080030 VU M320 Kulturelle Praxen und Bedeutungen im Alltag: Sternegucken (2025S)

Der Blick in den Nachthimmel ist in gegenwärtigen und vergangenen Alltagen präsent und wird häufig von großen Fragen begleitet: Sind wir allein im Universum? Welche Geheimnisse verbergen sich in den „unendlichen Weiten“? Wie weit reicht die menschliche Handlungsmacht? – Diese Fragen wiederum verbinden sich mit Praktiken des Beobachtens und Forschens (wie etwa astronomische Himmelsbeobachtungen und Weltraumexkursionen), Ordnens und Beschreibens (wie etwa die Organisation des Nachthimmels in Sternbildern oder das Navigieren auf See anhand von Sternen), Erzählens und Imaginierens (wie etwa Science Fictionoder auch mythologischen Bedeutungszuschreibungen). Solche Praktiken beinhalten eine Auseinandersetzung mit den Grenzen und Entgrenzungen des Menschseins und richten sich zumeist auf die Zukunft. “[W]e propose that outer space is a crucial site for examining practices of future imagining in social terms, and for anthropological engagement with these practices”, resümieren die Kulturanthropolog*innen David Valentine, Valerie Olson und Debbora Battaglia (2009: 11) in einer kurzen Notiz, in der sie für eine Anthropology of Outer Space – Weltraumanthropologie – werben. Was beinhaltet das Programm eine Weltraumanthropologie? Wie lässt sich der Weltraum mit ethnografischen Methoden erkunden und welche Erkenntnisse hält er für Kulturwissenschaftler*innen bereit?

In dieser Lehrveranstaltung setzen wir uns theoretisch, methodologisch und empirisch mit einer europäisch-ethnologischen Erforschung des Weltraums auseinander. Der Blick hinaus ins Weltall wird auch zum Blick auf uns selbst: Die Überlegungen zum Programm einer Weltraumanthropologie laden zu Reflektionen über disziplinäre Selbstverständnisse, Fachgeschichte und Vorgehensweisen ein.