Universität Wien

070226 VO Weitere Zugänge - Die Globalisierung des Marco Polo (2024S)

das 13. Jahrhundert in politischer, wirtschaftlicher, kultur- und umwelthistorischer Perspektive zwischen Atlantik und Pazifik

5.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte

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Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Donnerstag 07.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 14.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 21.03. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 11.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 18.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 25.04. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 02.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 16.05. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 06.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 13.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 20.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8
Donnerstag 27.06. 15:00 - 16:30 Hörsaal 50 Hauptgebäude, 2.Stock, Stiege 8

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Das 13. Jahrhundert wird aus westeuropäischer Sicht oft als Übergangszeit zwischen dem Hoch- und Spätmittelalter gedeutet, unter anderem verknüpft mit dem Machtverfall des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich und dem Aufstieg stärker zentralisierter Staaten wie des Königreichs Frankreich. Aber auch jenseits Westeuropas was das 13. Jahrhundert mit großen Umwälzungen verbunden: die Eroberung Konstantinopels im 4. Kreuzzug 1204 markierte den Zerfall der Machtsphäre des byzantinischen Reichs rund um die Ägäis. Noch größere Territorien wurden von Westexpansion der Mongolen erfasst, die für den Zusammenbruch der Kiewer Rus (1240) in Osteuropa, des Seldschukenreichs in Kleinasien (1243) und des Abbasidenkalifats in Bagdad (1258) sorgten. Erst den Mamluken, die 1250 die Macht in Ägypten übernommen hatten, gelang es den mongolischen Vormarsch in Syrien 1260 zu stoppen. Danach zerschlugen sie die verbliebenen Besitzungen der Kreuzfahrer in der Levante, deren letzte Festlandsbasis Akkon 1291 an die Mamluken fiel. Daneben existierte das armenische Königreich in Kilikien als Bündnispartner der Mongolen bis 1375 weiter.
Die mongolische Expansion verknüpft die Ereignisse im Westen Eurasiens auch mit jenen in Zentral- und Ostasien, deren Staatenwelt ebenfalls von Dschingis Khan und seinen Nachfolgern unterworfen wurde, darunter das Reich von Choresm zwischen Aralsee und Ostiran (1221) oder die südliche Song-Dynastie in China (1279), während Angriffe auf Japan 1274 und 1281 scheiterten. Mit der „Pax Mongolica“ intensivierte sich aber ebenso die Mobilität von Menschen, Gütern und Ideen über den eurasischen Kontinent hinweg, die oft mit dem Namen des Marco Polo (1254-1324) verbunden wird, dessen Tod sich 2024 zum 700. Mal jährt. Er war aber nur einer von zahlreichen (freiwilligen und unfreiwilligen) Reisenden in diesen Jahrzehnten. An Umfang bedeutsamer war der Austausch zwischen der islamischen Welt und den Mongolenreichen in Zentral- und Ostasien.
Neben diesen eurasischen Verflechtungen nimmt die Vorlesung auch oft weniger beachtete Entwicklungen in den Blick, etwa den Aufstieg der ab 1270 regierenden Solomonischen Dynastie in Äthiopien und die Blütezeit des Reichs von Mali in Westafrika, den gleichfalls erfolgreichen Widerstand gegen die Mongolen durch das nordindische Sultanat von Delhi, den allmählichen Machtverfall des Reichs der Khmer in Südostasien oder die weitreichenden Entdeckungs- und Besiedlungsfahrten der Polynesier, die im 13. Jahrhundert auch Neuseeland erreichten. Als verbindende Klammer bietet sich neben den Rhythmen der politischen Geschichte und der Mobilität durch Eroberung, Migration, Handel und Gelehrsamkeit die umwelthistorische Dynamik an, markierte das 13. Jahrhundert doch auch weltweit den Übergang von der Mittelalterlichen Klima-Anomalie zur Kleinen Eiszeit, die dann die folgende „Krise des Spätmittelalters“ prägen sollte.
Die Vorlesung verknüpft übergreifende Darstellungen mit Regionalstudien, unter Nutzung von Text-, Bild- und Kartenmaterial auf der Grundlage historischer, archäologischer und naturwissenschaftlicher Befunde. Sie bietet sowohl eine Einführung in globalgeschichtliche Perspektiven auf jene Periode, die man für den europäischen Raum „Mittelalter“ nennt, als auch damit verbundene aktuelle Debatten der Geschichtswissenschaft. In die Vorlesung werden auch Ergebnisse des FWF-Projekts „Entangled Charters of Anatolia (1200-1300, ENCHANT) einfließen, aus dessen Team neben den beiden LV-Leiter*innen (Ekaterini Mitsiou und Johannes Preiser-Kapeller) auch András Barati und Samvel Grigoryan zu einzelnen Themen vortragen werden.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Abschlussklausur

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Die schriftliche Abschlussprüfung wird nach einem Punktesystem bewertet (mögliche Gesamtpunktzahl: 100, 91-100: sehr gut, 80-90: gut, 66-79: befriedigend, 51-65: ausreichend, 0-50: nicht ausreichend). Sie besteht aus vier Abschnitten mit Übersichtsfragen und einer Textinterpretation.

Prüfungsstoff

Basis für die Prüfung sind der Inhalt der Vorlesungseinheiten und der gemeinsamen Lektüre und Analyse von Texten. Materialien zur Vorbereitung werden immer im Vorfeld der jeweiligen Einheit elektronisch an die angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer übermittelt werden (über Moodle).

Literatur

Literatur zur Einführung (eine umfassende Bibliographie wird im Rahmen der VO übermittelt):
J. Abu-Lughod, Before European Hegemony. The World System A.D. 1250–1350. New York 1989.
Ch. Baumer, The History of Central Asia: The Age of Islam and the Mongols. London 2016.
M. Borgolte, Die Welten des Mittelalters: Globalgeschichte eines Jahrtausends. München 2022.
B. M. S. Campbell, The Great Transition: Climate, Disease and Society in the Late Medieval World. Cambridge 2016.
F.-X. Fauvelle, Das goldene Rhinozeros: Afrika im Mittelalter. München 2017.
P. Feldbauer/A. Schottenhammer (Hg.), Die Welt 1000–1250 (Globalgeschichte: Die Welt 1000-2000). Wien 2011.
L. Genicot, Le XIIIe siècle européen. Paris 1999.
St. G. Haw, Marco Polo's China: A Venetian in the Realm of Khubilai Khan. Abingdon 2006.
D. G. König (Hg.), Geschichte der Welt 600-1350. Geteilte Welten. München 2023.
Ch. Lamouroux, La Dynastie Des Song: Histoire Generale de la Chine (960-1279). Paris 2022.
M. Münkler, Marco Polo: Leben und Legende. München 2015.
J. Preiser-Kapeller, Der Lange Sommer und die Kleine Eiszeit. Klima, Pandemien und der Wandel der Alten Welt von 500 bis 1500 n. Chr. Wien 2021.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA Geschichte (Version 2019): PM Längsschnitte (5 ECTS) / ZWM Weitere Aspekte, Epochen und Räume 1 oder 2 (5 ECTS).
EC Geschichte: VO Weitere Zugänge (5 ECTS)
EC Wirtschafts- und Sozialgeschichte: Weitere Zugänge (5 ECTS)

Letzte Änderung: Di 13.02.2024 14:25