Universität Wien

070206 KU Globalgeschichtliche Arbeitstechniken (2014S)

3.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Englisch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 05.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 19.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 26.03. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 02.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 09.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 30.04. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 07.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 14.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 21.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 28.05. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 04.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 11.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 18.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9
  • Mittwoch 25.06. 09:00 - 10:30 Seminarraum Geschichte 2 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 9

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Durchdringung Afrikas durch europäische Mächte kann ohne Zweifel als Beginn einer neuen historischen Phase des Kontinents betrachtet werden. Sie führte zwar zur Destabilisierung bestehender Gesellschaftsstrukturen, konnte diese dennoch nicht komplett ausradieren. Die aktuelle afrikanische Historiographie bestätigt die Existenz von komplexen präkolonialen Gesellschaften, die dem transatlantischen Sklavenhandel wie auch dem Kolonialismus vorangegangen sind: etwa die großen Kaiserreiche Ghana, Mali, Gao (7. bis 12. Jahrhundert) oder die Königreiche Tekrur, Waalo, Fuuta Tooro.
Der Kolonialismus in Afrika, d.h., die totale europäische Vorherrschaft über den Kontinent hat den natürlichen Entwicklungsgang der Gesellschaften stark beeinträchtigt. Überzeugt von der Überlegenheit der europäischen Zivilisation begannen Franzosen oder Engländer, eigene Kolonialreiche zu errichten. In dieser Hinsicht hat Frankreich, um seine Kolonial- sowie Assimilationspolitik legitimieren zu können, auf die universalen Ideale der Revolution zurückgreifen müssen. Frankreich war die einzige Metropole, die versucht hat, das Konzept der Assimilation in die Tat umzusetzen. Dies führte im Laufe des Kolonisierungsprozesses zu einer intensiven Debatte über zwei Herrschaftsmodelle: Assimilation und/oder Assoziation. Das Assoziationsprinzip fußte auf dem Argument, außereuropäische Völker hätten eigene soziale und kulturelle Werte, die auf jeden Fall anerkannt werden mussten. Assimilation hingegen bedeutete die vollständige Integration in die „grande Nation“, also die unbeschränkte Identifizierung zwischen Kolonialherren und Dominierten. Die Logik der Assimilation bestand also darin, spezifische Zivilisationsmerkmale kolonisierter Völker einfach zu negieren. Diese sollten nämlich durch die Übernahme der metropolitanen Kultur von ihrer „historischen Stagnation“ befreit werden. Dennoch waren Verfechter beider Konzepte sich darüber einig, dass weder Assimilation noch Assoziation ein Hindernis für die französische Vorherrschaft darstellen sollten. Die Briten hatten ebenfalls eine eigene Zivilisierungsdoktrin, die allerdings nicht so intensiv und nüchtern betrieben wurde wie die französische Mission civilisatrice. Der britische Führungsanspruch wurde später dadurch bestätigt, zumal London sich rühmen konnte, das größte Kolonialreich zu besitzen.
Zudem haben sich manche prominente europäische Literaten und Philosophen damit befasst, die intellektuelle Unterlegenheit der Afrikaner [es ist auch die Rede von einem kompletten Defizit an jeglicher Intellektualität] zu untermauern. So schrieb Immanuel Kant [in Anlehnung an David Hume], dass Neger nicht in der Lage wären, abstrakt zu denken. Hegel seinerseits wollte in seinen „Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte“ die A-Historizität der Afrikaner feststellen und behauptete, Afrika befände sich an der Türschwelle der Geschichte. Für den Graf Arthur de Gobineau war es wichtig, in seinem „Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen“ (1853-1855), die Überlegenheit der arischen Rasse zu begründen. In seiner Rassenhierarchie stehen die „Schwarzen“ nämlich an der untersten Stufe der Menschheit. Darüber hinaus wird eine gründliche Studie von Kolonialberichten [in Paris, Aix-en-Provence (Frankreich) oder Dakar (Senegal)] zeigen, dass die Beziehungen zwischen Kolonialherren und Kolonisierten stets von einem überaus rassistischen Diskurs geprägt waren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

regelmäßige und aktive Teilnahme; kurze Referate halten; Verfassen von kleinen Hausaufgaben bzw. einer schriftlichen Arbeit.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Aufgabe der LV ist es, anhand von Archivdokumenten und wissenschaftlichen Texten die ideologische Basis der „Mission civilisatrice“ zu beleuchten bzw. das französische Sendungsbewusstsein [in Zusammenhang mit der europäischen Kolonialexpansion] zu analysieren. Ferner werden Auswirkungen der von der Kolonialadministration konsequent durchgeführten Assimilationspolitik auf die Emanzipationsbewegungen sowie die massive Einflussnahme der kulturellen Werte Frankreichs auf die Grundhaltung afrikanischer Antikolonialisten erläutert. Am Beispiel von historischen Quellen und Werken wird der Versuch unternommen, durch regelmäßige Übungen Themen zu finden, Fragestellungen zu formulieren, eigene Thesen aufzustellen, vorhandene Theorien zu analysieren und deuten, Quellen zu suchen bzw. auswählen, Quellen in Referaten und schriftlichen Arbeiten zu verwenden, Quellen und Thesen zu belegen oder widerlegen, Zitierregeln richtig anzuwenden etc… Am Ende des Semesters sollten die Kurs-TeilnehmerInnen in der Lage sein, sich der geschichtswissenschaftlichen Techniken selbstständig zu bedienen und somit auch Referate zu halten und schriftliche Arbeiten zu verfassen.

Prüfungsstoff

Literatur

LITERATUR

1. Albertini, Rudolf: Europäische Kolonialherrschaft 1800-1840, Atlantis Verlag, Zürich/Freiburg 1976.
2. Ansprenger, Franz: Politik im Schwarzen Afrika: Die modernen politischen Bewegungen in Afrika französischer Prägung, Westdeutscher Verlag, Köln/Opladen 1961.
3. Balibar, Etienne / Wallerstein, Immanuel: Rasse, Klasse, Nation: ambivalente Identitäten, Suhrkamp Verlag, Hamburg/Berlin 1990.
4. Betts, Raymond F.: Assimilation and Association in French Colonial Theory, University of Nebraska Press 2005.
5. Césaire, Aimé: Über den Kolonialismus, Berlin 1968.
6. Chafer, Tony / Sackur, Amanda: Promoting the Colonial Idea. Propaganda and Visions of Empire in France, Palgrave Macmillan 2002.
7. Conklin, Alice L.: A Mission to Civilize: The Republican Idea of Empire in France and West Africa, Stanford University Press 1997.
8. Daus, Ronald: Die Erfindung des Kolonialismus, Hammer Verlag, Wuppertal 1983.
9. Fanon, Frantz: Die Verdammten dieser Erde, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1981.
10. Fanon, Frantz: Schwarze Haut, weiße Masken, Syndikat Verlag, Frankfurt am Main 1980.
11. Frobenius, Leo : Kulturgeschichte Afrikas. Prolegomena zu einer historischen Gestaltlehre, Zürich 1900 / Wuppertal 1998.
12. Geiss, Immanuel: Geschichte des Rassismus, Frankfurt am Main 1988.
13. Ginio, Ruth: French Colonialism Unmasked: The Vichy Years in French West Africa, University of Nebraska Press, Lincoln/London 2006.
14. Gobineau, Joseph Arthur (Comte de): Essai sur l’inégalité des races humaines, Editions Pierre Belfond, Paris 1967.
15. Hänel, Karl: Das französische Kolonialreich, Wilhelm Goldmann Verlag, Leipzig 1940.
16. Harding, Leonhard: Einführung in das Studium der afrikanischen Geschichte. LIT Verlag, Hamburg 1994.
17. Hegel: Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte [Band 12], Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1970.
18. Leclerc, Gérard: Anthropologie und Kolonialismus, Carl Hanser Verlag, München 1973.
19. Lévi-Strauss, Claude: Rasse und Geschichte, Frankfurt am Main 1972.
20. Marx, Christoph: Geschichte Afrikas von 1800 bis zur Gegenwart, Ferdinand Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 2004.
21. Melber, Henning: Der Weißheit letzter Schluß. Rassismus und kolonialer Blick, Brandes & Apsel Verlag, Frankfurt am Main 1992.
22. Moneta, Jakob: Die Kolonialpolitik der französischen KP, Verlag für Literatur und Zeitgeschehen, Hannover 1968.
23. Osterhammel, Jürgen: Kolonialismus: Geschichte-Formen-Folgen, C.H. Beck Verlag, München 2003.
24. Perham, Margery: Bilanz des Kolonialismus, Stuttgart 1963.
25. Ruscio, Alain: Le Credo de l’homme blanc, Editions Complexe, Paris 2002.
26. Said, Edward: Kultur und Imperialismus: Einbildungskraft und Politik im Zeitalter der Macht, Frankfurt am Main 1994.
27. Sarr, Amadou Lamine: Lamine Senghor (1889-1927). Das Andere des senegalesischen Nationalismus, Böhlau Verlag, Wien/Köln/Weimar 2011.
28. Schmale, Wolfgang : Geschichte Frankreichs, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000.
29. Semjenov, Juri: Glanz und Elend des französischen Kolonialreiches, Deutscher Verlag, Berlin 1942.
30. Suret-Canale, Jean: Afrique Noire. L’Ere coloniale 1900-1945, Editions Sociales, Paris 1964.
31. Wallerstein, Immanuel: Die Barbarei der anderen. Europäischer Universalismus, Berlin 2007.
32. Ziegler, Jean: Der Sieg der Besiegten. Unterdrückung und kultureller Widerstand, Wuppertal 1989.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Globalgeschichte und Global Studies: APM Grundlagen der Globalgeschichte, Globalgeschichtliche Arbeitstechniken (3ECTS) | BA 11: ZWM Globalgeschichte (3 ECTS) | BA 08: ZWM Globalgeschichte (3 ECTS)

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30