Universität Wien

080069 VO+UE B520 Kultur und Raum: Gemachte Furcht. (2015W)

Die Konstruktion von "Türkenangst" und "Othering" durch die Habsburger während der Kriege gegen die Osmanen. Ein Fallbeispiel zur Mentalitätengeschichte.

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Dienstag 06.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 13.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 20.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 27.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 03.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 10.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 17.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 24.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 01.12. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 15.12. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 12.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 19.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
Dienstag 26.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Früh hatten die österreichischen Habsburger-Herrscher in den "Türkenkriegen" den Wert psychologischer Kriegsführung erkannt. Ursprünglich war es weiten Teilen der Bevölkerung egal unter wessen Herrschaft sie gerade standen. Ja, es gab im Volk sogar das Phänomen der "Türkenhoffnung", da die Steuerlast unter den Osmanen erträglicher war als im partikularistisch zerrissenen Habsburgerreich. In einem zähen Propagandakrieg gelang es schließlich, diese Stimmung zu drehen und eine gegenteilige Mentalität zu kreieren: die Türkenfurcht; ein Phänomen, das bis heute im täglichen Leben nachwirkt. Mittels Flugblatt, Zeitungen, Bildmaterial und Liedgut geriet die "Türkenfurcht" zu einem Teil der omnipräsenten Alltagskultur. Zudem wurde durch ein Schaffen von Alterität erst eigene Identität (Othering) und ein christlich-abendländisch-europäisches Gemeinschaftsempfinden entwickelt.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanete Lehrveranstaltung. Anwesenheitspflicht (2x Fehlen erlaubt),
Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 Punkten zu erreichen. Die Punkte werden wie folgt vergeben:
30 Punkte für die schriftliche Abschlussklausur
20 Punkte für die Mitarbeit
20 Punkte für das Referat
30 Punkte für drei schriftliche Übungen
Notenskala:
>= 87,5 sehr gut (1)
>= 75 gut (2)
>= 62,5 befriedigend (3)
>= 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

In der LV soll die Veränderbarkeit, die Historizität, von Mentalität über eine "longue duree" thematisiert und die Alltagskultur als Feld herrschaftsnaher Politik beschrieben werden. Die dabei angewandten Methoden und Techniken sind Gegenstand der Analyse. Außerdem wäre zu diskutieren, inwieweit die "gemachte Türkenfurcht" heute noch kulturprägend wirkt, also "alltägliche Aktualität" besitzt, die sich in einer "abendländischen" bzw. österreichischen Mentalität weiterhin widerspiegelt. Die LV will angehenden Europäischen Ethnologen eine praktische Einführung in historisches Arbeiten bieten und zugleich auf speziellem Gebiet Einblicke in die auf "Othering" basierende Konstruktion von Identität ermöglichen.

Prüfungsstoff

Theoretische Ausführungen mittels Vortrag und anschließender Diskussion. Außerdem: Kritisches Lesen und Bearbeiten von Texten in kleineren Übungen, in denen auch Zitieren und Belegen von Literatur und gedruckten Quellen (Flugblätter, Zeitungen, Bildmaterial und Liedgut) praktiziert wird. Außerdem sollen die Studierenden selbstständig einzelne Themengebiete in Referaten vertiefen.

Literatur

Zsuzsa Barbarics, "Türck ist mein Nahm in allen Landen...". Kunst, Propaganda und die Wandlung des Türkenbildes im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation, in: Acta orientalia, Nr. 54/2001, Budapest, 2001, 257-317.

Zsusza Barbarics-Hermanik, Reale oder Gemachte Angst? Türkengefahr und Türkenpropaganda im 16. und 17. Jahrhundert, in Harald Hepner u. Zususza Barbarics-Hermanik (Hg.), Türkenangst und Festungsbau. Wirklichkeit und Mythos, Frankfurt am Main , 2009, 43-78.

Bertrand Michael Buchmann, Türkenlieder zu den Türkenkriegen und besonders zur zweiten Wiener Türkenbelagerung, Wien-Köln-Graz, 1983.

Jean Delumeau, Angst im Abendland. Die Geschichte kollektiver Ängste im Europa des 14. bis 18. Jahrhunderts, Reinbek bei Hamburg, 1985.

Stephan Füssel, Die Funktionalisierung der "Türkenfurcht" in der Propaganda Kaiser Maximilian I., in: Franz Fuchs (Hg.), Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance und Humanismusforschung 20/2005, Wiesbaden, 2005, 9-30.

Ursula Gerber, Imago Turci. Das Türkenbild in illustrierten Flugblättern des 16. Jahrhunderts im Deutschsprachigen Raum; Diplomarbeit an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 1993.

Maximilian Grothaus, Zum Türkenbild in der Adels- und Volkskultur der Habsburgermonarchie von 1650-1800, in: Gernot Heiss u. Grete Klingenstein (Hg.), Das Osmanische Reich und Europa 1683 bis 1789: Konflikt, Entspannung und Austausch, Wien, 1983, 63-88.

Wolfgang Harms, Feindbilder im illustrierten Flugblatt der Frühen Neuzeit, in: Franz Bosbach, Die Darstellung des Gegners in der politischen Publizistik des Mittelalters und der Neuzeit, Köln, 1992, 141-178.

György Hazai, Türkenbild und Christenbild durch die Jahrhunderte, in: Acta Historica, Nr. 33/1987, Budapest, 1987, 169-176.

Daniela Rando, Antitürkendiskurs und antijüdische Stereotype: Formen der Propaganda im 15. Jahrhundert am Beispiel Trient, in: Franz Fuchs (Hg.), Pirckheimer Jahrbuch für Renaissance und Humanismusforschung 20/2005, Wiesbaden, 2005, 31-52.

Michael Wengraf, Kriegspropaganda und europäischer Mythos im 16. und 17. Jahrhundert, in: Historische Sozialkunde / Verein f. Geschichte und Sozialkunde 2010, S. 11- 21.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

EC 210

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31