Universität Wien

080044 EX Kunst in Wien: Denkmäler der Zeitgeschichte in Wien (2013W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

geblockt: wöchentlich von 7.10 bis 2.12.; ab 21.10. immer 13.30 - 16.30!

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 20 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 07.10. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 14.10. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 21.10. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 28.10. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 04.11. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 11.11. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 18.11. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 25.11. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 02.12. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 09.12. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 16.12. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 13.01. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 20.01. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25
  • Montag 27.01. 13:30 - 15:00 Seminarraum 3 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-25

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In Österreich sind Denkmäler, die die Zeitgeschichte des Landes in kritischer Weise reflektieren, erst ab den 1980er Jahren entstanden.

Zuvor definierte sich Österreich offiziell als "erstes Opfer" der nationalsozialistischen Aggressionspolitik, und diese Selbstzuschreibung schien die Auseinandersetzung mit der Invol-vierung in das NS-System unnötig zu machen. Erinnerungsmale beschränkten sich weitgehend auf Kriegerdenkmäler, die der verstorbenen Soldaten auf lokaler Ebene gedachten. Einen eigenen Traditionsstrang, der aber nur von einem schmalen Segment der österreichischen Gesellschaft wahrgenommen wurde, bildet seit der frühen Nachkriegszeit die Gedenkkultur unterschiedlicher Gruppen von KZ-Überlebenden, die sich regelmäßig in den ehemaligen Lagern trafen und dort Denkmäler für die Ermordeten schufen. Ein erstes national gestiftetes Denkmal, das den Opfern des Widerstandes gegen das NS-Regime gewidmet war, entstand ab den späten 1950er Jahren im Äußeren Burgtor, seinerseits eines der ältesten und komplexesten Kriegerdenkmäler Österreichs, und hatte kaum öffentliche Wirkung.

In den 1980er Jahren, insbesondere seit der Wahl Kurt Waldheims zum Bundespräsidenten im Jahr 1986, kam es erstmals zu einer breiten öffentlichen Diskussion um die Beteiligung von Österreichern an den Verbrechen des Nationalsozialismus - eine Diskussion, die bis zum heutigen Tag nicht zum Abschluss kam. Parallel dazu entwickelte sich eine vollkommen neue österreichische Denkmalkultur, die in der Bundeshauptstadt Wien gut nachvollziehbar ist, sich aber keineswegs auf diese beschränkt.

Die neue politisch-gesellschaftliche Geschichtswahrnehmung überschnitt sich mit einem Wandel der künstlerischen Konzeptionen und Sprachen. Bedienen sich etwa das Mahnmal am Morzinplatz (1985) und das "Mahnmal gegen Krieg und Faschismus" (1983-88 nach Plänen von Alfred Hrdlicka entstanden) noch einer expressiv-figurativen Sprache, so appellieren Bildhaftigkeit und Bedeutung beim Holocaust-Denkmal von Rachel Whiteread (1996-2000) an ein völlig anderes historisches Denken. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts begann schließlich eine vielfältige bürgerschaftliche Auseinandersetzung mit der NS-Zeit und dem Holocaust, die auf der lokalen Ebene die zivile Wirklichkeit von Terror, Täterschaft und Verfolgung untersuchte und demensprechend zu neuen künstlerischen Manifestationen führte (z.B. Gedenksymbol der Initiative Servitengasse 1938; Erinnerungsort Turnertempel). Weitere Individualisierungen und Partikularisierungen stellen Denkmäler dar, die von einzelnen Institutionen und lokalen Gebietskörperschaften beauftragt wurden oder besonderer Opfergruppen (Homosexuellen, Deserteuren, Euthanasie-Opfern) gedenken.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Die Leistungsbeurteilung wird vor allem auf den Referaten im Zuge der Exkursion beruhen. Arbeitsgruppen zu den einzelnen Denkmälern werden am Beginn der Lehrveranstaltung festgelegt, und alle Studierenden sollen an den Referaten teilnehmen. Auch wenn im Vortrag selbst das Thema nach unterschiedlichen Aspekten aufgeteilt werden kann und soll, wird auf eine enge Zusammenarbeit, eine intensive Diskussion innerhalb der Gruppen und in der Folge eine intensive Verknüpfung aller thematischen Aspekte in der gemeinsamen Präsentation eines Denkmals Wert gelegt.
Schriftliche Zusammenfassungen, die insbesondere auch die Ergebnisse der Diskussion im Zuge der Präsentationen verarbeiten, werden am Ende der Lehrveranstaltung, bis Jahresende 2013, abzugeben sein.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

In der Wien-Exkursion sollen die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die historische Semantik und die künstlerischen Konzeptionen der Denkmäler analysiert werden - im vergleichenden Blick auf eine internationale Geschichte von Denkmälern seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein Schwerpunkt wird auf den fertiggestellten Denkmälern und deren Entwurfsprozessen liegen. Darüber hinaus soll die künstlerische Gestaltwerdung im weiteren Rahmen von Initiativen, Ausschreibungen und Wettbewerben untersucht werden. Sofern sich in der Gestaltung ein sozialer Prozess manifestiert, wird besonders auf die Wechselwirkung der Denkmäler mit den unterschiedlichen stadträumlichen Kontexten zu achten sein. Außerdem wird die Möglichkeit angeboten, sich mit (noch) nicht realisierten Denkmälern auseinanderzusetzen (z.B. offener Wettbewerb zur Umgestaltung des Lueger-Denkmals, Deserteursdenkmal am Ballhausplatz). Im Falle jüngerer Denkmäler können an der Entstehung beteiligte Akteure in die Exkursion einbezogen werden.

Prüfungsstoff

Die kunsthistorische Analyse der Denkmäler spielt eine zentrale Rolle, doch soll die Untersuchung auch den gesamten gesellschaftlichen und politischen Prozess ihrer Entstehung einbeziehen. Neben den personellen, institutionellen und geistigen Ursprüngen von Denkmalinitiativen soll den Instrumenten der Aufgabestellung und der Entscheidungsfindung - Ausschreibung und Wettbewerb - besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden, da diese im Berufsfeld von Kunstwissenschaftern außerhalb der akademischen Praxis eine wichtige Rolle spielen. (Der Lehrveranstaltungsleiter hatte selbst Gelegenheit, an Ausschreibungen und innerhalb von Jurien mitzuwirken.) Die bestehenden Denkmäler sollen immer vor Ort untersucht werden.

Literatur

Assmann, Aleida: Der lange Schatten der Vergangenheit. Erinnerungskultur und Geschichtspolitik. München 2006
Assmann, Aleida: Erinnerungsorte und Gedächtnislandschaften. In: Hanno Loewy/Bernhard Moltmann (Hg.), Erlebnis-Gedächtnis-Sinn: authentische und konstruierte Erinnerung. Frankfurt am Main/New York1996
Bischof, Günter/ Pelinka, Anton (Hg.): Austrian Historical Memory and National Identity. New Brunswick/London 1997
Bischof, Günter: Die Instrumentalisierung der Moskauer Erklärung nach dem 2. Weltkrieg, in: Zeitgeschichte, 20. Jg., 1993, Nr. 11/12, S. 345-366
Botz, Gerhard/Sprengnagel, Gerald (Hg.): Kontroversen um Österreichs Zeitgeschichte. Verdrängte Vergangenheit, Österreich-Identität, Waldheim und die Historiker (Studien zur Historischen Sozialwissenschaft 13), Frankfurt am Main/New York 1994
Corbea-Hoisie, Andrei/Rubel, Alexander (Hg.): "Czernowitz bei Sadagora". Identitäten und kulturelles Gedächtnis im mitteleuropäischen Raum. Konstanz 2006
Csáky, Moritz u.a. (Hg.): Kommunikation - Gedächtnis - Raum. Kulturwissenschaften nach dem "Spatial Turn". Bielefeld 2009
Dewes, Eva/Duhem, Sandra (Hg.): Kulturelles Gedächtnis und interkultureller Dialog im europäischen Raum. Berlin 2008
Fenz, Werner: Denkmal, Mahnmal, Erinnerungszeichen. Positionen am Schnittpunkt künstlerischer und gesellschaftlicher Verantwortung. In: Heidemarie Uhl (Hg.), Steinernes Bewußtsein. Die öffentliche Repräsentation staatlicher und nationaler Identität Österreichs in seinen Denkmälern, Bd. 2, Wien, Köln, Weimar 2002
Jenni, Ulrike (Hg.): Alfred Hrdlicka. Mahnmal gegen Krieg und Faschismus in Wien, Graz o.D.
Johler, Birgit/Fritsche, Maria u.a. (Hg.): 1938. Adresse Servitengasse. Eine Nachbarschaft auf Spurensuche. Wien 2007
KÖR Kunst im öffentlichen Raum (Hg.): Turnertempel Erinnerungsort. Nürnberg 2012
Leidl, Bettina (Hg.): Wem gehört die Stadt? Wien - Kunst im öffentlichen Raum seit 1968. Wien 2009
Perz, Bertrand/Uhl, Heidemarie: Gedächtnis-Orte im "Kampf um die Erinnerung". Gedenkstätten für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges und für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In: Emil Brix (Hg.), Memoria Austriae. Menschen, Mythen, Zeiten, Wien 2004, S. 545-579
Pochar, Götz (Hg.): Erzählte Zeit und Gedächtnis. Narrative Strukturen und das Problem der Sinnstiftung im Denkmal. Graz 2005
Seiler, Dietmar: Im Labyrinth der Geschichtspolitik. Die Erinnerung an die Shoa im öffentlichen österreichischen Gedächtnis, in: Zeitgeschichte, 24. Jg., September/Oktober 1997, Heft 9/10
Streibel, Robert (Hg): Hinter den Mauern des Vergessens. Erinnerungskulturen und Gedenkprojekte in Österreich (Spurensuche 18). Wien 2009
Thünemann, Stefan: Holocaust-Rezeption und Geschichtskultur. Zentrale Holocaust-Denkmäler in der Kontroverse. Ein deutsch-österreichischer Vergleich, Idstein 2005
Uhl, Heidemarie: Das "erste Opfer". Der österreichische Opfermythos und seine Transformationen in der Zweiten Republik, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft. Nr.1 / 2001, S. 19-34
Uhl, Heidemarie: Denkmäler als Medien gesellschaftlicher Erinnerung. Die Denkmallandschaft der Zweiten Republik und die Transformationen des österreichischen Gedächtnisses. In: R. Fritz (Hg.), Nationen und ihre Selbstbilder. Postdiktatorische Gesellschaften in Europa, Göttingen 2008, S. 62-89
Uhl, Heidemarie: Transformationen des österreichischen Gedächtnisses. Geschichtspolitik und Denkmalkultur in der Zweiten Republik, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 2000, S. 317-341
Wiesenthal, Simon (Hg.): Projekt: Judenplatz Wien. Zur Konstruktion von Erinnerung, Wien 2000
Young, James Edward: At Memory's Edge: After-Images of the Holocaust in Contemporary Art and Architecture. New Haven u.a. 2002

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31