070529 FPR Malefizprozesse der Frühen Neuzeit (2007S)

Mikrohistorische Arbeiten haben deutlich gemacht, dass lokale Archive auch für allgemeine Fragestellungen unverzichtbar sind. Dies gilt vor allem dann, wenn sich HistorikerInnen nicht nur für Normen und Diskurse, sondern auch für deren Wirkmächtigkeit / Aneignung interessieren. Für viele Fragestellungen wertvolle Archivalien wie Gerichtsakten, Testamente oder Ratsprotokolle sind heute meist nur mehr in lokalen Archiven überliefert. Die Lehrveranstaltung bietet einen Einblick in frühneuzeitliche Quellengruppen und ihre Überlieferungssituation. Damit dieses Wissen nicht nur theoretisch bleibt, werden wir das Perchtoldsdorfer Marktarchiv besuchen, welches über einen hervorragenden frühneuzeitlichen Quellenbestand verfügt.
Genauer arbeiten werden wir schließlich mit Texten der Malefizgerichtsbarkeit des 17. Jahrhunderts, die von der Lehrveranstaltungsleiterin in digitalisierter Form zur Verfügung gestellt werden. In Kleingruppen werden wir die digitalisierten Archivalien transkribieren, uns in die historische Kriminalitätsforschung einlesen und Fragestellungen zu den einzelnen Malefizprozessen entwickeln. In einem letzten Schritt werden verschiedene Techniken zur Analyse und Interpretation frühneuzeitlicher Gerichtsakten gelernt und geübt.
Voraussetzung: Teamfähigkeit, Lust an der Arbeit mit Archivalien. Bevorzugt aufgenommen werden Studierende, die bereits über Kurrentkenntnisse verfügen.
Prüfungsmodalitäten: Die Bewertung setzt sich zusammen aus: Erstens der aktiven Teilnahme an den Sitzungen und dem Archivtermin; zweitens der Transkription; drittens der Analyse und Interpretation der Archivalien (schriftliche Arbeit im Umfang von 10 Seiten).
Abgabe der schriftlichen Arbeit: Am Ende des Semesters: Nur ausnahmsweise innerhalb der Nachfrist!