Universität Wien

070242 FS Forschungsseminar (2011S)

Staat - Nation - Wissenschaft - Individuum

10.00 ECTS (4.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Termine:
Donnerstag, 10. März 2011, 17.00-20.00 Uhr im HS 45;
Montag, 14. März 2011, 10.00-15.00 Uhr (GBA);
Donnerstag, 17. März 2011, 17.00-20.00 Uhr im HS 45;
Donnerstag, 31. März 2011, 17.00-20.00 Uhr im HS 45;
Donnerstag, 7. April 2011, 17.00-20.00 Uhr im HS 45;
Fakultativ: Dienstag, 29. März 2011, Mittwoch, 30. März 2011, Dienstag, 5. April 2011, Mittwoch, 6. April 2011, jeweils 13.00-16.00 Uhr (GBA);
Donnerstag, 16. Juni 2011, Universitätsarchiv in der Postgasse;
Abschlussblock am Samstag, dem 18. Juni 2011, von 9.00-17.00 Uhr im HS 45

Marianne Klemun in Kooperation mit Mag. Thomas Hofmann (Geologische Bundesanstalt; GBA)

Diplom: P1; MA Geschichte: Österreichische Geschichte (10 ECTS)

Das Seminar wird in Kooperation mit Mag. Thomas Hofmann, Leiter der Bibliothek, des Verlages und des Archivs in der Geologischen Bundesanstalt, durchgeführt.

Die Arbeitsweisen in dieser 1849 gegründeten Institution sollen als Vernetzung der Entitäten Staat - Nation - Individuum und Wissenschaft verstanden und elaboriert werden. Welchen Beitrag leisteten einzelne Protagonisten im gemeinsamen Ziel der Institution und welche Arbeitsgänge wurden von ihnen praktiziert? In welcher Weise war eine Institution von staatlichen Vorgaben abhängig und welche Rolle spielt sie für den Staat? Wie kann heute ein biografischer Zugang im Rahmen der neuen Wissenschaftsgeschichte gestaltet werden? Welche Karriereverläufe ermöglichte die Institution für die Individuen? Welche öffentlichen Bezüge existierten?

Das soll in dieser Lehreinheit an konkreten Beispielen und anhand eines konkreten Ortes, nämlich der 1849 gegründeten k.k. Geologischen Reichsanstalt in Wien, der nunmehrigen GBA, analysiert werden.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Inhaltliche Ebene:
"Viribus unitis", die allseits in Politik und Wissenschaft beschworene oder instrumentalisierte Formel der Habsburgermonarchie, repräsentiert das Zurücktreten liberalen Gedankengutes zugunsten unbedingter Loyalität zur Krone nach der gescheiterten Revolution 1848, nachdem sich das Wirtschafts- und Bildungsbürgertum Österreichs, das seine Chance für eine politische Umsetzung versäumt hatte, erneut mit der wiederhergestellten monarchischen Macht arrangieren musste. Nationale Gegensätze wie sie 1848 erstmals radikal zutage gekommen waren, wurden zunächst harmonisiert, und die Antwort auf die evident gewordenen Probleme manifestierte sich nicht zuletzt auch in der staatlichen Zulassung und Förderung wissenschaftlicher zentraler Einrichtungen, der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien (www.oeaw.ac.at), der Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus (www.zamg.ac.at) und der k.k. Geologischen Reichsanstalt (www.geologie.ac.at) in Wien.
In welcher Weise die Wissenschaften zur Aufrechterhaltung der multinationalen Habsburgermonarchie beitrugen und das Projekt einer nationalen Harmonisierung fundierten, stellt den Kern unseres Interesses dar. Die wissenschaftshistorische Analyse könnte mit Fragen in zwei gegensätzliche Richtungen gehen: In welcher Form trug die Naturwissenschaft neben der geschichtlichen Konstruktion zur Etablierung des nationalen Mythos und zur Stabilisierung des Staates bei und in welcher Weise profitierte sie selbst davon? Ein dritter Weg beruht auf jener Überlegung, die kulturelle und diskursive Gemeinsamkeiten als Fundamente des wissenschaftlichen Handelns begreift und kulturelle Paradigmen auch im epistemischen Raum oder in Institutionen manifestieren lässt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Voraussetzungen für die Erwerbung eines Zeugnisses:

Aufgaben, die von den TeilnehmerInnen geleistet werden müssen

1. Aktive Telnahme und unbedingte Präsenz in den Übungseinheiten in der GBA

2. Lektüre mehrerer Texte, für die Folien gemacht werden müssen

3. Erstellen mehrerer Protokolle zu den verschiedenen Einheiten (zur Führung in der GBA, zu den Vorträgen)

4. Erlernung der Kurrentschrift, Übertragung einzelner Texte

5. Besuch zweier Vorträge mit einer Protokollführung

6. Verfassen einer Kurzfassung für den Vortrag, der ein Forschungsproblem für die ^ "Tagung" (Block) ansprechen soll

7. Kurzreferat

8. Gruppendiskussion

9. Verfassen eines Exposés (Arbeit)

10. Schriftliche Seminararbeit, Entwurf für eine größere Arbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziele der Lehrveranstaltung
Das Forschungsseminar hat zum Ziel, den Weg von der theoretischen Lektüre über die praktische Arbeit mit Archivalien in einer konkreten Bibliothek (bzw. auch Archiv) so zu gestalten, dass aus diesem Arbeitsprozess direkt Fragestellungen und Arbeiten hervorgehen.

Prüfungsstoff

Vorgangsweise
Das Prozedere des Seminars sieht vor, dass wir gemeinsam die Bibliothek (bzw. das Archiv) der Geologischen Bundesanstalt besuchen, deren Struktur kennenlernen, wobei Mag. Thomas Hofmann (Bibliotheksleiter) uns leiten und behilflich sein wird. Aus diesem Fundus von dort verfügbarer Literatur und von dort aufbewahrten Dokumenten sollten sich Themen für das Forschungsseminar und für die Diplomarbeiten ergeben.
Nach einer Phase der gemeinsamen Lektüre von Sekundärliteratur soll in einem eigenen Abschnitt Kurrentlesen geübt werden, weiters wird mit dem Besuch der aus der k.k. Geologischen Reichsanstalt hervorgegangenen, noch heute bestehenden Einrichtung, nämlich der Geologischen Bundesanstalt, Quellenmaterial aufgefunden, und es werden praktische und theoretische Zugangsweisen erprobt. Nach einer Phase der gemeinsamen Themenfindung wird in einer letzten Einheit (Blockseminar) in einer Art Tagung in Kurzreferaten organisiert.
Die Tagung soll so gestaltet werden, dass Impulsreferate von allen TeilnehmerInnen gehalten werden und in Arbeitsgruppen Schnittstellen identifiziert werden.

Literatur

1. Mitchell G. Ash, Räume des Wissens – was und wo sind sie? Einleitung in das Thema. In: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 23 (2000) 235-242.

2. Ralph Jessen und Jakob Vogel; Einleitung. Die Naturwissenschaften und die Nation. Perspektiven einer Wechselbeziehung in der europäischen Geschichte. In: Ralph Jessen und Jakob Vogel (Hrsg.), Wissenschaft und Nation in der europäischen Geschichte (Frankfurt am Main 2002) 7-37.

3.Elmar Schübl, Mineralogie, Petrographie, Geologie und Paläontologie. Zur Institutionalisierung der Erdwissenschaften an österreichischen Universitäten, vornehmlich an jener in Wien, 1848-1938 (= Scripta geo-historica 3) Graz 2010, 1-69.

4. Die Geologische Bundesanstalt in Wien. 150 Jahre Geologie im Dienste Österreichs (1849-1999), Wien 1999, 19-138.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Historisch-Kulturwissenschaftliche Europaforschung: Forschungsmodul (10 ECTS); Diplomstudium: P1;

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30