Universität Wien

070106 PS Demokratie und Lebenswelten Jugendlicher (2023S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

LV-Leiter: Werner Friedrichs
Vorbesprechung am 3. März 2023, 16 Uhr via Zoom.

  • Freitag 24.03. 09:45 - 16:00 Seminarraum 10, Kolingasse 14-16, OG01
  • Samstag 25.03. 09:45 - 16:00 Seminarraum 10, Kolingasse 14-16, OG01
  • Freitag 28.04. 09:45 - 16:00 Seminarraum 8, Kolingasse 14-16, OG01
  • Dienstag 20.06. 09:45 - 13:00 Hörsaal 32 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 9
  • Dienstag 20.06. 13:15 - 17:00 Seminarraum 5 Oskar-Morgenstern-Platz 1 1.Stock
  • Mittwoch 21.06. 09:45 - 16:00 Seminarraum 13 Oskar-Morgenstern-Platz 1 2.Stock

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

a. ZIELE:
Die Studierenden
- unterscheiden zwischen demokratischem Handeln und demokratischem Dasein. (Taylor, 1996, S. 15-52) Sie beschreiben das Dasein bildungstheoretisch als Selbst-Welt-Verhältnis. Sie unterscheiden mit Bezug auf das Selbst-Welt-Verhältnis Konzepte transformativen Lernens von einer materialen Bildungsprozesstheorie. (Friedrichs-Input)
- rekonstruieren die Debatte um das Anthropozän in groben Zügen. (Horn & Bergthaller, 2019) Sie beschreiben außerdem das demokratische Dasein der Jugendlichen als Existenzweise im Anthropozän. Sie unterscheiden dabei zwischen der Politik und dem Politischen. (Bedorf, 2010; Rancière, 2008, S. 7-35)
- unterscheiden das moderne Denkbild eines der Welt gegenüberstehenden Subjekts von einem postfundmentalen, immanenten In-der-(Lebens-)Welt-Sein. (Dreyfus & Taylor, 2016, S. 11-56)(Friedrichs-Input)
- beschreiben die Gesellschaft und die Lebenswelt einerseits auf der Grundlage der Unterscheidung zwischen einer Mikro-Makro-Unterscheidung (methodologischer Individualismus, methodologischer Holismus). Andererseits erfassen sie die Gesellschaft auf der Grundlage des methodologischen Situationalismus. (Haraway, 1995; Latour, 2006)
- beschreiben Grundzüge der Theorie verkörperten Denkens (4-E-Kognition). (Fingerhut et al., 2017)
- erfassen den Unterschied zwischen einem vermittlungstheoretischen und einem kontakttheoretischen Weltzugang. Auf der Grundlage der historischen Epistemologie leiten sie daraus einen engen und einen weiten Didaktikbegriff ab (didaktische Epistemologie).
- beschreiben die Lebenswelt Jugendlicher in ihrer hybriden Architektur und verfügen über unterschiedliche Methoden und Strategien, sie zu erschließen und greifbar zu machen. (Chandler, 2018, S. 1-29; Steiner et al., 2022, S. 9-40; 343-365 und passim)

b. INHALTE:
Im Seminar werden die theoretischen Grundlagen für das Erfassen der Hybridität der Lebenswelt Jugendlicher vermittelt. Es wird verdeutlicht, dass die Lebenswelt nicht als eine nahräumliche Umwelt verstanden werden kann. Vielmehr besteht sie in einer Situiertheit, die maßgeblich(!) für das je eigene Denken, die je eigenen Interessen und Wünsche sind. Das Leben in der Lebenswelt wird in der postfundamentalen Demokratietheorie als politisches In-der-Welt-Sein, als demokratisches Dasein beschrieben. Dazu wird punktuell in die Grundlagen des Anthropozäns, der Verkörperungstheorie, der Radikalen Demokratietheorie, in die epistemologischen Grundlagen des neuen Materialismus und in Strategien des neuen Empirismus eingeführt.
Didaktik wird im Seminar als eine Wissenschaft rekonstruiert, die Vermittlungsprozesse reflektiert – als eine didaktische Epistemologie. Basierend auf einem genealogischen Zugang zur Vermittlung steht die heuristische Frage im Zentrum, auf welche Weise welche Dinge für wen zu Wissensdingen werden (es geht um die Frage, wie epistemische Gegenstände entstehen).
Auf dieser Grundlage werden die Fähigkeiten zur Partizipation nicht nur werkzeughaft weitergegeben, sondern genealogisch und damit bildungsrelevant in ihren Effekten rekonstruiert. Die Fähigkeiten zur Formulierung und Verteidigung individueller und gemeinschaftlicher Interessen auch gegenüber Autoritäten werden nicht nur in einer individualistischen Verkürzung zugänglich, sondern auch als gesellschaftliches Dispositiv. Auf der Grundlage des neumaterialistischen Zugangs zur Lebenswelt werden bei der Förderung der Fähigkeiten zur aktiven Auseinandersetzung mit Rassismus, Vorurteilen, Feindbildern, Polarisierung und Manipulation, Fremdenfeindlichkeit sowie politischer Intoleranz auch die materiellen, nicht-humanen Bedingungen miteinbezogen. Außerdem wird die Fähigkeit zur Förderung eines toleranten und respektvollen Umgangs von Jugendlichen mit anderen Denkweisen und Werten in hybriden Lebensumwelten reflektiert und an Erfahrungen Jugendlicher in Österreich angeschlossen.

c. METHODEN:
Vorträge, Referate, Gruppenarbeit, Mappingpräsentationen

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Art der Leistungskontrolle: Präsentation, Seminararbeit (Portfolio)

erlaubte Hilfsmittel: Literatur, Aufzeichnungen

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderungen:
Anwesenheit (2 Seminarstunden unentschuldigtes Fehlen ist gestattet), Ersatzleitungen sind nach Vereinbarung zu erbringen, Abhaltung eines Referats, Abgabe der Seminararbeit (bei Bedarf wird vor Beurteilung der Lehrveranstaltung ein notenrelevantes Gespräch geführt).
Für das Erreichen einer positiven Note müssen 60 % der maximal möglichen Punkteanzahl erreicht werden, also 60 von 100 Punkten.

Beurteilungsmaßstab:
Es können 100 Punkte erreicht werden
• Mitarbeit: 10 Punkte
• Referat: 25 Punkte
• Präsentation Feldarbeit: 25 Punkte
• Seminararbeit: 40 Punkte

Benotung:
• 1 (sehr gut) 100 – 90 Punkte
• 2 (gut) 89 – 81 Punkte
• 3 (befriedigend) 80 – 71 Punkte
• 4 (genügend) 70 - 61 Punkte
• 5 (nicht genügend) 60 – 0 Punkte

Prüfungsstoff

Inhalt Seminareinheiten, Basisliteratur muss erarbeitet und in der Seminararbeit fachgerecht verwendet werden, Referat eines Literaturauszuges, Präsentationen von Arbeitsergebnissen.

Literatur

Bedorf, Thomas (2010): Das Politische und die Politik - Konturen einer Differenz. In: Thomas / Röttgers Bedorf, Kurt (Hrsg.), Das Politische und die Politik (S. 13-37). Berlin: Suhrkamp.
Chandler, David (2018): Ontopolitics in the Anthropocene. An Introduction to Mapping, Sensing and Hacking. New York: Routledge.
Dreyfus, Hubert L., & Taylor, Charles (2016): Die Wiedergewinnung des Realismus. Berlin: Suhrkamp.
Fingerhut, Joerg, Hufendiek, Rebekka, & Wild, Markus (2017): Was ist Philosophie der Verkörperung? In: Joerg Fingerhut, Rebekka Hufendiek, & Markus Wild (Hrsg.), Philosophie der Verkörperung (S. 9-102). Berlin: Suhrkamp.
Haraway, Donna (1995): Situiertes Wissen. Die Wissenschaftsfrage im Feminismus und das Privileg einer partialen Perspektive. In: Donna Haraway (Hrsg.), Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen (S. 73-97). Frankfurt am Main: Campus.
Horn, Eva, & Bergthaller, Hannes (2019): Anthropozän. Zur Einführung. Hamburg: Junius.
Latour, Bruno (2006): Die Macht der Assoziation. In: Andréa Belliger & David J. Krieger (Hrsg.), ANThology: ein einführendes Handbuch zur Akteur-Netzwerk-Theorie (S. 195-212). Bielefeld: transcript.
Rancière, Jacques (2008): Die Aufteilung des Sinnlichen. Die Politik der Kunst und ihre Paradoxien. Berlin: B_books.
Steiner, Christian, Rainer, Gerhard , Schröder, Verena, & Zirkl, Frank (Hrsg.) (2022): Mehr-als-Menschliche-Geographien. Schlüsselkonzepte, Beziehungen und Methodiken. Stuttgart: Max Steiner Verlag.
Taylor, Charles (1996): Quellen des Selbst. Die Entstehung der neuzeitlichen Identität. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BEd Lehramt: UF GSP 08 Sozialkunde und Politische Bildung 2 (4 ECTS)

Letzte Änderung: Fr 24.03.2023 11:09