Universität Wien
Achtung! Das Lehrangebot ist noch nicht vollständig und wird bis Semesterbeginn laufend ergänzt.

070368 KU Masse und Geschlecht: Theorie - Bild (2006W)

Masse und Geschlecht: Theoretische und bildliche Repräsentationen (seit 1890)

4.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Mittwoch, 18.10.2006, 8.11.2006, 22.11.2006, 6.12.2006, 10.1.2007 und 24.1.2007, 16.00-20.00 Uhr, Seminarraum 1, Institut für Zeitgeschichte, 1090 Wien, Spitalgasse 2-4, Hof 1
Beginn: 18. Oktober 2006

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Im 19. Jahrhundert entstehen im Rahmen der Modernisierung, Industrialisierung und Politisierung sowie der Nationalstaatengründungen neue Versammlungs- und Gestaltungsformen von politischen Menschengruppen, wie Massen- und Arbeiteraufläufe, Demonstrationen, Streiks, Kongresse, Parteibewegungen und Interessensverbände. Im wissenschaftlichen Diskurs der Massenpsychologie ab den 1890er Jahren werden Menschenmassen u.a. mit
diesen Vokabeln verknüpft: 'Diffusität', 'Unkontrollierbarkeit', 'Heterogenität', 'Affektbetontheit', 'Intellektgehemmtheit',
'Suggestibilität', 'Simulations- und Täuschungsbereitschaft' und strukturale 'Feminität'. Hier wird auf stereotype Weiblichkeitsbilder rekurriert, um die ambivalenten Aspekte der Masse zu beschreiben. Einerseits wird die Masse als nicht formbar, d.h. als ungeordnet, chaotisch und zerfallend und andererseits als formbar, d.h. als
aufrührerisch, rebellisch, revolutionär und demokratisierbar wahrgenommen. Die Rede vom Zeitalter der Massen beinhaltet sowohl bedrohliche als auch heilbringende und regenerative Elemente. Die Fragen, die die
emanzipatorischen und sozialdemokratischen Denkergemüter freudig, die Gegner des 'Aufstehens der Masse' jedoch ängstlich stimmt, lautet: Kann sich die Masse emanzipieren bzw. sich zu einem Subjekt abendländischer Bauart entwickeln? Kann sie zu einer politischen Macht werden, die Qualitäten besitzt, welche die Geschichte verändern können? Wie würde diese zum Subjekt ermächtigte Masse auf der politischen Bühne agieren?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ausgehend vom Theorie-Setting seit den 1870er Jahren, das vor allem aus Schriften von S. Sighele, G. Tarde, H. Taine, H. Fournial, G. Le Bon und dem Nachzügler S. Freud besteht, werden im Kurs die Strukturelemente der
Masse erarbeitet. Dabei spielt die imaginative Koppelung von Masse und Hysterie eine besondere Rolle. Des Weiteren werden Texte von S. Kracauer, E. Canetti, P. Sloterdijk, U. Gerhard und D. Dornhof gelesen und deren Gebrauch von und Kritik an Weiblichkeitsmetaphern untersucht. Zusätzlich
zur Ebene sprachlicher Bilder werden Menschenansammlungen auch auf bildlicher Ebene 'imaginiert'. Neben der Zeichnung und der Photographie
entsteht mit dem Film eine ganz neue Form der Visualisierung der Masse und der ihr zugeschriebenen Qualitäten und Problematiken. Dies wird anhand von
ausgewählten medialen Repräsentationen verdeutlicht.

Prüfungsstoff

Literatur

Le Bon, Gustave: Psychologie der Massen. 1895.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

A1; LAGA1, LAPA1

Letzte Änderung: Fr 31.08.2018 08:49