Universität Wien

080026 VO Einführung in die Architekturtheorie anhand eines ihrer zentralen Motive: Die Urhütte (2018W)

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Details

Sprache: Deutsch

Prüfungstermine

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Der erste Termin findet am 05.11.2018 statt.

Montag 05.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 12.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 19.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 26.11. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 03.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 10.12. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 07.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 14.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03
Montag 21.01. 13:15 - 14:45 Hörsaal C1 UniCampus Hof 2 2G-O1-03

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Vitruv hat erstmals die traditionellen Ursprungslegenden, wie sie beispielsweise Lukrez, Cicero, Varro oder Diodor überliefern, mit Blick auf die Geschichte der Architektur ausgebaut: Ein zufällig entstandener Waldbrand führte die Menschen zusammen, die das Feuer zu unterhalten begannen; sodann – versammelt um das nützliche Feuer – bildeten sie langsam eine gemeinsame Sprache aus, bis sie schließlich gemeinsame Behausungen zu errichten begannen. Eine Naturkatastrophe veranlasste also die ersten Menschen zur Bildung von Gemeinschaften, ja einer organisierten Gesellschaft, wodurch erst die Voraussetzung für die Erfindung der Künste geschaffen worden sei. Die Erzählung dient Vitruv zur Nobilitierung der Architektur und zum Erweis ihrer hohen Bedeutung für die Entwicklung der Menschheit, denn die Architektur ist die älteste ars innerhalb des Zivilisationsprozesses, auf deren Grundlage erst alle anderen Künste entstehen konnten. Filarete (Antonio di Pietro Averlino) bringt zur Mitte des 15. Jahrhunderts diese Ursprungslegende der Architektur mit der biblischen Erzählung vom Bau einer ersten Behausung durch Adam und Eva in Verbindung und erhebt diese Urhütte zum Vorbild aller Architektur, insofern sie nach dem Modell Adams errichtet worden sei, dem ersten Ebenbild Gottes, der „Formen, Maße und Proportionen“ in idealer Weise verkörpert habe. Diese Denkfigur einer Grundlegung der Architektur in ihrem allersten Entwurf, wird dann in der französischen Kultur- und Architekturtheorie zur Zeit der Querelle des anciens et des modernes und der frühklassizistischen Kritik am Barock aufgegriffen, von wo sich das Motiv in zahlreicher Verwandlung bis in die Architekturtheorie der jüngsten Zeit reich verbreitet hat. Die argumentative Funktion des Motivs blieb jedoch weitgehend die gleiche: Ungeachtet der ideologischen Position und des jeweiligen Wissenstandes, ging es stets darum, mittels der Geschichte vom Ursprung der Architektur oder mittels des Modells der Urhütte das Wesen und die Prinzipien guter Architektur zu erklären und für die gegenwärtige und alle zukünftige Baupraxis neu festzulegen.

Nach einer Einführung in das Thema, wenden wir uns exemplarischen Texten aus der Geschichte der Architekturtheorie zu. Die Texte und entsprechenden Objekte sind derart gewählt, dass nicht nur ein repräsentativer Überblick über das Thema „Urhütte“, sondern auch über die Geschichte der Architekturtheorie insgesamt gewonnen wird. Zudem gibt die Vorlesung die Gelegenheit zur Einübung in die kritische Analyse und Interpretation von historischen Texten und Bauten.

Themen/Texte:
1. Ursprung der Ursprungslegende in der Archtiekturtheorie: Vitruv, De architectura libri decem.
2. Renaissance: Filarete, Libro architettonico, um 1460; Die Urhütte in Malerei und Plastik.
3. „Manifest“ des Klassizismus: Marc Antoine Laugier, Essai sur l’architecture, Paris 1755.
4. Rom vs. Griechenland: Giovanni Battista Piranesi, Parere sull’Architettura, Rom 1765.
5. Poesie und Empfindung: Johann Wolfgang Goethe, Von deutscher Baukunst, Darmstadt 1773.
6. Gothic Revival: James Hall, Essay on the Origin, History, and Principles of Gothic Architecture, London 1813.
7. Historismus: Victor Hugo, Der Glöckner von Notre Dame, Paris 1831, V, 2: Dies wird jenes vernichten.
8. Ethnologie: Gottfried Sempers Vier Elemente der Baukunst (1851) und die „karaibische Bambushütte“ (1863); Leo von Klenze, Versuch einer Wiederherstellung des toskanischen Tempels nach seinen historischen und technischen Analogien (1821).
9. Urhütten der klassischen Moderne: Adolf Loos, Architektur, Wien 1910; Bauhaus, Haus Sommerfeld (1920) und der Indogermanische Holzbau Josef Strygowskis; Le Corbusier, Ausblick auf eine Architektur, Paris 1922, Kap. Die Mass-Regler.
10. Pilotis und Pfahlbauten: Le Corbusier, Une Maison – Un Palais, Paris 1928; Urhütten heute?; Michael Ostwald & John Moore, Adam’s House in Cyburbia, 1997.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Schriftliche Prüfung.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Lektüre und Bearbeitung der in der Vorlesung besprochenen Texte, die alle auf der Lernplattform Moodle frühzeitig zum Download bereitgestellt werden.

Prüfungsstoff

Grundlage der Prüfungsvorbereitung sind neben den in der Vorlesung besprochenen Texte die Vorlesungspräsentationen, die ebenfalls auf Moodle bereitgestellt werden.

Literatur

Einführende Literatur (auf Moodle bereitgestellt):

Gaus, Joachim, Die Urhütte. Über ein Modell in der Baukunst und ein Motiv in der bildenden Kunst, in: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 33 (1971), 7-70
Rykwert, Joseph, Adams Haus im Paradies. Die Urhütte von der Antike bis Le Corbusier, Berlin 2005 (On Adam’s House in Paradies: The Idea of the Primitive Hut in Architectural History, Cambridge 1997)

Begleitende Handbücher (Handapparat):

Germann, Georg, Einführung in die Geschichte der Architekturtheorie, Darmstadt 1980
Kruft, Hanno-Walter, Geschichte der Architekturtheorie. Von der Antike bis zur Gegenwart, München 1985

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31