Universität Wien

070174 UE Methoden-Workshop Wissenschaftsgeschichte (2020W)

Verwandtschaft mit der Natur. Totemismusforschung von Pater W. Schmidt bis Descola

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Mittwoch 07.10. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 14.10. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 21.10. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 28.10. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 04.11. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 11.11. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 18.11. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 25.11. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 02.12. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 09.12. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 16.12. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 13.01. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 20.01. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
Mittwoch 27.01. 12:15 - 13:45 Hybride Lehre
Seminarraum Geschichte 3 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Verwandtschaft mit der Natur
Totemismusforschung von Pater W. Schmidt bis Descola

Totemistische Gesellschaften gehen aus europäischer Perspektive besondere und intensive Beziehungen zur Umwelt ein: Tiere, Pflanzen oder Gegenstände können in den Status von Verwandten und Familienmitgliedern erhoben werden und als solche erhebliche Macht auf sich versammeln. Personenkreisen, die nicht zur Totemgruppe gehören, wird zuweilen mit weit weniger Rücksicht begegnet. Wie aber entstand das Konzept des Totemismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts? Mittels welcher Methoden wurde es erschlossen – manche sagen fälschlich hervorgebracht? Welche politischen Hintergedanken hegten die Autoren, unter denen man fast alle großen Namen der Ethnologie aber auch der Sozialwissenschaften dieser Zeit antrifft – wie James G. Frazer (1887), Émile Durkheim (1910), Sigmund Freud (1913), Franz Boas (1916) und Claude Lévi-Strauss (1962) äußerten sich zu dem Phänomen. In Wien veranlasste der seinerzeit überaus sichtbare, wenn auch später nicht unumstrittene Pater Wilhelm Schmidt um 1915 sein gesamtes wissenschaftliches Netzwerk, für die Zeitschrift „Anthropos“ ihre Deutung des Totemismus zu formulieren.
Das Seminar führt anhand dieses Materials praktisch in die wissenschaftshistorische Konzeptgeschichte ein. Verglichen werden unterschiedliche methodischen Herangehensweisen an ein und dasselbe Phänomen: Gesellschaften, in denen Verwandtschaft über die Grenzen des Humanen hinaus an der Tagesordnung sind. Über diese genaue Vergleichsmöglichkeit hinaus eignet sich die Ethnologiegeschichte noch aus einem zweiten Grund besonders für eine Methodenreflexion: Das Fach erschließt neue Welten, gilt aber zugleich als Stütze des Kolonialismus. Die Macht der Objekte und naturschützende Tabus, aber auch Frauenraub und evolutionäre Vorstellungen, koloniale und rassistische Verstrickungen einzelner methodischer Zugriffe müssen in den je unterschiedlichen methodischen Zugriffen problematisiert werden. Ist die Ethnologie unweigerlich an dem beteiligt, was Boaventra de Sousa Santos Epistemicide nennt: Das auslöschen anderslautender Perspektiven im Zuge der europäischen Expansion? Oder erfüllen die erschlossenen Perspektiven des Totemismus die Forderungen nach „non-northern epistemologies“? Daher schließt das Seminar mit Beispielen aus der jüngsten Forschungsrenaissance zu totemistischen Gesellschaften: Der französischen Ethnologe Philippe Descola unterscheidet diese Denkweise von animistischen und naturalistischen Gesellschaftstypen. Der brasilianische Ethnologe Eduardo Viveiros de Castro macht durch die Methode des indianischen Perspektivismus vergleichbare Vorschläge.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die ersten Sitzungen des Seminars werden für alle ausschließlich online stattfinden. Eine Einladung mit einem Link erfolgt gesondert am Tag der Veranstaltung. In Abhängigkeit von der Gesamtsituation wird über Hybridlehre zu befinden sein. Für Risikogruppen wird eine Online-Teilnahme ermöglicht.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Orientierungsfähigkeit im Fachgebiet, Kenntnis der wichtigsten Konzepte und Methoden der Wissenschaftsgeschichte, Fähigkeit zur eigenständigen Recherche in Fachbibliographien und Archivportalen, Vertrautheit mit exemplarischen Fällen, Maßstab ist zudem stets die generelle wissenschaftliche Befähigung: Originalität des Zugriffs, die Eigenständigkeit und Klarheit der Argumentation, kritischer Umgang mit dem Material, nuancierte Einschätzung der Forschungsliteratur, Tiefe der Recherche.

Prüfungsstoff

Der Prüfungsstoff ergibt sich aus dem Seminarplan, der auf Moodle bereitgestellt wird und dem selbst gewählten Arbeitsvorhaben.

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

SP Wissenschaftsgeschichte

MA Geschichte (2014): 3 ECTS
MA Geschichte (2019): 5 ECTS

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:13