080023 VO+UE Authentizität@Gesellschaft (2008W)

In der Fachgeschichte der Nachfolgedisziplinen der Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft, Europäische Ethnologie und Kulturanthropologie) ist die Debatte um Authentizität zentral. Die "Idee des Authentischen" (Rolf Lindner) durchzieht wie kaum ein anderes Thema die verschiedenen Ausprägungen dieser Kulturwissenschaften und lässt sich als "Basis-Diskurs" (Regina Bendix) identifizieren.
Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit der Folklorismus-Debatte, den Debatten um eine authentische ArbeiterInnenkultur, den methodischen Debatten um die Wahrheit etwa im Kontext der Aussagen von InterviewpartnerInnen (Oral History) und anderer Fachdiskussionen wird zunächst ein historisch informierter Blick auf das Thema Authentizität entwickelt.
In einem zweiten Teil geht es um Konstruktionen und Fälschungen und deren Dynamiken, die, wie etwa für die völkisch-volkskundliche Fotografie gezeigt wurde (Ulrich Hägele/Gudrun König), im Sinne einer Rassenideologie instrumentalisiert wurde oder etwa im Kontext touristischer Ökonomien einen eigenen ¿Tauschwert' erlangen können (Gottfried Korff/Utz Jeggle zum Zillertaler Regionalcharakter).
In einem dritten Teil schließlich geht es um aktuelle Prozesse der Digitalisierung und Informatisierung und damit verbundene erneute Fragen nach Authentizität, die im Fach bereits untersucht wurden (YouTube, Online-Tagebücher usw.): Gesellschaftliche Debatten um Original, Kopie, Fälschung oder Fake thematisieren jenen soziokulturellen Wandel, in dem kulturelle Objektivationen noch sehr viel weniger als im analogen Zeitalter entlang der Dichotomien "echt" oder "unecht" beurteilt werden können und juristische Begriffe wie ¿Original', ¿Kopie' und ¿Fälschung' in eine Krise geraten sind.