Universität Wien

080051 SE Palastbau in Italien - 1430-1580. Bauten, Auftraggeber, Architekten, Zentren (2024W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

  • Montag 07.10. 14:15 - 17:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 04.11. 14:15 - 17:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 11.11. 14:15 - 17:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 18.11. 14:15 - 17:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 25.11. 14:15 - 17:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 02.12. 14:15 - 17:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 09.12. 14:15 - 18:00 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Italienische Palazzi gelten als Inbegriff herrschaftlicher Repräsentanz und luxuriöser Wohnkultur. Dies liegt an der besonderen politischen und gesellschaftlichen Relevanz der Bauaufgabe, dem obersten Anspruchsniveau und der großen Bandbreite der elitären Auftraggeberschaft sowie an der hohen künstlerischen Qualität von Architektur und Ausstattung. Hinzu kommt die ungeheure Adaptionsfähigkeit des Bautypus, der sich über die Jahrhunderte offen für jedwede private und öffentliche Aufgabe und Nutzung sowie für alle funktionalen, stilistischen und regionalen Anforderungen und Veränderungen zeigte. Dies ist auch der Grund, dass eine allgemeine Definition des Palazzo kaum über die Feststellung eines anspruchsvollen, architektonisch gestalteten Profanbaus hinausgehen kann, ja mitunter sogar die Grenzen zum Schloss, zur Villa, oder zur Festung verschwimmen.
Palazzi in Italien verstehen sich als Ausdruck von Bedeutung, Reichtum, teilweise auch von Macht. Sie sind Prestigeobjekte ihrer Auftraggeber, die mit diesen Bauten auf Repräsentanz sowie auf Bequemlichkeit und Komfort zielten und dafür nicht selten ihre finanziellen Möglichkeiten aus dem Auge verloren. Damit verbunden waren – Dokumenten zufolge – teils die Hoffnung auf Nachruhm für sich und die Familie, teils auch die Idee, an der „Schönheit“ der Stadt mitgewirkt zu haben, was die Kommunen selbst auch regelmäßig forderten. Lage, Größe, Rang der Architekten und Künstler, ebenso wie die Wahl und die Zeichenhaftigkeit des Formenapparats, der künstlerischen Mittel und der Materialien sowie Raumprogramm, Pracht und Qualität der Dekoration und Ausstattung u.v.m. erscheinen dabei als entscheidende Parameter zur Sichtbarmachung des jeweiligen Status. Diese Inszenierung richtete sich an ein lokales, regionales, in Einzelfällen sogar an ein internationales Publikum.
Nach Anfängen im Mittelalter, als der Palazzo noch den Fürsten, den Capitani del Popolo, den Podestà sowie weiteren Gremien der Stadtverwaltung vorbehalten blieb, erlebte die Bauaufgabe in der Renaissance eine besondere Blüte. Zunächst in Florenz, dann auch in Rom, in Urbino und Mantua, ebenso in Venedig, Vicenza, Genua und anderswo entstanden an prominenten Stellen monumentale, die Umgebung beherrschende Baukomplexe: häufig freistehende Vierflügelanlagen mit großen, prachtvollen Innenhöfen, aufwändigen Gliederungen sowie wertvollen Interieurs. Für die kirchliche wie die weltliche Führungsschicht – die Päpste, Kardinäle, Bischöfe, vereinzelt sogar die Prälaten ebenso wie Könige, Herzöge, der Adel, das Patriziat, Kaufleute, Ratsherren und prominente Künstler – waren Palazzi ein Medium der Selbstdarstellung, das neue Leitbilder des Gesellschafts- und Geschäftslebens sowie des Residierens und Wohnens transportierte.
Im Seminar sollen anhand prominenter Einzelbauten zentrale Aspekte des italienischen Palastbaus zwischen 1430 und 1580 untersucht werden. Im Vordergrund stehen die Bauten in den verschiedenen Kunstzentren des Landes (u. a. Florenz, Rom, Urbino, Mantua, Venedig, Vicenza, Genua) sowie die Auftraggeber, die Konzepte der Architekten und Künstler und die städtebauliche Situierung, die im politischen, sozialen und kulturellen Kontext zu analysieren sind. Weitere Fragestellungen gelten ebenso dem Bautypus, dem architektonischen Vokabular und den Gliederungen, hier insbesondere dem Einsatz der Säulenordnungen. Berücksichtigt werden sollen ferner Spezifika wie Erschließung, Raum- und Nutzungskonzepte (u. a. Sala Grande und Galleria), Ausstattung, Einflüsse durch die Traktatur (u.a. Vitruv, Alberti, Palladio) und vieles mehr. Die Klärung der formalen, funktionalen und stilistischen Vielfalt und Komplexität des italienischen Palastbaus im genannten Zeitschnitt bietet zum einen die Voraussetzung, Veränderungen und Entwicklungsschritte zu verdeutlichen. Zum andern lenkt sie den Blick auf die Besonderheiten und teilweise sehr eigenständigen Lösungen in den jeweiligen Kunstzentren.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

- aktive Beteiligung an Diskussionen
- Referat
- Vertiefung in Form einer schriftlichen Hausarbeit (etwa 40.000 Zeichen Fließtext)
- Mit der Anmeldung zu dieser LV stimmen Sie zu, dass die automatisierte Plagiatsprüfungs-Software Turnitin alle von Ihnen in moodle eingereichten schriftlichen Teilleistungen prüft.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung:
- Anwesenheitspflicht. Bei Absenz wegen Krankheit oder familiärer Ausnahmesituation ist ein schriftlicher Nachweis vorzulegen.
- Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung müssen alle Teilleistungen erbracht werden.
- Seminararbeit: Zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis kann der/die Lehrveranstaltungsleiter/in Studierende zu einem notenrelevanten Gespräch nach Abgabe der Arbeit einladen, welches positiv zu absolvieren ist.

Beurteilungsmaßstab:
- aktive Beteiligung an Diskussionen 15%
- Referat und Präsentation 30 %
- Vertiefung in Form einer schriftlichen Hausarbeit 55%

Notenschlüssel:
1 (sehr gut) 100-90 Punkte; 2 (gut) 89-81 Punkte; 3 (befriedigend) 80-71 Punkte; 4 (genügend) 70-61 Punkte; 5 (nicht genügend) 60-0 Punkte

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff ist der Inhalt der Lehrveranstaltung.

Literatur

Caraceni Poleggi, Fiorella, Palazzi di Genova. The Palazzi of Genoa. Pietro Paulo Rubens, Genua 2001
Conforti, Claudia/Sapori, Giovanna (Hg.), Palazzi del Cinquecento a Roma, Rom 2017
Frommel, Christoph Luitpold, Der römische Palastbau. Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, 3 Bde., Tübingen 1973
Frommel, Christoph Luitpold, Die Architektur der Renaissance in Italien, München 2009
Genua 2004: L’invenzione dei rolli. Genova, città di palazzi, Ausst.-Kat., hg. v. Ennio Pollegi/Clario Di Fabio, Mailand 2004
Goldthwaite, Richard, The Building of Renaissance Florence: An Economic and Social History, Baltimore 1980
Goy, Richard J., Building Renaissance Venice. Patrons, architects and builders, c. 1430–1500, New Haven und London 2006
Huse, Norbert/Wolters, Wolfgang, Venedig. Die Kunst der Renaissance, Architektur, Skulptur, Malerei, 1460-1590, Darmstadt 1996
Liebenwein, Wolfgang, Studiolo. Die Entstehung eines Raumtyps und seine Entwicklung bis um 1600, Berlin 1977
Lingohr, Michael, Der Florentiner Palastbau der Hochrenaissance. Der Palazzo Bartolini Salimbeni in seinem historischen und architekturgeschichtlichen Kontext, Worms 1997
Lutz, Werner, Luciano Laurana und der Herzogspalast in Urbino, Weimar 1997
Melters, Monika, Die Kolossalordnung. Zum Palastbau in Italien und Frankreich zwischen 1420 und 1670, Berlin 2008
Poleggi, Ennio, Strada Nuova una lottizzazione del Cinqucento a Genova, Genua 1968
Roeck, Bernd, Der Morgen der Welt. Geschichte der Renaissance, München 2017
Schelbert, Georg, Der Palast von SS. Apostoli und die Kardinalsresidenzen des 15. Jahrhunderts in Rom, Norderstedt 2007
Schnettger, Matthias, “Principe sovrano” oder “Civitas imperialis”? Die Republik Genua und das Alte Reich in der frühen Neuzeit (1556–1797), Mainz 2006

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Di 26.11.2024 13:45