Universität Wien

070412 SE Vertiefungsmodul 2: Historisch-Kulturwissenschaftliche Eu-ropaforschung in raumübergreifender Perspe (2011S)

Kunst und Aggression: Sublimierung, Aktion, Zivilisationsprozess

6.00 ECTS (2.00 SWS), SPL 7 - Geschichte
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

ACHTUNG: Diese Lehrveranstaltung findet an der Universität für Angewandte Kunst statt!

Ort: Hörsaal 2 (Altbau, Hauptgebäude)
University of Applied Arts Vienna
Oskar Kokoschka-Platz 2
1010 Vienna, Austria
Link zum Lageplan

Termine:
Mi, 9.3., 12 Uhr Beginn: Darstellung der Zielsetzungen und der Struktur der LV
Mi, 16.3., 12 Uhr Darstellung des inhaltlichen Bezugsfeldes: Kunst und Aggression, Kunst und Zivilisationsprozess
Mi, 30.3., 12 Uhr

Weitere2 Mi-Termine und die beiden Termine für die Blockveranstaltungen werden am Beginn der LV bekanntgegeben.

Die Lehrveranstaltung wird in Mittwoch-Terminen und zwei Blockterminen abgehalten. Erwartet wird die Teilnahme an allen Terminen, aktive Diskussion und Mitgestaltung, die Erstellung einer Seminararbeit (bzw. künstlerische Arbeit und kulturwissenschaftlicher Kommentar).

Die Lehrveranstaltung ist für TeilnehmerInnen aus dem Bereich der Universität für angewandte Kunst Wien (kulturwissenschaftliche Fächer) und der Universität Wien (Wissenschaftsgeschichte) konzipiert und geeignet.

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine

Zur Zeit sind keine Termine bekannt.

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Geschichte und Gesellschaft manifestieren sich in Beziehungen in Gruppen und Institutionen, zwischen Gruppen und Institutionen, zwischen Individuen. Art und Gestalt dieser Beziehungen werden wissenschaftlich untersucht durch die Anthropologie (der Mensch als in der Evolution geformtes und historisch flexibles Kulturwesen), durch die Geschichte (Normen, Werte, Mentalitäten und Diskurse in Veränderung), durch die Soziologie (Analyse gesellschaftlicher Strukturen und Vorgänge), durch die Psychoanalyse (die systematische Auseinandersetzung mit Trieben und Emotionen und alle anderen Gesellschaftswissenschaften, die sich mit den Ausdrucksformen der Kultur im weitesten Sinn auseinandersetzen.

Beziehungen werden durch Kooperation und Konflikt, durch friedliche und aggressive Handlungsweisen und Strategien geprägt. Konfliktfreies Zusammensein war und ist eine Zielvorstellung der Individuen in ihrem sozialen Leben. Gleichzeitig stellt der soziale Wandel täglich und kontinuierlich alles, was es an Besitzverhältnissen, Machtverhältnissen, Herrschaftsverhältnissen und Emotionen zwischen den Menschen gibt, in Frage. Um die neue "Einstellung von Gesellschaft“, von Rechten, Zugangsweisen, Verfügungsmöglichkeiten wird daher täglich gerungen. Die soziale Veränderung, die die Offenheit und Gestaltbarkeit der Gesellschaft ermöglicht, bedeutet daher aber auch eine ständige Infragestellung auch aller qualitätvollen (Demokratie, Fairness, Gerechtigkeit, Solidarität...) Modalitäten des gesellschaftlichen Lebens.

Affektives und aggressives Handeln einerseits, pazifiziertes und diszipliniertes Handeln andererseits standen und stehen in ihren historischen Ausdrucksformen in Entwicklungs- und Veränderungsprozessen, die analyse- und kommentarbedürftig sind. Aggression fand und findet in individuellen und kollektiven Situationen statt, die miteinander in interdependenten Beziehungen stehen. Aggression dokumentiert sich in Mord, Folter, Unterdrückung, Sklaverei, in der Tatsache, dass Menschen anderen Menschen das Schlimmste, denkmöglich Grausamste antun. Aus diesem Befund ergibt sich die drängende Frage an die Disziplinen der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, warum das so ist.

Kunst und Aggression formiert eine in vielfältiger Hinsicht spannende Beziehung. Künstlerinnen und Künstler thematisierten und thematisieren häufig relativ vorurteilsfrei Aggression (Goya, Courbet, Picasso, Surrealismus, Aktionismus, etc.). Die KünstlerInnen experimentierten und experimentieren an sich selbst und in ihrem Umfeld mit Aggression. Die Kunst des 20. Jahrhunderts wäre ohne die Psychoanalyse, die sich mit den zentralen Triebkräften Eros und Thanatos auseinandersetzt, nicht denkbar. Geschichte wird in der Theorie von Norbert Elias als Zivilisationsprozess beschrieben, in dem die Gesellschaft und die Individuen pazifiziert wurden, weil das Kontrollnetz und die immer dichteren Interdependenzstrukturen in der Geselleschaft Aggressionen und emotionale Ausbrüche immer weniger dulden.

Im Rahmen der Lehrveranstaltung wird die Geschichte von Aggression, aggressiven Handlungen und Aggressionsdämmung auf unterschiedlichen gesellschaftsgeschichtlichen Ebenen, in unterschiedlichen historischen Situationen in der Neuzeit untersucht; es wird die Frage gestellt, wie Aggressivität einerseits und Kooperationsbereitschaft andererseits anthropologisch, kulturhistorisch, kulturwissenschaftlich erklärt werden; diese Frage wird im Hinblick auf biologisch-anthropologische und historisch-anthropologische Diskurse analysiert; es wird die Beziehung zwischen Kunst und Aggression sowohl im Hinblick auf Kunstwerke als auch im Hinblick auf die Prozesse, in denen Kunstwerke entstehen, und in denen sie rezipiert und diskutiert werden, untersucht.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

MA Geschichte: Schwerpunkt Wissenschaftsgeschichte -Themen der Wissenschaftsgeschichte (4 ECTS); MA Historisch-Kulturwissenschaftliche Europaforschung: Vertiefung 2 (6 ECTS); Diplom: P2;

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31