070658 KU Zur Geschichte der materiellen Kultur (2006W)

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert glaubten viele Leute, dass die Modernisierung den privaten Haushalt gründlich transformieren würde. Sie glaubten, dass technische Forschritte in kurzer Zeit die Hausarbeit maßgeblich erleichtern würden und rechneten dabei zum Beispiel mit fast utopischen Folgen, die eine Elektrifizierung der Wohnungen mit sich bringen würde. Einige Autoren schlugen sogar vor, in der Hausarbeit die tayloristische Methode anzuwenden, um sie zu rationalisieren.
Daneben gab es Leute, die hofften, dass dank einer politischen Revolution der Privathaushalt aufgelöst und durch eine kollektive Anstalt ersetzt würde.
In der Lehrveranstaltung wird es darum gehen, diese Debatten zu rekonstruieren. Um die verschiedenen zeitgenössischen Konzepte und Vorstellungen verständlich zu machen, werden in diesem Zusammenhang verschiedene Aspekte der materiellen Kultur und ihrer Entwicklung vom 16. bis zum Ende des 19. Jahrhundert erarbeitet, wie zum Beispiel Heizung, Beleuchtung, Wasserversorgung, Koch- und Putzpraktiken, Konservierungstechniken usw.
Insbesondere gilt das Augenmerk der geschlechtspezifischen Arbeitsteilung in der Hausarbeit und ihrer Entwicklung, um deutlich zu machen, dass männliche und weibliche Aufgaben und Rollenzuschreibungen nicht immer gleich waren und nicht unverändert geblieben sind.