080005 VO+UE B620 Kultur und Gesellschaft: Gabentausch und Ehre - Anerkennungskämpfe in Geschichte und Gegenwart (2012W)
Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
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Am 31. 1. endet der Unterricht um 19:30h
An/Abmeldung
Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").
- Anmeldung von Fr 07.09.2012 08:00 bis Do 27.09.2012 08:00
- Abmeldung bis Mo 08.10.2012 09:00
Details
max. 30 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch
Lehrende
Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert
- Donnerstag 11.10. 14:30 - 21:15 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
- Donnerstag 29.11. 14:30 - 21:15 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
- Donnerstag 10.01. 14:30 - 21:15 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
- Donnerstag 31.01. 14:30 - 21:15 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
Information
Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung
Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel
Die Lehrveranstaltung ist prüfungsimmanent.
Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab
Ziel der Lehrveranstaltung ist die Erarbeitung kulturwissenschaftlicher Tauschtheorien und allgemeiner: Kompetenzen geistes- und sozialwissenchaftlichen Denkens (Textverständnis und -diskussion).
Prüfungsstoff
Kombination kurzer Vorlesungen mit ausführlichen Diskussionen in der Seminargruppe, Textlektüre und Kleingruppenarbeit.
Literatur
Zur Vorbereitung lesen Sie bitte Marcel Mauss: Die Gabe.
Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis
230, 510, 550 Diplomstudium UniStG; EC 220
Letzte Änderung: Mi 20.04.2022 00:18
Das Thema der Lehrveranstaltung sind Erscheinungsformen und Theorien des symbolischen Gabentausches, wie er hier von Waltz mit einem von Claude Lévi-Strauss gebrauchten Beispiel skizziert wird. Der Tausch wird als eine intersubjektive Beziehungsform der Reziprozität kenntlich: die Gabe enthält eine Schuld, die eine Gegengabe erfordert. Darüber hinaus besitz der Tausch eine subjektivierende Funktion: Man ist von Anderen anerkannt als das, was man gibt (und was man schuldet). Und dies in der Regel nicht der / die Einzelne für sich alleine, sondern als Angehörige einer Gruppe. Hierbei wird der Ehrhändel als eine Erscheinungsform des negativen Gabentauschs deutlich, als Austausch von Kränkungen, die ebenfalls Beziehungen stiften oder auf deren Vorhandensein verweisen.
Ausgehend von Marcel Mauss' Studie über die Gabe werden die an seine Überlegungen anschließenden Theorien von Lévi-Strauss (Inzestverboz als Exogamiegebot), Pierre Bourdieu (Habitus der Ehre) und Matthias Waltz (Ordnung der Namen) diskutiert.
Darüber hinaus vertieft sich das Seminar in (1) kulturanthropologischen Beschreibungen von Tauschordnungen (Malinowski: Kula, Schieffelin: Kaluli), (2) historischen Beschreibungen (War of the fists, Venedig; Gebehochzeiten in Westfalen) und (3) Thematisierungen von Gabebeziehungen in der Gegenwartskultur (Ehrhändel unter Fußballfans etc.).
In der Auseinandersetzung mit den theoretischen Erörterungen und konkreten Phänomenen wird deutlich, dass der symbolische Gabentausch ein Grundmoment von Gesellschaft bildet, das in der kulturwissenschaftlichen Diskussion oft von anderen Konzeptionen (Tradition, Identität, Diskurs, Praktiken...) überlagert wird und deshalb leicht übersehen wird. Darüber hinaus wird deutlich, dass der symbolische Gabentausch in verschiedenen Kulturen und kulturgeschichtlichen Phasen mehr oder weniger große Relevanz und auch Legitimität besitzt. In der spätmodernen Gesellschaft, die nach Formen der Vergemeinschaftung sucht und diese erprobt, ist er - etwa in der Form von Tauschbörsen im Internet und Netzwerken von Freunden - möglicherweise wieder dabei eine verstärkte Bedeutung zu erlangen.