Universität Wien

080037 UE Übung: Gender, Feminismus und die documenta 12 (nst.K.) (2009S)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Montag 23.03. 15:00 - 16:30 Seminarraum 1 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-07
Donnerstag 14.05. 09:00 - 14:00 Seminarraum 4 d. Inst. f. Kunstgeschichte (1. Stock) UniCampus Hof 9 3F-O1-27
Freitag 15.05. 09:00 - 15:00 Seminarraum 4 d. Inst. f. Kunstgeschichte (1. Stock) UniCampus Hof 9 3F-O1-27
Sonntag 17.05. 10:00 - 18:00 Seminarraum 4 d. Inst. f. Kunstgeschichte (1. Stock) UniCampus Hof 9 3F-O1-27

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Die documenta gilt weithin als die wichtigste internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst. 1955 im Nachkriegsdeutschland gegründet, knüpfte die erste documenta wieder an die durch den Nationalsozialismus verfemte und lange aus dem Land verbannte internationale Moderne an und legte damit den Grundstein für eine Serie von bislang 12 Ausstellungen, die alle eines teilen: Den Anspruch, die Gegenwartskunst auf international höchstem Niveau zu zeigen und die Vorstellung, dass die Betrachtung von Gegenwartskunst gesellschaftlich relevant sei. Obwohl die gesellschaftliche Relevanz der documenta nicht immer explizit diskutiert wurde, zeigte sich gerade in den letzten 15 Jahren ein zunehmendes Interesse seitens des Publikums und Feuilletons, wie auch seitens der AusstellungsmacherInnen, die documenta in gesellschaftspolitischen Kategorien zu diskutieren. Das mag auch seinen Grund im Wandel der zeitgenössischen Kunst selbst haben, denn auch die Kunst zeigt zunehmend deutlicher Interesse, aus der Sphäre der ästhetischen Autonomie ins ¿Leben¿ zu treten. Oder gar eine Beziehung zwischen ästhetischer Autonomie und dem Alltagsleben herzustellen. Wie die Künstlerin Alejandra Riera es formuliert: ¿Kunst erlaubt uns, uns von der Welt zu befreien ohne die Möglichkeit zu verlieren uns als Teil von ihr zu sehen.¿

Obwohl der Anteil von Künstlerinnen auf der im Sommer 2007 ausgerichteten documenta 12 etwa bei 50% lag, hat die Presse die Ausstellung gerne als weiblich dominiert beschrieben. Das mag mit der Geschichte der documenta zu tun haben. Denn was sich für den Kunstbetrieb allgemein feststellen lässt, kann für die vorangegangen Ausstellungen verschärft geltend gemacht werden: Dass nämlich die Anzahl gezeigter Werke von Frauen nie in einem auch nur annähernd ausgewogenen Verhältnis zur tatsächlichen Produktion stand. Diskutiert wurde dieser Umstand des impliziten Ausschlusses von Künstlerinnen dagegen nur selten. Angesichts dieser Vergangenheit mag es nicht verwundern, dass die geschlechtliche Ausgewogenheit der documenta (zumindest was die beiden dominanten Geschlechter anbelangt), auch in der breiteren Öffentlichkeit als ¿weibliche Dominanz¿ wahrgenommen wurde. Andererseits könnte vielleicht auch argumentiert werden, dass die weiblichen Positionen auf der documenta 12 besonders stark waren. Schließlich wäre es auch möglich, dass die Werke von Künstlerinnen besonders gut präsentiert waren, dass sie etwa mit mehr Sorgfalt und größerem Effekt plaziert wurden. Kann man so weit gehen, hier von einer feministischen Ausstellung zu sprechen? Kann denn eine Großausstellung mit über 500 Werken und über 750 000 BesucherInnen überhaupt als feministisch bezeichnet werden? Ist Gender hierbei die einzig relevante Kategorie oder können wir jenseits von Identitätspolitik auf andere Kategorien zurückgreifen?

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Referate und Diskussionsbeiträge. Auf Fähigkeit zur studentischen Zusammenarbeit wird Wert gelegt.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Einschätzung der Bedeutung der documenta 12 im Kontext feministischer Kunstgeschichte

Prüfungsstoff

Die Lehrveranstaltung wird zunächst in das kuratorische Konzept der documenta 12 einführen. In Form von Referaten soll sodann der für die LV relevante Teil der Rezeption erarbeitet werden. Im Hauptteil werden Referate zu einzelnen Werken und ihrer Präsentation im Ausstellungszusammenhang gehalten. Auf dieser Basis wird abschließend gemeinsam über die oben genannten Fragen diskutiert. Eventuell werden zusätzlich gemeinsam Texte bearbeitet.

Literatur

Vorläufiges Literaturverzeichnis

Buergel, Roger M., Noack, Ruth, documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH (hg.), documenta 12, Kassel 16.06. - 23.09.2007, Ausst.-Kat. Kassel 2007.

Buergel, Roger M., Noack, Ruth, documenta und Museum Fridericianum Veranstaltungs-GmbH (hg.), documenta 12 Bilderbuch, Kassel 2007.

documenta 12 Presseinformation und Dokumentation (CD).

Kunstforum International. Die Documenta 12., Bd.187, hg.v. Paolo Bianchi, August- September 2007.

Schöllhammer, Georg (hg.), Documenta Magazine Reader, Köln 2007.

www.documenta12.de
www.documenta12blog.de

Weiterführende Literatur

Kunstforum International. Das neue Ausstellen. Ausstellungen als Kulturpraktiken des Zeigens (I), Bd.186, hg.v. Paolo Bianchi, Juni 2007.

Newhouse, Victoria, Art and the Power of Placement, New York 2005.

Pollock, Griselda,Vision and Difference. Femininity, Feminism, and Histories of Art , London und New York 2002

Wenk, Silke, Schade Sigrid, Strategien des Zu-Sehen-Gebens. Geschlechterpositionen in Kunst und Kunstgeschichte, in: Bußmann, Hadumod und Hof, Renate (hg.), Genus. Gender Studies in den Kultur- und Sozialwissenschaften, Stuttgart 2005.

Wenk,Silke, Hoffmann-Curtius, Kathrin, Mythen von Autorschaft und Weiblichkeit im 20. Jahrhundert, Marburg 1997.


Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

F 160, F 250

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31