Universität Wien

070264 KU Text- und Diskursanalyse (2009S)

Transstaatliche Lebenswelten u. Diasporanationalismus v. MigrantInnen aus dem ehemaligen Jugoslawien

3.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Donnerstag 19.03. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27
  • Donnerstag 02.04. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27
  • Donnerstag 23.04. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27
  • Donnerstag 07.05. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27
  • Donnerstag 14.05. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27
  • Donnerstag 28.05. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27
  • Donnerstag 18.06. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27
  • Donnerstag 25.06. 13:00 - 17:00 Seminarraum des Instituts für Osteuropäische Geschichte UniCampus Hof 3 2Q-EG-27

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die Geschichte des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien ist von vielfältigen Migrationsbewegungen gekennzeichnet. Nations- und Staatsbildungsprojekte, Zeiten von Krieg und Besatzung, spezifische demografische Entwicklungen sowie Modernisierungsbestrebungen der politischen Eliten haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sehr viele Menschen ihre Heimatorte verlassen haben und sich innerhalb des Landes oder im Ausland niedergelassen haben. Der Wohnortwechsel bedeutete aber vielfach nicht, dass die Beziehungen zum Herkunftsort bzw. zum Herkunftsland aufgegeben wurden. Zahlreiche Beispiele belegen, dass MigrantInnen trotz großer zeitlicher und räumlicher Distanz enge Beziehung zu ihrem sozialen Herkunftskontext pflegen. Dieses Phänomen steht eng mit spezifischen Familien- und Verwandtschaftsbeziehungen in Zusammenhang.
Im Verlauf des ökonomischen Niedergangs und der politischen Desintegration Jugoslawiens erlangten transstaatliche ethnisch strukturierte Migrationsnetzwerke eine zusehends politische Bedeutung. Der Kampf um die Durchsetzung nationaler Rechte im Herkunftsland wurde zu einem vorrangigen Ziel von Diasporagemeinschaften, das vielfach mit enormem ideellem und materiellem Einsatz verfochten wurde.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

regelmäßige Teilnahme, kurzes Referat, Mitarbeit

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel dieser Lehrveranstaltung soll es sein, die Entstehung und Entwicklung albanischer, serbischer und makedonischer Diasporagemeinschaften in Europa und in Übersee zu beleuchten und zu zeigen, welche Voraussetzungen im Herkunftsland aber auch im Destinationsland ausschlaggebend waren, die zur ethnischen Politisierung von Diasporagemeinschaften geführt haben. Dabei sollen zum einen die Lebenswelten von MigrantInnen in verschiedenen nationalen und sozialen Kontexten erörtert werden: die Motive ihrer Migration, ihre Erfahrungen im Herkunfts- und im Destinationsland, ihre symbolischen und materiellen Bindungen an das Herkunftsland sowie die Art und Weise ihrer ethnischen Vernetzung. Hier soll sowohl auf die Generationenfolge als auch auf unterschiedliche Wahrnehmungen zwischen den Geschlechtern bedacht genommen werden. Zum anderen sollen verschiedene politische, ökonomische und soziale Implikationen der Diasporapolitik für die betroffenen Länder erörtert werden. Wie sich in Kosovo aber auch in der Republik Makedonien zeigen lässt, waren und sind Diaspora-Netzwerke in der Lage, Regierungsfunktionen zu ersetzen oder zumindest entscheidenden Einfluss auf das politische Geschehen im Herkunftsland zu nehmen. Das führt hin zu Fragen über die (eingeschränkte) Souveränität "schwacher Staaten", den Zusammenhang von Diaspora und organisierter Kriminalität sowie den Einfluss ethnisch exklusiver Netzwerke auf interethnische Beziehungen im Herkunftsland.

Prüfungsstoff

Literatur

Aarburg, Hans Peter; Gretler, Sarah Barbara: Kosova-Schweiz. Die albanische Arbeits- und Asylmigration zwischen Kosovo und der Schweiz (1964-2000). Wien-Berlin 2008.

Andrees, Beate: Die kosovo-albanische Diaspora zwischen Krieg und Frieden. In: WeltTrends Nr. 32/Herbst 2001, 59-76.

Bock-Luna, Birgit: The Past in Exile. Serbian Long-Distance Nationalism and Identity in the Wake of the Third Balkan War. Berlin 2007.

Brunnbauer, Ulf: Fertility, Family and Ethnic Conflict: Macedonians and Albanians in the Republic of Macedonia, 1944-2002. In: Nationalities Papers, Vol. 32, No. 3, September 2004, 565-598.

Castles, Stephen; Miller, Mark J.: The Age of Migration. International Population Movements in the Modern Worls. New York 2003.

Dahinden, Janine: Prishtina - Schlieren. Albanische Migrationsnetzwerke im transnationalen Raum. Zürich 2005.

Danforth, L.M.: The Macedonian Conflict: Ethnic Nationalism in a Transnational World. Priceton 1995.

European Stability Iniative (ESI): The Other Macedonian Conflict (ESI Discussion Paper). Berlin, Brussels, Sarajevo 2002.

European Stability Initiative (ESI): Ahmeti`s Village. The Political Economy of Interethnic Relations in Macedonia. [
http://www.esiweb.org/pages/rep/rep_mac_mac_02.htm Skopje, Berlin 2002.

Gakovich, Robert P., Radovich, Milan M.: Serbs in the United States and Canada. Minneapolis 1976.

Halpern, Joel: Some Perspectives on Balkan Migration Patterns (with particular reference to Yugoslavia). In: du Toit, Brian M. and Safa, Helen I. (Eds): Migration and Urbanisation. Models and Adaptive Strategies, The Hague/Paris: Mouton Publishers 1975, 77 115.

Halpern, Joel: Yugoslav Migration Process and Employment in Western Europe: A Historical Perspective. In: Migrants in Europe. The Role of Family, Labor and Politics. New York 1987, 91-115.

Hockenos, Paul: Homeland Calling. Exile Patriotism and the Balkan Wars. New York 2003.

Kolar-Panov, Dona: Video, war and the diasporic imagination. London 1997.

Pichler, Robert; Derler, Barbara: Migration und die topographische Imagination von Heimat - Eine albanische-makedonische Fallstudie. In: Müller-Richter, Klaus; Uritescu-Lombard, Ramona (Hg.): Imaginäre Topographien. Migration und Verortung. Bielefeld 2007, 213-234.

Pichler, Robert: Makedonien im Dilemma ethnisch divergierender Entwicklungsprozesse. Über die Schwierigkeit, auf der Basis des Ohrider Rahmenabkommens eine sozial gerechte Ordnung zu etablieren. In: Daxner, Michael et.al (Hg.): Bilanz Balkan. Wien-Oldenburg 2005, 68-100.

Pichler, Robert: Migration and the Politics of Identity. In: Swoboda, Hannes; Solioz, Christophe (Hg.): Conflict and Renewal: Europe Transformed. Baden-Baden 2007, 229-235.

Skrbi¿, Zlatko: Long-Distance Nationalism: Diasporas, Homelands, and Identities. Sydney 1999.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

M1, LAGM1

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:30