Universität Wien

080062 PS Fallstudie II/III: Bilder vom Ende der Welt bis 1550 (m./n.K.) (2017W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

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Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

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  • Montag 02.10. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 09.10. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 16.10. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 23.10. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 30.10. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 06.11. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 13.11. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 20.11. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 27.11. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 04.12. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 11.12. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 08.01. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 15.01. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 22.01. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
  • Montag 29.01. 11:00 - 12:30 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

„Definitive Weltuntergänge wurden erst unter christlichem Einfluss entworfen.“ (Johannes Fried, Dies Irae, München 2016, 21.)

THEMA

Das Alte Ägypten ist das bekannteste Beispiel einer frühen Hochkultur, in der sich Jenseits-Visionen entwickelt haben. Weder in der griechischen, noch in der römischen Literatur spielen jedoch differenziertere Jenseitsvisionen eine entscheidende Rolle. Das Alte Testament, wie auch der Koran kennen schließlich den richtenden Gott, wie die Idee des Endgerichtes, doch erst im Christentum kam es dazu, dem jüngsten Tag eine bestimmende Präsenz für Gegenwartserfahrung, Lebensgestaltung und Jenseitsvisionen einzuräumen. Bildlichen Niederschlag fand diese Entwicklung im Westen spätestens seit dem beginnenden 9. Jahrhundert in verschiedenen Kunstgattungen. Sie reichen vom Wandfresko über Skulptur und Mosaik bis zur Schatzkunst und Buchmalerei. Zunächst stand dabei die Auferstehung angesichts des Endgerichtes im Vordergrund. Doch die nahzeitlich erwartete Parusie blieb aus. Gedanken an ein intermediäres Reich der Läuterung zwischen dem individuellen Tod und dem erwarteten und doch nicht eintretenden jüngsten Tag füllten diesen Zeitraum allmählich aus: Der Mediävist Le Goff prägte für die Entwicklung die Metapher von der Geburt des Fegefeuers [La Naissance du Purgatoire 1981]. Er erkannte in der im 12. Jh. heranreifenden Idee nicht nur einen Spiegel für die sich neu etablierenden Mittelschicht, sondern auch eine entscheidende strategische Weichenstellung für viele gesellschaftliche Entwicklungen. Den Verdammten eröffnete sich eine letzte Chance zur individualisierten eigenverantwortlichen Buße, eine „Leistungs-Perspektive“ die sich instrumentalisieren und ökonomisieren ließ und zu Katastrophenfiktionen aller Art anregte. Psalmen, Prophetien des Alten Testamentes, die Kirchenväterliteratur und Texte des Neuen Testamentes wie verschiedene Visionen, unter denen nur die Offenbarung des Johannes kanonisch wurde, lieferten Anhaltspunkte für die Visualisierung der erfundenen Reiche im Jenseits. Mit einer zunehmenden eschatologischen Tönung lud sich die Bildwelt insbesondere im 14. Jh. emotional noch weiter auf.
Die Gründe für den Erfolg dieser Bildschöpfungen waren also vielfältig und nicht zuletzt religionspsychologisch und herrschaftspolitisch motiviert. Nur selten lassen sich Tragweite und Dynamik eines Visualisierungsprozesses so paradigmatisch beobachten, wie am Beispiel des „Weltgerichtes“. Die Wirkungen dieser Ideengeschichte auf die Bildgeschichte – und vice versa – stellen ein ergiebiges Thema kunstwissenschaftlichen Forschens dar, das es noch auszuschöpfen gilt. Die bildliche Narration einer Geschichte, an deren Ende sich die Zeit auflöst, bleibt bis heute ein Herausforderung.

ZIELE DES SEMINARS, FRAGESTELLUNG UND ZEITLICHER RAHMEN

Ziel des Seminars ist es, in die Bildwelt der Weltgerichtsdarstellungen seit dem Mittelalter bis in die Jahre der Konfessionalisierung gattungsübergreifend einzuführen. Welche bildlichen Fantasien eignen sich, um diesen jenseitigen Zeitenraum – auch schon vor der „zündenden“ Idee des Fegefeuers – zu erfinden? Wie bilden sich ikonografische Traditionen aus? Das Seminar möchte dazu anregen, an ausgewählten Beispielen Fragen nach genuinen – nicht immer textbasierten, noch erfahrungsgestützten – Visualisierungsprozessen mit Fragen der Mentalitäts- und Religionsgeschichte zu verbinden. Im Anschluss werden jene Bilder des Weltgerichts nähere Aufmerksamkeit erfahren, die in der krisengeplagten Zeitspanne des ausgehenden 15.ten und beginnenden 16. Jh.s entstanden sind. Insbesondere über das Thema der Sündenbewertung bahnt sich jetzt die konfessionelle Spaltung an. Welche Wirkungen das auf Weltgerichtsdarstellungen haben konnte, bleibt eine wichtige Forschungsfrage. Einen Fokus stellt dabei der Weltgerichtsaltar von Hieronymus Bosch in der Galerie der Wiener Akademie dar, der zum Zeitpunkt des Seminars im Theatermuseum zu sehen sein wird.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Wöchentliche Anwesenheit, engagierte regelmäßige Mitarbeit, insbesondere aktive Teilnahme an Diskussionen, Übernahme eines Referates (20 Minuten) und einer schriftlichen Hausarbeit (20. 000 bis 25.000 Zeichen).

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Prüfungsstoff

Literatur

• Arnold Angenendt, Geschichte der Religiösität im Mittelalter, Darmstadt 4. Aufl. 2009, insbes. Kap. 22 – 23: „Zwischen Tod und Auferstehung“ und „Der Jüngste Tag“ (684-750).
• Paul Binski, Medieval Death. Ritual and Representation. London 1996.
• Johannes Fried, Dies Irae. Eine Geschichte des Weltuntergangs, München 2016.
• Jacques Le Goff, Die Geburt des Fegefeuers : vom Wandel des Weltbildes im Mittelalter / Jacques Le Goff. Erstveröffentlichung 1981.[Aus dem Franz. übers. von Ariane Forkel], 2.Aufl. München 1991
• Daniela Hammer-Tugendhat, Todes- und Jenseitsimaginationen in der christlichen Kunst, in: Zeitschrift für Kulturwissenschaften 2 (2014), 13-28.
• Peter Jezler, mit Beitr. von Hans-Dietrich Altendorf ... [et al.] ; hrsg. von der Gesellschaft für das Schweizerische Landesmuseum, das Jenseits im Mittelalter: eine Ausstellung des Schweizerischen Landesmuseums in Zusammenarbeit mit dem Schnütgen-Museum und der Mittelalterabteilung des Wallraf-Richartz-Museums der Stadt Köln, Zürich 1984.
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Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31