Universität Wien

070201 FS Forschungsmodul Frauen- und Geschlechtergeschichte (2014W)

Impotenz in der Frühen Neuzeit. Definitionen. Evidenzen. Konsequenzen

10.00 ECTS (4.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

plus Archivtermine nach Vereinbarung

  • Mittwoch 08.10. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 15.10. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 22.10. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 29.10. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 05.11. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 12.11. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 19.11. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 26.11. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 03.12. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 10.12. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 17.12. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 07.01. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 14.01. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 28.01. 10:45 - 12:15 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im christianisierten Europa übte die Kirche seit dem 12. Jahrhundert die Jurisdiktion in Ehesachen aus. Die mittelalterlichen Kirchenväter hatten die Ehe zum Sakrament erklärt und bestimmt, dass christliche Eheleute gemeinsam zu leben, Tisch und Bett zu teilen hatten. Fortpflanzungsorientierte Sexualität war nicht nur eheliche Pflicht (debitum conjugale), sondern für das Zustandekommen der Ehe auch konstitutiv. Neben dem Eheversprechen vor Priester und ZeugInnen und der Eintragung in ein Trauungsbuch, obligat für KatholikInnen seit dem Konzil von Trient, erforderte eine gültige Ehe die »fleischliche Vermischung« (copula carnalis) von Mann und Frau. Erst diese schuf das als unauflösbar konzipierte Band der Ehe (vinculum matrimonii).
Was aber geschah, wenn dieses Band nicht zustande kommen konnte? Wenn Impotenz oder körperliche Abneigung den Vollzug der Ehe unmöglich machten? Machte es einen Unterschied, ob das sexuelle Unvermögen als dauerhaft oder temporär galt, ob es nach zeitgenössischem Befund durch Krankheit oder Zauber ausgelöst worden war? Welche Handlungsdirektiven gaben Theologie und Medizin vor? Wie agierten Kirchengerichte, die sich im Rahmen von Eheannullierungsverfahren mit dem Problem auseinandersetzen mussten? Welche Ratschläge erteilten hinzugezogene akademische Ärzte und geprüfte Hebammen? Welche Optionen hatten die betroffenen Ehepaare?
All diesen Fragen wollen wir im Forschungsseminar anhand von gedruckten - theologischen, juristischen und medizinischen - Texten und ungedruckten Quellen - Konsistorialprotokolle, medizinische Gutachten - der Frühen Neuzeit nachgehen.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Bewertung setzt sich zusammen aus: Erstens der aktiven Teilnahme an den Sitzungen und den Archivterminen; zweitens der Qualität der Abschlussarbeit. Die Abschlussarbeit kann entweder als Seminararbeit oder als Forschungsantrag formuliert werden, der den Forschungsstand skizziert, konkrete Forschungsfragen formuliert, einen ersten Einblick in die zu bearbeitenden Archivbestände gibt und theoretische und methodische Konzepte benennt, die zur Analyse der Quellen und Beantwortung der Forschungsfragen herangezogen werden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Neben der Einübung in Quellen- und Forschungsarbeit sollen im Forschungsseminar auch Forschungsförderungsinstitutionen vorgestellt und die jeweiligen Antragskriterien dahingehend befragt werden, wie Forschungsanträge formuliert werden müssen, um realistische Chancen auf eine positive Begutachtung zu haben.

Prüfungsstoff

In der ersten Phase des Seminars werden wir gemeinsam den Forschungsstand zum Thema erarbeiten und die zeitgenössischen Texte einem close reading unterziehen. Einen ersten Einblick in die Praxis vermitteln die digital zur Verfügung gestellten ungedruckten Quellen, anhand derer gleichzeitig das Lesen der Kurrentschrift erlernt bzw. aufgefrischt wird. Darauf aufbauend werden wir in der zweiten Phase im Diözesanarchiv Wien und im Universitätsarchiv Wien nach weiteren Quellen suchen, diese digitalisieren und transkribieren. Das so gewonnene Quellenkorpus werden wir anhand eines gemeinsam erarbeiteten Analyse- bzw. Fragerasters analysieren. In einem abschließenden Schritt sollen die Forschungsergebnisse in Relation zum Forschungsstand gesetzt werden.

Literatur

Pierre Darmon, Le tribunal de l'impuissance. Virilité et défaillances conjugales dans L'Ancienne France. Éditions du seuil: Paris 1979.
Maren Lorenz, Kriminelle Körper - Gestörte Gemüter. Die Normierung des Individuums in Gerichtsmedizin und Psychiatrie der Aufklärung. Hamburger Edition: Hamburg 1999, 71-133 (Kapitel: Ehen in foro ecclesiastico)
Erik O. Ründal, "daß seine Mannschaft gantz unvollkommen sey". Impotenz in der Frühen Neuzeit - Diskurse und Praktiken in Deutschland, in: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 22,2 (2011), 50-74.
Walter Stephens, Witches who steal penises: impotence and illusion in "Malleus maleficarum", in: The journal of medieval and early modern studies, 28,3 (1998), 495-529.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Frauen- und Geschlechtergeschichte: Forschungsmodul; Forschungsseminar (10 ECTS) | MA Geschichte: APMG Geschichte der Neuzeit; Forschungsmodul Geschichte der Neuzeit; Forschungsseminar (10 ECTS) |

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30