Universität Wien

080036 UE Übung: Die fotografische Eroberung des Orients. (2008S)

Ein Bildmedium und die Visualisierungen des Orients zwischen Wissenschaft und Kunst, Geschlechter- und "Rasse-Stereotypen"

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Dienstag 11.03. 12:30 - 14:00 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
  • Samstag 26.04. 09:00 - 18:00 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
  • Montag 28.04. 09:00 - 11:00 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
  • Montag 28.04. 11:00 - 18:00 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Mit der Invasion von Franzosen und Engländern in den 80er und 90er Jahren des 18. Jahrhunderts begann für den nördlichen Teil Afrikas - nach den Römern und Arabern - eine 3. Welle der Eroberung, deren Kennzeichen die systematische Erschließung dieser Länder durch ein neues Bildmedium, die Fotografie, wurde. Mit der Erfindung der Daguerreotypie wurde die "Bildwerdung" des Orients zugleich zu einem zentralen Ereignis der europäischen Mediengeschichte. Zur Disposition standen neben der Ablösung der älteren grafischen Verfahren besonders deren Wahrnehmungstraditionen, die nun durch eine technische Apparatur und deren Vervielfältigungsmöglichkeiten bestimmt wurden. In den Diskussionen um den Gebrauch des Mediums werden die zentralen Charakteristika beschrieben, die der neuen Bildtechnik in den ersten Jahren ihrer Entstehungsgeschichte zugeschrieben wurden und die bis heute die Diskussionen um das Medium begleiten: Detailgenauigkeit, Schnelligkeit, Reproduzierbarkeit und nicht zuletzt, die dem Verfahren zugeschriebene Objektivität der Darstellungen, die aus der Unmittelbarkeit des Aufzeichnungsapparates abgeleitet wurde. Durch diese Zuschreibungen an das Medium wird die Fotografie dann auch zum wichtigsten Dokumentationsmittel auf den Reisen in ferne Länder und zur Begründungsinstanz für wissenschaftliche Disziplinen wie die Ägyptologie oder die Ethnologie.
Insgesamt lassen sich vor allem drei Gegenstandsbereiche festhalten, mit denen die Möglichkeiten des revolutionären Mediums der Fotografie zur Schau gestellt und - in unmittelbarer Abhängigkeit voneinander - die Wirklichkeit des Orients gestaltet wird: Die archäologische Bestandsaufnahme der antiken Monumente; die Natur- und Stadtlandschaften sowie - in ersten Ansätzen - die "ethnologische" Fotografie und ihre Stereotypenbildungen zu "Sitten und Gebräuchen" sowie zu "Land und Leuten". In diesen Zusammenhängen wird das Medium zu einem Teil der europäischen Wissenschaftsgeschichte und ihrer Visualisierungen der Konzepte von "Rasse" und "Geschlecht".
Die Lehrveranstaltung hat das Ziel in diese frühe Praxis der Fotografie sowie der sich daraus konstituierenden Sehweisen einzuführen. Auf motivgeschichtlicher Ebene geht es um die Ausbildung eines neuen Repertoires von Bildern/ "Images", welche für die Repräsentation des Orients bestimmend werden. Damit stellen sich Fragen nach der Bedeutung des Bildmediums für den kolonialen Prozess sowie der Ausbildung von Geschlechter- und Rassestereotypen. Das Lehrziel ist die mediengeschichtliche Auseinandersetzung mit der Fotografie, die Aufarbeitung der Ikonografie- und Motivgeschichte des "Orients" im Kontext einer neuen Reisekultur sowie die Einbeziehung der diskurs- und kulturgeschichtlichen Fragestellungen der Gender- und Postcolonial Studies.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Gender Studies; Postcolonial Studies; Visual and Cultural Studies; Fotografiegeschichte

Literatur


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

F 160, F 250, F 270

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31