Universität Wien

070246 UE Lektüre historiographischer Texte und Historiographiegeschichte (2025S)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 03.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 10.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 17.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 24.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 31.03. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 07.04. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 05.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 12.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 19.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 26.05. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 02.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 16.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 23.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10
  • Montag 30.06. 11:30 - 13:00 Seminarraum Geschichte 1 Hauptgebäude, 1.Stock, Stiege 10

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Kurs legt den Schwerpunkt auf die narrative Konstruktion historiographischer Texte am Beispiel von Herrscherdarstellungen. Wir lesen, interpretieren, analysieren und reflektieren historiographische Texte (in Auszügen) aus Antike, Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart mit Blick auf Herrscherdarstellungen im allgemeinen und mit Kaiser Maximilian I. (1459-1519) im besonderen. Maximilian I. gilt als Figur einer Übergangszeit zwischen den Epochen Mittelalter und (Früher) Neuzeit, der seitens der Geschichtsschreibung aufgrund ihrer maßgeblichen Stellung in der europäischen Geschichte seit jeher große Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Maximilian selbst hat das was er „Gedechtnus“ nannte bewusst inszeniert, wovon sein imposantes „Ruhmeswerk“ eindrucksvoll Zeugnis gibt: „Wer ime in seinem leben kain gedachtnus macht, der hat nach seinem tod kain gedächtnus und desselben menschen wird mit dem glockendon vergessen…“ (Maximilian I., Weisskunig)
Maximilian entwarf sich in seinem Ruhmeswerk als idealtypische Herrscherfigur unter Rückgriff auf antike und mittelalterliche Vorbilder, Topoi und Referenzmodelle. Dieser Selbstentwurf war derart erfolgreich, dass er für die spätere Historiographie und deren Bilder von Maximilian maßgeblich und prägend wurde. So schreiben auch viele moderne Historiker*innen das von Maximilians Propaganda entworfene Bild eines innovativen Herrschers fort, was sich in Maximilians Beinamen „letzter Ritter“, „Vater der Landsknechte“ und „erster Kanonier“ insbesondere im militärischen Feld ausdrückt. Dieses Bild gilt es in vergleichender Perspektive (Darstellungen anderer Herrscher v.a. des Spätmittelalters) und mit Blick auf Faktoren der Herrscherdarstellung (Geschlecht, Alter, (Dis)ability, Dauer der Herrschaft etc.) in eine längere Tradition einzuordnen.

Fragen:

- Welche Rolle spielen Darstellungen von Herrschern und Herrscherinnen in den
narrativen Konstruktionen von „Geschichte(n)“, wie sie uns in Gestalt
historiographischer Texte überliefert sind?
- Mit welchen Mitteln wird in historiographischen Texten „Geschichte gemacht“?
- Was sagen historiographische Texte über ihre eigene Entstehungszeit aus? Was über
die Zeit, die sie behandeln?
- Wer sind die „Beweger*innen“ der Geschichte? Anonyme Strukturen oder „Große Männer / Große Frauen“ („Great Men Theory“)? „Mentalitäten“ (Annales), „Klassenkämpfe“ (Marxismus)? oder „Epochen“ (Historismus)?

Mit folgenden Problemen befassen wir uns:
- Soziale Perspektivierung der Historiographie (z.B. "große Persönlichkeiten"; Geschichte „von unten“; Soziale Netzwerke etc.)
- Verhältnis von Natur und Kultur und der Ontologie historischer Gegenstände (Historische Anthropologie)
- Geschlechtliche Codierungen von Geschichtsschreibung
- Fragen der Studierenden…(ich werde Sie dazu ermutigen, eigene Fragen zu stellen!)

Wenn Sie diesen Kurs erfolgreich abgeschlossen haben, verfügen Sie über Grundkenntnisse
der Historiographiegeschichte, verstehen, dass Geschichtsschreibung ihrerseits eine
Geschichte hat, kennen die zentrale Entwicklungslinien, Traditionen und
Problemstellungen, die Sie aktiv benennen und beschreiben können. Weiters kennen Sie die
vielfältigen geschichtswissenschaftlichen Ansätze der modernen Geschichtswissenschaft und
können deren spezifische Perspektiven nachvollziehen. Schließlich sind Sie mit zentralen
historiographischen Referenztexten vertraut und haben u.a. ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass
historiographische Texte auch als selbst historische Quellen ausgewertet werden können. (Abhängigkeit der Quellendefinition von der Fragestellung / der Perspektive) Sie lernen weiters, wissenschaftliche Literatur anhand von eindeutigen Kriterien von
nichtwissenschaftlicher Literatur zu unterscheiden und sind mit deren formalen und
inhaltlichen Merkmalen vertraut.

Ziel dieses Kurses ist eine Einführung in die methodisch fundierte Lektüre von historiographischen Texten sowie ein Verständnis der unhintergehbaren Standort- und Zeitgebundenheit von Geschichtsschreibung.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

1) Wöchentliches Verfassen eines Lektüreprotokolls über die verpflichtende Wochenlektüre,
Umfang 2 Seiten, Schriftart Times New Roman, Schriftgrad 12, Zeilenabstand 1,5, Blocksatz,
Format „Letter“ (21,59 cm x 27,94 cm). Abgabe auf Moodle bis spätestens Freitag, 14 Uhr vor
der jeweiligen Sitzung (40%)
2) Aktive und regelmäßige Mitarbeit sowie Teilnahme an den Diskussionsrunden inkl.
einmalige Kurzvorstellung eines vom LV-Leiter zugewiesenen Textes der Wochenlektüre inkl.
ausformulierte Fragen für die Diskussion (40%)
3) Mehrere kleine schriftliche Übungsaufgaben mit termingerechter Abgabe auf Moodle
(20%)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für eine positive Note müssen alle oben unter (1), (2) und (3) genannten Teilleistungen
rechtzeitig abgegeben, vollständig erbracht und mindestens mit „Genügend“ bewertet sein!

Wichtiger Hinweis: Angemeldete Studierende, die in der ersten Einheit der LV ohne den LV-Leiter vorher zu informieren und ohne Angabe
eines wichtigen Grundes nicht erschienen sind, werden ausnahmslos von der
Lehrveranstaltung abgemeldet!

Prüfungsstoff

Bei diesem Kurs handelt es sich um eine prüfungsimmanente Lehrveranstaltung, d.h. die
"Prüfungsleistung" ist kontinuierlich im Laufe des Semesters zu erbringen. ("Die ganze LV ist eine Prüfung.")

s. Programm

Literatur

Historiographische Texte (in Auszügen, wird in der ersten Einheit bekannt gegeben).

Ergänzende Literatur (Auswahl):

Susanne Rau / Birgit Studt (Hg.), Geschichte schreiben: Ein Quellen- und Studienhandbuch zur Historiografie (ca. 1350 - 1750), Berlin 2010.

Patrick Baker et al (eds.), Portraying the Prince in the Renaissance: The Humanist Depiction of Rulers in Historiographical and Biographical Texts, Berlin 2016.

Juliana Dresvina / Nicholas Sparks (eds.), Authority and Gender in Medieval and Renaissance Chronicles, Newcastle upon Tyne, UK 2012.

John W. Burrow, A History of Histories. Epics, Chronicles, Romances and Inquiries from Herodotus and Thucydides to the Twentieth Century, London 2007.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

BA Geschichte (2019): PM1, UE Lektüre historiographischer Texte und Historiographiegeschichte (4 ECTS).
BEd UF GP 05: UE Lektüre historiographischer Texte und Historiographiegeschichte (4 ECTS).

Letzte Änderung: Mo 10.03.2025 10:05