Universität Wien

080072 SE B610 Gesellschaft: Urban Seating. (2023S)

Aushandlungen und Konflikte alltäglichen Sitzens in Wien

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 25 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

Bitte halten Sie sich folgenden Termin für die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zu Stadtmobiliar in Wien frei:

Donnerstag 16.03.2023 17:00 - 18:30 Seminarraum 1 (2. Stock) EE Hanuschgasse

  • Montag 06.03. 14:30 - 16:00 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 20.03. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 27.03. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 17.04. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 24.04. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 08.05. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 15.05. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 22.05. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 05.06. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 12.06. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 19.06. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse
  • Montag 26.06. 14:30 - 16:00 Seminarraum 2 (4.Stock) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

In bestuhlten Gesellschaften ist städtisches Sitzmobiliar nicht nur das nüchterne Zeugnis einer Entwicklung hin zum Homo Sedens (Eickhoff 1993), sondern auch ein gestalteter und gestaltbarer Teil von Infrastrukturen, der in alltägliche Aushandlungen und Konflikte eingebettet ist.

Sitzgelegenheiten haben Geschichte, unterliegen (teils vorgeschriebenen) Gestaltungslogiken, werden ästhetisch beklebt und bemalt, aber auch zu politischen Projekten. In Wien werden Parkbänke 2022 als „Teil der Wiener Seele“ (Preusser 2022) stilisiert, als Zeichen gegen Partnergewalt und Einsamkeit aufgestellt und in einer Ausstellung des Wien Museums zur Sozialen Skulptur erklärt.

Die Art und Weise, wie wir in urbanen Räumen sitzen (können), oder eben nicht, ist eng verwoben mit der Materialität von Sitzgelegenheiten, aber auch ein städtepolitisches Aushandlungsergebnis. Dies führen uns Debatten um feindliche oder defensive Architektur immer wieder vor Augen, in denen beklagt wird, bestimmte Personengruppen können aufgrund der unbequemen Gestaltung des Sitzmobiliars nicht mehr in der von ihnen bevorzugten Manier an einem öffentlichen Alltagsgeschehen teilhaben.

Im Rahmen dieses Seminars werden wir uns aus gesellschaftsanalytischer Perspektive jenem Spannungsfeld zwischen der Gestaltung von Sitzgelegenheiten einerseits und den konkreten Bedürfnissen, Praktiken und Narrationen urbaner Akteur*innen andererseits widmen. Dies gelingt uns, indem wir analytische Ansätze kennenlernen, um das Alltagspolitische urbaner Öffentlichkeit, Privatheit, Nähe, Distanz und Intimität zu konzeptualisieren, und dieses mit eigenen kleinen ethnographischen Forschungen zu Sitzalltäglichkeiten in Wien verbinden.

In diesem Seminar lernen Sie, entlang eines genau kontextualisierten Gegenstandes (urbane Sitzgelegenheiten in Wien) eine Forschungsfrage zu entwickeln, diese mit ethnographischen Erhebungsvarianten zu verknüpfen und schließlich auch umzusetzen.

Entlang eigener Interessen und je nach Forschungsfeld haben Sie die Möglichkeit, neben Fragen urbaner Öffentlichkeit und Privatheit, Nähe, Distanz und Intimität auch die Bedeutung von Klasse, Geschlecht und weiteren Strukturkategorien zum Teil Ihrer Analyse zu machen. Ihnen steht dafür ein breites ethnographisches Methodenrepertoire zur Verfügung: Neben Stadtspaziergängen, teilnehmenden Beobachtungen und Medienanalysen können Sie Interviews führen, oder auch eine historische Aufarbeitung wagen. Ausgehend von IHREN Forschungsinteressen begleitet Sie das Seminar bis zur Durchführung der Forschung und einer angemessenen Verschriftlichung der Ergebnisse.

Auf freiwilliger (!) Basis haben die Teilnehmer*innen dieser Lehrveranstaltung die Möglichkeit, den Lehrenden nach vorheriger Anmeldung Dienstags und Mittwochs zu Feldforschungen zu begleiten und dabei Praxiserfahrung zu sammeln.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanente LV - maximal 2 Fehleinheiten erlaubt!

Die Punkte werden wie folgt vergeben:

1. Regelmäßige Anwesenheit und Mitarbeit im Seminar, Vor- und Nachbereitung der Sitzungen: 10 Punkte

2. Semesterbegleitende Übungen: 35 Punkte

3. Sprechstundenbesuch zur Besprechung des Forschungsvorhabens: 5 Punkte

4. Abschließende Seminararbeit: 50 Punkte

Ersatzleistungen werden nicht angeboten.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind mindestens 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen.

Notenskala:
>= 87,5 sehr gut (1)
>= 75 gut (2)
>= 62,5 befriedigend (3)
>= 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5)

Bei Feststellung einer erschlichenen Leistung (z.B.: Abschreiben, Plagiieren, Ghostwriting etc.) wird die gesamte Lehrveranstaltung als geschummelt gewertet, als Prüfungsantritt gezählt und in u:Space mit „X“ = „nicht beurteilt“ eingetragen. Ihre Arbeit wird Mittels der Software Turnitin überprüft. Weitere Informationen dazu erhalten Sie in der ersten Lehrveranstaltungseinheit.

Prüfungsstoff

Literatur

Arendt, Hannah (2021): Vita activa oder Vom tätigen Leben. München: Piper.

Baudrillard, Jean (1991): Das System der Dinge. Über unser Verhältnis zu den alltäglichen Gegenständen. Frankfurt; New York, S. 42-81.

Brendgens, Guido (2005): Vom Verlust des öffentlichen Raums. Simulierte Öffentlichkeit in Zeiten des Neoliberalismus. In: UTOPIE kreativ 182, S. 1088-1097.

Diaconu, Mădălina; Vosicky, Lukas Marcel (2011): Wie sitzt Wien? Sitzmöbel im öffentlichen Raum. In: Diaconu, Mădălina; Buchbauer, Gerhard; Skone, James; Bernhardt, Karl-Georg; Menasse-Wiesbauer, Elisabeth (Hrsg.): Sensorisches Labor Wien. Urbane Haptik- und Geruchsforschung. Wien / Berlin / Münster, S. 247-278.

Frömming, Gesa (2020): Wird Öffentlichkeit gemacht, und wenn ja, wie? Öffentlichkeit und ihre "Herstellung" bei Jürgen Habermas, Oskar Negt/Alexander Kluge und Hannah Arendt. In: Sprache und Literatur 49 (1), S. 131-170.

Hark, Sabine (2015): Dimensionen der Verortung. In: Lehman, Sonja; Müller-Wienbergen, Karina; Thiel, Julia Elena (Hrsg.): Neue Muster, alte Maschen. Interdisziplinäre Perspektiven auf die Verschränkung von Geschlecht und Raum. Bielefeld, S. 155-158.

hooks, bell (2009): A Place Where the Soul Can Rest. In: Dies. (Hrsg.): belonging. a culture of place. New York, S. 143-152.

Hutta, Jan; Schuster, Nina (2022): Infrastrukturen städtischer Intimität. Einladung zu einem Gedankenspiel. In: sub/urban 10, S. 97-113.

Johler, Birgit (2013): Sitzen/Liegen. Möbel und Körper im Museumsquartier Wien. In: Schmidt-Lauber, Brigitta; Löffler, Klara; Rogojanu, Ana; Wietschorke, Jens (Hrsg.): Wiener Urbanitäten. Kulturwissenschaftliche Ansichten einer Stadt. Wien; Köln; Weimar, S. 234-349.

Kemmer, Laura (2022): Bonding oder „Was hält die Stadt zusammen?“. Kom-mentar zu Jan Hutta und Nina Schuster „Infrastrukturen städtischer Intimität“. In: sub/urban 10, S. 115-124.

Lehmann, Albrecht (2007): Reden über Erfahrung. Kulturwissenschaftliche Bewusstseinsanalyse des Erzählens. Berlin, S. 76-91.

Muri, Gabriela (2011): Kontextualität - urbane Akteurinnen und Akteure - informelle Begegnungen: Urbane Öffentlichkeiten als gegenwartsspezifische Kontexte des Alltagshandelns. In: Emmenegger, Barbara; Litscher, Monika (Hrsg.): Perspektiven zu öffentlichen Räumen. Theoretische und praxisbezogene Perspektiven aus der Stadtforschung. Luzern, S. 205-226.

Negt, Oskar; Kluge, Alexander (1972): Öffentlichkeit und Erfahrung. Zur Organisationsanalyse von bürgerlicher und proletarischer Öffentlichkeit. Frankfurt am Main.

Kienitz, Sabine (2013): Landauer Pflaster-Geschichte(n). Kulturwissenschaftliche Perspektiven auf urbane Oberfläche. In: Heimerdinger, Timo; Meyer, Silke (Hrsg.): Äußerungen. Die Oberfläche als Gegenstand und Perspektive der Europäischen Ethnologie. Wien, S. 177-198.

Opitz, Sven (2011): Richard Sennett: Das Spiel der Gesellschaft - Öffentlichkeit, Urbanität und Flexibilität. In: Moebius, Stephan; Quadflieg, Dirk (Hrsg.): Kultur. Theorien der Gegenwart. Wiesbaden, S. 379-393.

Pauser, Wolfgang (2015): Die Sitzbank. Eine kleine Kultursoziologie des Sitzmöbels. In: Produkt-Feulleton. Neues über’s neue [19.06.2015].

Pühringer, Julia (2023): Bitte (nicht) setzen. Wem gehören die Bankerln in der Stadt? In: DerStandard [03.01.2023].

Purcell, Mark (2022): Theorising democratic space with and beyond Henri Lefebvre. In: Urban Studies 59, S. 3041-3059.

Rishbeth, Clare; Rogaly, Ben (2018): Sitting outside: Conviviality, self-care and the design of benches in urban public space. In: Transactions of the Institute of British Geographers, 43(2), S. 284-298.

Rolshoven, Johanna (2008): Die Wegweisung. Die Züchtigung des Anstössigen oder: Die europäische Stadt als Ort der Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit. In: Tomkowiak, Ingrid; Egli, Werner (Hrsg.): Intimität. Zürich, S. 35-58.

Siegfried, Walter (2017/1988): Stadttanz. Übungen zur Ganzheit. In: Winkler, Justin (Hrsg.): ‚Gehen in der Stadt‘. Ein Lesebuch zur Poetik und Rhetorik des städtischen Gehens. Weimar, S. 75-85.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 19.04.2023 16:48