der Lesekompetenz in beiden Sprachen sowie einer hohen Schreibkompetenz in deutscher Sprache ausgegangen.

Literatur

Provisorisch:
Romane, Dramen und andere Schriften
* Thomas Bernhard, Heldenplatz (1988)
* Heimito von Doderer, Die Strudlhofstiege (1951)
* Arno Geiger, Es geht uns gut (2005)
* Stefan Heym, Pargfrider (2000)
* Eva Menasse, Dunkelblum (2021)
* Birgit Mosser, Der Sturz des Doppeladlers (2016)
* Joseph Roth, Radetzkymarsch (1932)
* Stefan Zweig, Die Welt von Gestern: Erinnerungen eines Europäers (1942)

Filme, Serien und Kabarett
* 1. April 2000 (Wolfgang Liebeneiner, 1952, Österreich)
* Sissi (Ernst Marischka, 1955, Österreich)
* Ein echter Wiener geht nicht unter (Ernst Hinterberger, 1974–1979, Österreich)
* Cordoba: Das Rückspiel (Cornelius Obonya/Rupert Henning, 2010, Österreich)

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Vertiefung zu VO Österreichische Geschichte 2

BA Geschichte (2019): Neuzeit, Zeitgeschichte (5 ECTS)
BA Geschichte (2012): Neuzeit, Zeitgeschichte (4 ECTS)
BEd UF Geschichte: Österreichische Geschichte 2 (4 ECTS)

Letzte Änderung: Fr 23.09.2022 19:48