Universität Wien

070285 SE Seminar - Von Krähwinkeln und Metropolen: Urbanisierung in Ost- und Ostmitteleuropa, 1850-1991 (2021S)

1850-1991

8.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 12.04. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 19.04. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 26.04. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 03.05. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 10.05. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 17.05. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 31.05. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 07.06. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 14.06. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 21.06. 13:00 - 14:30 Digital
  • Montag 28.06. 13:00 - 14:30 Digital

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Auf welchen sozio-politischen und kulturellen Wandel ist es zurückzuführen, dass aus St. Petersburg erst Petrograd, dann Leningrad und später wieder St. Petersburg wurde, dass Caricyn in Stalingrad und dann in Wolgograd umbenannt wurde? Inwiefern verweisen die verschiedenen Namen einer Stadt wie Czernowitz auf eine multi-ethnische Geschichte? Was bedeutete es für die dort lebenden Menschen, dass aus Königsberg Kaliningrad wurde, was unterschied Stettin von Szczecin, wie veränderte Nowa Huta das Leben in Krakau? Inwiefern unterschied sich eine ost- von einer ostmittel- oder westeuropäischen Stadt hinsichtlich des Lebensstandards, der Infrastruktur oder der kommunalen Selbsttätigkeit? Städte galten vielen ZeitgenossInnen im 19. und 20. Jahrhundert nicht zu Unrecht als Kaleidoskop des Fortschritts. HistorikerInnen bezeichneten die Sowjetisierung der ost(mittel)europäischen Städte allerdings als eine nachholende Modernisierung. Stadtgeschichten und die Geschichte der Urbanisierung bieten also vielfältige Einsichten in soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Prozesse. Die Städte waren auch Schauplätze von politischen Umstürzen und Revolutionen, sie waren die Orte der Medialisierung, an denen die Menschen das Private und Öffentliche neu aushandelten und die Presse zur Vierten Gewalt aufstieg. Der Zweite Weltkrieg zerstörte insbesondere ost- und ostmitteleuropäische Städte. Sie erlebten nach Kriegsende oft einen erheblichen Bevölkerungsaustausch und wurden wiederaufgebaut. Seit der Russischen Revolution und mit der Sowjetisierung Ostmitteleuropas machten die kommunistischen Regime die Städte zudem zu Orten der sozialistischen Moderne, der brachialen Industrialisierung und gigantischer Bauprojekte.
Mit vergleichenden und transnationalen Perspektiven wollen wir diese Phänomene für ost(mittel)europäische Städte kultur- und gesellschaftsgeschichtlich in einer langen zeitlichen Perspektive untersuchen. Es soll z.B. analysiert werden, wie sich in Städten soziale Grenzen verschoben, wie es sich auswirkte, dass Menschen zuzogen oder flüchteten, dass sich eine neue Unterhaltungskultur etablierte, dass sich die Menschen in Vereinen organisierten, wie sie die politische Teilhabe an ihrer Stadt verhandelten oder wie Dreck und Lärm, Gewalt und Kriminalität das städtische Leben prägten.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Studierende sollen das Seminar inhaltlich aktiv durch Ihre Interessen und Fragen mitgestalten, indem Sie über das Semester Expert*innen für bestimmte Städte und/oder systematische Fragen werden, die wir ebenso synchron wie asychron untersuchen können.
Dazu gehört im Einzelnen:
Eine aktive Teilnahme an den verschiedenen synchronen und asynchronen Seminarformen: gemeinsame Textdiskussionen, Arbeit in Kleingruppen, Diskussionsforum auf Moodle; an den Gruppenarbeiten in Breakout-Sessions; Rezeption der Elemente im blended learning
2x schriftliche Bearbeitung von Aufgabenstellung zu einem der wöchentlichen Forschungstexte à 1 Seite in Moodle mit Feedback
2x response paper à 1,5-2 Seiten zu einem Forschungstext und Diskussion in Kleingruppen in Moodle
1x Diskussionsleitung einer der Sitzungen zusammen mit ein oder zwei anderen Studierenden zu einem Forschungstext Ihrer Wahl: Die vorbereitende Aufgabe ist es, einen Forschungstext und ein oder zwei zum Thema passende Quellen für die auszuwählen, gemeinsam Thesen und Fragen für die Diskussion im Plenum zu entwickeln
Entwicklung eines Forschungsthemas anhand einer Stadt oder einer systematischen (z.B. vergleichenden) Frage zu zwei oder drei Städten; Verschriftlichung in einem research essay à ca. 10 Seiten bzw. 25.000 Zeichen;
Präsentation des Themas im Plenum (ca. 20 min.)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Regelmäßige und aktive Teilnahme an den synchronen LV-Terminen und den asynchronen Arbeitsphasen (20%); die kürzeren Schreibaufgaben mit pünktlicher Abgabe zur betreffenden LV-Sitzung (20%); Diskussionsleitung (20%); Verfassen eines research essay mit Präsentation (40%)

Prüfungsstoff

Theoretische, methodische und inhaltliche Kompetenzen zum Seminarthema: Die Studierenden üben, ein aktuelles Forschungsthema selbständig mit fachwissenschaftlichen Methoden zu bearbeiten, in einen übergreifenden historischen Kontext einzuordnen und auf aktuelle Forschungsfragen zu beziehen

Literatur

Weitere Literatur und Materialien werden am Beginn der LV nach Absprache zur Verfügung gestellt.

Bohn, Thomas M. (Hg.), Von der "europäischen Stadt" zur "sozialistischen Stadt" und zurück? Urbane Transformationen im östlichen Europa des 20. Jahrhunderts, München 2009.
Brodersen, Per, Die Stadt im Westen. Wie Königsberg Kaliningrad wurde, Göttingen 2008.
Häfner, Lutz, Gesellschaft als lokale Veranstaltung: Die Wolgastädte Kazan‘ und Saratov (1870 1914), Köln, Weimar, Wien 2004.
Hirschhausen, Ulrike von, Die Grenzen der Gemeinsamkeit: Deutsche, Letten, Russen und Juden in Riga 18601914, Göttingen 2006.
Hofmann, Andreas R., Anna Veronika Wendland (Hg.), Stadt und Öffentlichkeit in Ostmitteleuropa 1900-1939. Beiträge zur Entstehung moderner Urbanität zwischen Berlin, Charkiv, Tallinn und Triest, Stuttgart 2002
Kozinska-Witt Hanna, Krakau in Warschaus langem Schatten: Konkurrenzkämpfe in der polnischen Städtelandschaft 1900 1939, Stuttgart 2008.
Kuzmany, Börries, Brody: Eine galizische Grenzstadt im langen 19. Jahrhundert, Wien u.a. 2011.
Lenger, Friedrich, Metropolen der Moderne. Eine europäische Stadtgeschichte seit 1850, München 2013
Musekamp, Jan, Zwischen Stettin und Szczecin. Metamorphosen einer Stadt von 1945 bis 2005, Wiesbaden 2010.
Rüthers, Monica, Moskau bauen von Lenin bis Chrušcev. Öffentliche Räume zwischen Utopie, Terror und Alltag, Wien 2007.
Schlögel, Karl, Berlin Ostbahnhof Europas: Russen und Deutsche in ihrem Jahrhundert, Berlin 1998.
Ders., Petersburg: Das Laboratorium der Moderne, 1909 1921, München, Wien 2002.
Ders., Frithjof Benjamin Schenk, Markus Ackeret (Hg.), Sankt Petersburg. Schauplätze einer Stadtgeschichte, Frankfurt a.M. 2007.
Thum, Gregor, Die fremde Stadt. Breslau 1945, Berlin 2003.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Schwerpunkte: Neuzeit, Zeitgeschichte, Osteuropäische Geschichte

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:14