070229 GR Guided Reading [GR] (2012W)

In der europäischen Geschichtsschreibung wurde Ostmittel-, Südost- und Osteuropa lange Zeit unter dem Paradigma der Rückständigkeit mit einer vermeintlich modellhaften Entwicklung in Westeuropa verglichen. Dennoch wurden einige weitreichende staatliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Reformprojekte in Wien, St. Petersburg oder Istanbul umfassender ausgeführt als etwa in London oder Paris. Die "Peripherie" entwickelte sich manchmal schneller als die Zentren der Imperien. Die Stadtgeschichte gilt als eines der Instrumente, die These der sogenannten "verspäteten" oder "mangelhaften" Entwicklung Europas außerhalb seiner Kerngebiete zu bestreiten. Könnte die Urbanisierung als ein gemeinsamer Prozess und als ein Teil der europäischen Modernisierung betrachtet werden, der sich auf der lokalen Ebene aber auch unterschiedlich entwickelte? Haben vergleichbare ethnische und politische Spannungen in Europa ähnliche Folgen verursacht? Wer und wie benutzte den den öffentlichen Raum? War die ethnische, konfessionelle und soziale Topographie der europäischen Städte vergleichbar? Der Kurs versucht die Geschichte Europas des langen 19. Jahrhunderts systematisch in Hinsicht auf diese Aspekte zu analysieren.