070078 UE Lektüre historiographischer Texte und Historiographiegeschichte (2023S)

Public History – Schillers Geschichtsschreibungen für die Bühne und die Katheder

„Dreifach ist der Schritt der Zeit: // Zögernd kommt die Zukunft hergezogen, // Pfeilschnell ist das Jetzt entflogen, // Ewig still steht die Vergangenheit“, legt der ursprünglich württembergische Untertan Friedrich Schiller im Jahre 1795 Konfuzius in den Mund und beschreibt doch damit zugleich sein Geschichtsbild, dass sich über intensive wissenschaftliche Studien und Werke und deren Weiterverarbeitung in künstlerische Formen entwickelt hatte.
Schiller war ein eminenter Denker des Historischen, auch Theoretiker, dessen Einfluss auf mindestens die deutschsprachige Welt und ihre historischen Vorstellungen gar nicht überschätzt werden kann.
Diese Wirkung vollzog sich weniger über die damals in der Entstehung befindliche historische universitäre Zunft als über etwas diffus als öffentlich zu beschreibende allgemeine Kommunikationssphäre der gebildeten Stände, bald aber auch der Schülerinnen und Schüler, die mit Schillers Geschichtsvorstellungen über bisher 200 Jahre via Lehrplan in Berührung kamen. Diese Wirkungen der Form nach verständlich zu machen und nach Medien, Agenturen und Praktiken zu untersuchen, darf als ein klassisches Feld der Public History gelten.

Das Seminar auf BA-Stufe nimmt sich eine Einführung in dieses wesentliche historische Denk- und Vorstellungsmuster vor und leitet zugleich in die kritische Perzeption von Sekundärliteratur anhand von Quellenlektüre ein.