070462 GR Sexualität/Kriminalität/Geschlecht (2006W)

Für die gesellschaftliche Einordnung einer Person und die rechtliche Beurteilung ihrer Handlungen war in der Frühen Neuzeit das Zusammenspiel verschiedener Kategorisierungen maßgeblich. Gehörte ein Mann oder eine Frau dem hohen oder niederen Adel, dem Klerus, der städtischen bürgerlichen Elite oder den ländlichen Unterschichten an? War er oder sie ledig, verheiratet oder verwitwet? Katholisch, lutherisch, calvinistisch oder ungläubig? Heimisch und ortsansässig oder fremd und vagierend? Hatte er oder sie einen guten oder schlechten Leumund? Männer und Frauen wurden nicht allein durch körperliche Merkmale vergeschlechtlicht. Ziel des Kurses ist es, am Beispiel verbotener sexueller Praktiken und Beziehungen der Frage nachzugehen, in welcher Weise Geschlecht mit anderen, differenzerzeugenden Kategorisierungen zusammenwirkte. Konkretisiert werden soll dies im Vergleich von normativen Bestimmungen und der gerichtlichen Verfolgungspraxis bei verschiedenen Sexualdelikten.
Aufbau der Lehrveranstaltung:
Interesse für Geschlechtergeschichte, Freude am Lesen und Diskutieren (auch englischer Texte) sowie Grundkenntnisse zur Frühen Neuzeit sind wünschenswert. Gelesen und diskutiert werden einführende, geschlechtergeschichtliche, rechts- sowie kriminalitätshistorische Texte zur Frühen Neuzeit sowie Quellenauszüge aus frühneuzeitlichen Strafrechtsordnungen und Studien zur Verfolgung verschiedener Sexualdelikte vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum.
Prüfungsmodalitäten:
Regelmäßige Anwesenheit und Diskussionsteilnahme, kurzes Impulsreferat, schriftliche Analyse eines Textes (per e-mail abzugeben bis 10. Februar 2007).