070383 KU Lektüre historiographischer Texte und Historiographiegeschichte (2009S)

Auf der Grundlage verschiedener Quellen (behördliche Dokumente, Statistiken, Briefe, Fotos, Literatur und Film) und Sekundärliteratur soll im Kurs die nationale Problematik im südslawischen Raum vom Ersten Weltkrieg bis heute diskutiert werden. Nach einer Einführung in die zentralen Begriffe ¿Kollektive Identität¿, ¿Ethnie¿, ¿Nation¿ und ¿Nationalität¿ geht es darum, die (Vor)Geschichte der beiden Jugoslawien (1914-1941 und 1945-1991) kennenzulernen und die Ursachen, den Verlauf und die Konsequenzen des kriegerischen Zerfalls (1991-2008) zu analysieren. Waren es tatsächlich in erster Linie nationale Gegensätze, an denen das Land 1941 bzw. 50 Jahre später zerbrochen ist? Oder standen vielleicht andere Schwierigkeiten beim Aufbau und Erhalt der jugoslawischen Experimente im Vordergrund? Gab es in Jugoslawien überhaupt Jugoslawen oder mehrheitlich doch ¿nur¿ Slowenen, Serben, Albaner, Kroaten, Montenegriner, Bosniaken, usw.? Und welche Mittel und Möglichkeiten standen den Architekten und Machthabern zur Verfügung, um eine wie auch immer geartete ¿jugoslawische Nation¿ zu schaffen? Solche und viele weitere Fragen dürfen gestellt und sollen nach Möglichkeit beantwortet werden.

Kenntnisse des Serbokroatischen bzw. einer anderen südosteuropäischen Sprache sind von Vorteil, jedoch nicht Bedingung für die Kursteilnahme.