Universität Wien

070185 SE Seminar - Die italienische Außenpolitik 1861 - 1992 (2016S)

mit besonderer Berücksichtigung der Beziehungen zur Donaumonarchie und zur Republik Österreich

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch, Englisch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

teilweise geblockt. Die weiteren Termine werden im März vereinbart. (voraussichtlich im Zeitraum 25.-29.4. und 30.5.-3.6.)

  • Mittwoch 09.03. 11:30 - 13:00 (ehem. Hörsaal 48 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)
  • Dienstag 26.04. 08:00 - 11:15 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Mittwoch 27.04. 08:00 - 11:15 Seminarraum 2, Währinger Straße 29 1.UG
  • Donnerstag 28.04. 08:00 - 11:15 (ehem. Hörsaal 23 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 5)
  • Dienstag 31.05. 08:00 - 11:15 Prominentenzimmer Hauptgebäude, Tiefparterre Hof 4
  • Mittwoch 01.06. 08:00 - 11:15 Seminarraum 2, Währinger Straße 29 1.UG
  • Donnerstag 02.06. 09:45 - 13:00 (ehem. Seminarraum 10 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 5 Hof 3)
  • Mittwoch 08.06. 11:30 - 13:00 (ehem. Hörsaal 48 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8)

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Gründung des Königreichs Italiens im Jahr 1861 markiert einen geopolitischen Paradigmenwechsel im Süden Europas. Das am Wiener Kongress eingerichtete Gleichgewicht der italienischen Staatenwelt war durch die Niederlage von Solferino 1859 entscheidend erschüttert worden. Der erzwungene Teilrückzug der Habsburgermonarchie aus Italien und die mit französischer Unterstützung erfolgte Expansion Sardinien-Piemonts, unter dessen Führung das Königreich Italien entstand, veränderten die politische Karte des zentralen Mittelmeerraums. Nach Jahren politischer Unsicherheit wurde Italien nach dem Ende des Kirchenstaates zu einer Regionalmacht, deren Interessen von den Großmächten ernst genommen werden mussten. Unterstützt wurde diese Entwicklung durch den Sieg des konservativ-monarchischen über das liberal-republikanische Prinzip, erschwert durch den Fortbestand sozialer Gegensätze und dem daraus resultierenden revolutionär-anarchistischen Potential sowie durch das Erstarken irredentistischer Propaganda. Der Abschluss des Dreibundes diente vor allem dem Interessensausgleich zwischen Österreich-Ungarn und Italien, die im Adriaraum und am Balkan ähnliche Interessen verfolgten, und der Regelung immer wieder aufbrechender Konflikte. Ein wichtiges Ziel der italienischen Außenpolitik war im Hinblick auf die Mittelmeerpolitik ein möglichst friktionsfreies Verhältnis zu Großbritannien. Dies bedingte eine teilweise unklare außenpolitische Linie Italiens, wenn auch die prinzipielle Ausrichtung bis 1914 nicht in Frage gestellt wurde. 1915 setzte sich die irredentistisch-interventionistische Linie durch, die bisherigen Bündnispartner wurden zu Antagonisten.
Der Mythos von der "Vittoria mutilata", wonach die Friedensschlüsse von Versailles Italien um die Früchte seines Sieges gebracht hätten, verstärkte die imperialistischen Tendenzen des Faschismus und die italienischen Hegemonieansprüche im östlichen Mittelmeerraum sowie in Südost- und Ostmitteleuropa. Mit dem Verschwinden der Habsburgermonarchie war ein wichtiger politischer Konkurrent weggefallen. Auch die Römischen Protokolle 1934 waren weniger das Zeichen einer Aussöhnung mit der Republik Österreich, vielmehr sollten dadurch die italienischen politischen und ökonomischen Interessen in Ostmitteleuropa vorangetrieben werden. Österreich konnte kaum politisch gestaltend eingreifen, auch die Südtirol-Frage wurde nicht thematisiert. Die Annäherung zwischen Mussolini und Hitler beendete schließlich diese außenpolitische Phase und machte den Weg zum Anschluss frei. Nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedete sich Italien nur schrittweise von den Prämissen der früheren Politik, insbesondere die Beziehungen zu Österreich waren von einer retardierenden italienischen Politik in der Südtirol-Frage dominiert, die erst durch deren Internationalisierung einer Lösung zugeführt werden konnte. Italien verzichtete auf seine Hegemonieansprüche und gestand den Südtirolern eine weitgehende Autonomie sowie sprachliche und kulturelle Sonderrechte zu. Durch die klare Westorientierung Italiens und die Gründung der Europäischen Gemeinschaft gewann die italienische Außenpolitik ein neues Profil, wobei Italien phasenweise eine dynamische Ostpolitik betrieb und auch hinsichtlich des arabischen Raums eigenständige Positionen bezog. Die Auflösung Jugoslawiens und der Sowjetunion sowie die Integration Europas führten zu neuen politischen Konstellationen im internationalen System, in dem die Republik Italien - in Wechselwirkung mit innenpolitischen Prozessen - seine außenpolitischen Positionen neu definieren musste.
Ein wesentliches Ziel des Seminars ist die Analyse der Kontinuitäten und Brüche der italienischen Außenpolitik in den vergangenen eineinhalb Jahrhunderten, wobei auch (meist gedruckte) Quellen verwendet werden sollen. Italienischkenntnisse sind erwünscht, nicht jedoch Voraussetzung.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Für die Beurteilung maßgeblich sind neben der mündlichen Präsentation und der schriftlichen Abfassung einer Seminararbeit vor allem die Mitarbeit an der Erarbeitung und Diskussion gemeinsamer Themen- und Fragestellungen.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Referat und schriftliche Arbeit.

Prüfungsstoff

Literatur

Holger Afflerbach, Der Dreibund. Europäische Großmacht- und Allianzpolitik vor dem Ersten Weltkrieg Wien-Köln-Weimar, 2002.
Thilo Baier, Italiens Österreichpolitik 1934-1938, Hamburg 2014.
Mario Barone, Ennio Di Nolfo, a cura di, Giulio Andreotti. L'uomo, il cattolico, lo statista, Soveria Mannelli, 2010.
H. James Burgwyn, The Legend of the mutilated Victory: Italy, the Great War, and the Paris Peace Conference 1915-1919, Westport, 1993
H. James Burgwyn, Italian Foreign Policy in the Interwar Period 1918-1940, London-Westport, 1997.
H. James Burgwyn, Empire on the Adriatic : Mussolini's conquest of Yugoslavia, 1941 -1943, New York, 2005.
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Friedrich Engel-Janosi, Österreich und der Vatikan 1846-1918. Graz, 1958-1960.
Alan Cassels, Mussolini’s Early Diplomacy, Princeton, 1970.
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Renzo De Felice, Mussolini il duce. Gli anni del Consenso, Torino, 1974.
Renzo De Felice, Mussolini il duce. Lo Stato totalitario 1936-1940, Torino, 1981.
Renzo De Felice, Mussolini alleato 1940-1945. L'Italia in guerra 1940-1943, Torino, 1990.
Tiziana Di Maio, Alcide De Gasperi und Konrad Adenauer, Frankfurt am Main, 2014.
Ennio Di Nolfo, La Guerra Fredda e l'Italia 1941-1989, Firenze, 2010.
Ennio Di Nolfo, a cura di, La politica estera italiana negli anni Ottanta, Manduria, 2003.
Markus Dreist, Die deutsch-italienischen Beziehungen im Spannungsfeld der europäischen Politik 1918-1934, Frankfurt, 2000.
Gianluca Falanga, Mussolinis Vorposten in Hitlers Reich, Berlin, 2008.
Luigi Vittorio Ferraris, Manuale della politica estera italiana 1947-1993, Roma-Bari, 1996
Manfred Funke, Sanktionen und Kannonen. Hitler, Mussolini und die internationalen Abessinienkonflikt, Düsseldorf, 1970.
Michael Gehler, Maddalena Guiotto, a cura di, Italien, Österreich und die Bundesrepublik Deutschland in Europa. Ein Dreiecksverhältnis in seinen wechselteitigen Beziehungen und Wahrnehmungen von 1945/1949 bis zur Gegenwart, Wien, Köln, Weimar, 2012.
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Luciano Monzali, Gli Italiani di Dalmazia e le relazioni italo-jugoslave nel Novecento, Venezia, 2015.Vojislav G. Pavlovic, a cura di, Italian Balkan Strategies (19th-20th Century), Belgrade, 2014.
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Wolfgang Schieder, Benito Mussolini, München 2014.
Rolf Steininger, Südtirol zwischen Diplomatie und Terror 1947-1969, Bolzano, 1999.
Leopold Steurer, Südtirol zwischen Rom und Berlin 1919-1939, Wien, München, 1980.
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Brunello Vigezzi, L'Italia di fronte alla prima guerra mondiale. Vol. 1: L'Italia neutrale (Milano-Napoli 1966). Dello stesso autore: Da Giolitti a Salandra, Firenze 1969.
Christian Vordemann, Deutschland-Italien 1949-1961. Die diplomatischen Beziehungen, Frankfurt am Main, 1994.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Geschichte: Seminar im Pflichtmodul 4 (6 ECTS) | | MA Historisch-Kulturwissenschafltiche Europaforschung: Seminar Vertiefung 1 oder 2 (6 ECTS) | Diplom UF Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung: Seminar Vertiefung zu Historisch-Kulturwissenschaftlicher Europaforschung, Politikgeschichte (6 ECTS)

Letzte Änderung: Di 01.10.2024 00:09