Universität Wien

070239 SE Seminar - Quellen und Literatur zur frühen Zwischenkriegszeit (2021W)

Der Völkerbund und die Friedensordnungen in Osteuropa, auf dem Balkan und im Nahen Osten

8.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Mittwoch 06.10. 08:00 - 11:15 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Mittwoch 13.10. 08:00 - 11:15 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Mittwoch 20.10. 08:00 - 11:15 Hörsaal 5 Hauptgebäude, Tiefparterre Stiege 9 Hof 5
  • Mittwoch 27.10. 08:00 - 11:15 Digital
  • Mittwoch 10.11. 09:00 - 11:15 Digital
  • Mittwoch 17.11. 09:00 - 11:15 Digital
  • Mittwoch 24.11. 09:00 - 11:15 Digital
  • Mittwoch 01.12. 09:00 - 11:15 Digital
  • Mittwoch 15.12. 09:00 - 11:15 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhalt: Wie und welchen Frieden schaffen nach totalem Krieg und vielen Gräueln und Kriegsverbrechen? Die wohl bedeutendste Antwort bestand Ende des Ersten Weltkriegs darin, einen weltweit organisierten Bund möglichst demokratischer Nationen zu schaffen. In der damaligen Lage Frieden und eine neue, gerechtere Ordnung zu schaffen, war eine gewaltige Herausforderung. Sie betraf die Welt insgesamt, konkret vor allem das ausgezehrte Europa, den hauptsächlichen Kriegsschauplatz und Kriegsgrund. Sie betraf am konkretesten den Osten und Südosten Europas, wo imperiale Ordnungen teilweise extrem gewalttätig zusammenbrachen (Europa hier im weiten Sinn von «Greater Europe», was Russland und die osmanische Welt einschliesst).
Drei hauptsächliche Optionen oder Visionen standen im Raum: eine freiheitliche Neuordnung auf der Basis von Verfassungsstaaten, Menschenrecht, Völkerrecht und dem Völkerbund; eine sozialistische Weltrevolution auf marxistischer Grundlage; oder ein radikal nationalistischer Kampf für einen souveränen Einheitsstaat in einem möglichst grossen Teil jeweiliger nachimperialer Räume. Diese dritte Option gelang vormaligen imperialen Eliten um Kemal Atatürk, die aus dem jungtürkischen Parteistaat im ausgehenden Osmanischen Reich hervorgegangen waren. Sie genossen russisch-revolutionäre Unterstützung in ihrem antiwestlichen Kampf nach der osmanischen Weltkriegsniederlage und wurden von angehenden Faschisten in Kontinentaleuropa als Vorbild beansprucht. Das bolschewistische Moskau selbst war von den Friedenkonferenzen, die 1919 in Paris begannen und 1923 in Lausanne zum Abschluss kamen, weitestgehend ausgeschlossen.
Der rote Faden des Seminars ist die Frage nach Konzept, Realität und jeweiliger Rolle des Völkerbunds in den Friedensordnungen im nachosmanischen Nahen Osten, in Osteuropa und auf dem Balkan. Im Blick auf den Völkerbund, seine Ausgestaltung, Praxis und Instrumentalisierung durch Mächte werden Versprechen und Versagen der damaligen westlich-liberalen Friedensvision besonders deutlich. Für diese Vision bildete der Völkerbund den Grundstein oder hätte ihn bilden sollen.
Wir setzen uns sowohl mit grundlegenden Texten und Quellen als auch aktueller Sekundärliteratur auseinander, die auf offene historische Fragen neue Antworten sucht. Beispiele für Schwerpunktthemen der einzelnen Sitzungen sind Flüchtlinge und Nansen-Pass, Minderheitenregelungen, Nahostmandate, «Bevölkerungsaustausch» und «demographic engineering» sowie Türkei und Völkerbund.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Regelmässige aktive Teilnahme, insbesondere mit vorbereiteten Feedbacks zu den aufgetragenen Lektüren (20%).
Thema der Seminararbeit vorstellen, als Teil einer Gruppenpräsentation, mit einem «Handout» pro Person (1 PDF-Seite A4 oder ein kurzer PowerPoint). (20%).
Seminararbeit (60%): 12-20 Seiten (30'000-50'000 Zeichen); klare Fragestellung und Gliederung; Einbezug von Primärquellen und einschlägiger Sekundärliteratur.
Bitte beachten, dass dieses Seminar in neun Blöcke eingeteilt, und damit in der Vorbereitung intensiver ist als ein über das ganze Semester verteilter Kurs mit zwei Semesterwochenstunden.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Diese LV ist prüfungsimmanent.
Positive Bewertung bei über 50% der erreichbaren Punkte: > 50% < 62,5% = genügend; > 62,5% < 75% = befriedigend; > 75% < 87,5% = gut; > 87,5 % = sehr gut

Prüfungsstoff

Literatur

Vorläufige Hinweise, auch zur Semestervorbereitung geeignet:
Eckart Conze, «Eine Welt des Friedens? Der Völkerbund und die Kontinuität imperialer Herrschaft», in ders., Die grosse Illusion: Versailles und die Neuordnung der Welt. München: Siedler, 2018, S. 223-275.
Jörn Leonhard, Der überforderte Frieden: Versailles und die Welt 1918-1923. München: C.H. Beck, 2018, S. 69-91, 153-178, 463-522, 687-759, 864-881, 1051-1153.
Carolin Liebisch-Gümüş. Verflochtene Nationsbildung: Die Neue Türkei und der Völkerbund 1918–38. München: De Gruyter Oldenbourg, 2020.
Carolin Liebisch-Gümüş, «Embedded Turkification: Nation Building and Violence within the Framework of the League of Nations 1919–1937», IJMES 2020, S. 1–16 (https://doi.org/10.1017/S0020743819000904)
Marcus M. Payk, Frieden durch Recht: Der Aufstieg des modernen Völkerrechts und der Friedensschluss nach dem Ersten Weltkrieg. Berlin: Gruyter, 2018, 429-494.
Susan Pedersen, The Guardians: The League of Nations and the Crisis of Empire. Oxford: Oxford University Press, 2017, S. 1-193.
Zara Steiner, «The Geneva Dream: The League of Nations and Post-War Internationalism», in dies., The Lights that Failed: European International History 1919-1933. Oxford: Oxford University Press, 2007, 349-86.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Schwerpunkte: Zeitgeschichte, Osteuropäische Geschichte
Master Turkologie, Modul M4 (SE Politik und Gesellschaft)

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:14