Universität Wien

070124 UE Quellengattungen, qualitative und quantitative Methoden (2021S)

Marshall-Islands. Ein Quellenproblem

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
GEMISCHT

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Dienstag 09.03. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 16.03. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 23.03. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 13.04. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 20.04. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 27.04. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 04.05. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 11.05. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 18.05. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 01.06. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 08.06. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 15.06. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 22.06. 17:45 - 19:15 Digital
  • Dienstag 29.06. 17:45 - 19:15 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Aolepān Aorōkin Majel, die den USA assoziierte Republik der Marshallinseln, trug 2015 entscheidend dazu bei, dass das Übereinkommen von Paris zu den Klimazielen der Vereinten Nationen beschlossen werden konnte. Die über 1000 verstreuten Inseln, die oft nur wenige Meter aus dem Pazifik herausragen, zählen zu den am stärksten durch den Klimawandel bedrohten Regionen der Welt. Nach Jahrhunderten der Kolonialisierung und Missionierung durch Spanier und Deutsche, nach Weltkriegen, Naturkatastrophen und Atomtests, drohen die Inselgruppen im Meer zu versinken. Wie aber lässt sich die gewaltsame und bewegte Geschichte der Marshaller*innen aufarbeiten und überhaupt erschließen?

Die Überlieferung ist lückenhaft und stammt noch dazu zumeist aus fremder Feder. Die frühesten schriftlichen Zeugnisse sind Reise- und Expeditionsberichte. Hierzu zählen auch wissenschaftliche Expeditionen. Eine von ihnen brachte den romantischen Literaten Adalbert von Chamisso auf die Ralik-Kette. Zudem werden systematisch Materialien aus dem Kolonialarchiv auf ihren Informationsgehalt überprüft. Ann Stoler hat auf Möglichkeiten hingewiesen, aus den Verwaltungsschriften der Kolonialbeamten trotz allem auch Informationen über die Schicksale der Kolonialisierten zu entwickeln. Oft wird den Missionsarchiven in dieser Hinsicht mehr Durchlässigkeit zugetraut, denn die Missionare und zuweilen sogar Missionarinnen lernten nicht nur die Landessprache, sie lebten oftmals in wesentlich engerem Austausch mit der Bevölkerung der Inseln. Abweichende Genderrollen, matriarchale Vererbungsregeln und spirituelle Welten gingen die Missionsgesellschaften direkt an, da sie angetreten waren, hier ihren vermeintlich segensreichen Einfluss auszuüben.
Aber auch spezifisch wissenschaftsgeschichtliche Materialien werden gelesen und ausgewertet. Die Ethnologiegeschichte hat samt der gesammelten Ethnographica in diversen Museums- und Universitätssammlungen überaus reiche Informationen über die Marshallinseln hervorgebracht. Ein nautischer Bericht eines Kapitäns gibt wichtige Auskunft über die Navigationskünste der Region. Selbst in deutschen Lehrmitteln, Geschichtsschulbüchern der Kolonialzeit oder in historischen Koloniallexika finden sich Darstellungen. Die Rechtsgeschichte bietet in diesem Fall besonders aufschlussreiche serielle Quellen, da mehrfach erhaltene Fragebögen aus einer Umfrage der deutschen Kolonialverwaltung zu indigenem Recht erhalten sind. Aber selbst wenn man Fotografien, Ethnographica, Karten und Verwaltungsgeschichte zusammen nimmt: Ist es überhaupt möglich, das Leben der Marshallianer*innen zu verstehen und ihre Geschichte zu schreiben? Am Beispiel der Marshallinseln wird die Analyse und Kritik unterschiedlicher Primärmaterialien eingeübt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Arbeitsformen des Seminars sowie die drei schriftlichen Interpretationsübungen während des Semesters werden in der ersten Sitzung gemeinsam besprochen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Orientierungsfähigkeit im Fachgebiet, Kenntnis der wichtigsten Konzepte und Methoden der Wissenschaftsgeschichte, Fähigkeit zur eigenständigen Recherche in Fachbibliographien und Archivportalen, Vertrautheit mit exemplarischen Fällen, Maßstab ist zudem stets die generelle wissenschaftliche Befähigung: Originalität des Zugriffs, die Eigenständigkeit und Klarheit der Argumentation, kritischer Umgang mit dem Material, nuancierte Einschätzung der Forschungsliteratur, Tiefe der Recherche.

Prüfungsstoff

Der Prüfungsstoff ergibt sich aus den unterschiedlichen Materialtypen des Seminars, die genau zu analysieren sind. Neben dieser Expertise wird erwartet, dass über die Titel auf der Literaturliste, aber auch über selbst recherchierte Texte ein vertieftes Verständnis der Methoden, Spielräume und Probleme der Geschichte Ozeaniens erworben wird.

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA Geschichte (Version 2019): M1 Quellen und Methoden, UE Quellengattungen, qualitative und quantitative Methoden (5 ECTS).
BA Geschichte (Version 2012): VU Quantifizierung und Statistik (3 ECTS)

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:13