Universität Wien

080086 SE Die frühneuzeitliche Rüstung als "second skin", stählerne Skulptur und Heldenobjekt (2023W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

12.12.23, 09.01.2024 und 23.01.2024, Treffpunkt: Hofjagd- und Rüstkammer, Heldenplatz, 1010 Wien.

Dienstag 03.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 10.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 24.10. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 07.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 14.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 28.11. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 05.12. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 12.12. 14:15 - 17:15 Ort in u:find Details
Dienstag 09.01. 14:15 - 17:15 Ort in u:find Details
Dienstag 16.01. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20
Dienstag 23.01. 14:15 - 17:15 Ort in u:find Details
Dienstag 30.01. 14:15 - 15:45 Seminarraum 2 d. Inst. f. Kunstgeschichte UniCampus Hof 9 3F-EG-20

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Vor der Folie der aktuellen politischen Situation in Europa, erhält auch die Frage nach der "Ästhetik des Kriegshandwerks" bzw. nach der erlaubten oder sogar angemessenen Heroisierung der Soldat*innen neue Aktualität. War die Rüstung lange Gegenstand eines etwas verstaubten antiquarisch-militärhistorischen Interesses, so wird sie seit einiger Zeit im Zusammenhang rezenter Körperdiskurse und Agency-Theorien (insb. Gell 1993 und 1998) neu entdeckt. In diesem Zusammenhang, in dem die Haut als liminale Zone, körperbezogene Dinge als Prothesen oder "externalisierte" Organe begriffen werden, lässt sich auch ein neues Interesse für die frühneuzeitliche Rüstung feststellen. Denn diese wirkt sowohl auf den Körper des Trägers ein, etwa durch ihre zweifach abwehrende Schutzfunktion (physisch und apotropäisch) oder durch ihre die Körperbewegungen modifizierende Beschaffenheit, sowie sie auch durch ihr identitätstransformierendes Potential bei der Körperüberschreibung nach außen wirkt (Stoichita 2017, Koos 2021).
Im Seminar sollen daher verschiedene Deutungsansätze für die Rüstung als "Heldenobjekt" (Posselt-Kuhli 2016) zur Sprache kommen: Ausgehend von dem im gesamten Mittelalter vorherrschenden Konzept spiritueller Ritterlichkeit, über die Darstellungen italienischer Condottieri in Malerei und Reiterstandbild sowie Renaissance-Portraits, die Herrscher und Kriegsherren in Rüstungen vorführen, werden insbesondere die starke Affinität von Rüstung und Skulptur bzw. Rüstung und Porträt reflektiert: So kann die stählerne Hülle als unzerstörbare Negativform des Körpers zur "hohlen Skulptur" etwa eines Verstorbenen werden oder den lebenden Herrscher zu einer Reinkarnation des antiken Helden transformieren. Neben der Neuperspektivierung bekannter Meisterwerke der italienischen Kunst können so im Seminar auch vor Ort vorhandene Exponate des KHM analysiert werden.

Die Studierenden sollen im Seminar einen ersten Einblick in aktuelle Forschungsdebatten zu Körperlichkeit und Maskulinität erhalten, sowie durch den speziellen Fokus "Rüstung" zentrale Begrifflichkeiten und ausgewählte Quellentexte des Bedeutungsfeldes "Ritterlichkeit" vom Spätmittelalter bis um 1600 kennenlernen. Dabei wird der performanz- und agency- orientierte Werkzugriff, die konzise Bild- bzw. Objektbeschreibung und die Rekonstruktion und Bewertung des jeweiligen Werkkontextes eingeübt. Durch Referat, Seminardiskussionen und einen kleinen Audiobeitrag werden dabei außerdem unterschiedliche Präsentationsformen der eigenen wissenschaftlichen Ergebnisse erprobt.

Sprachkenntnisse des Englischen, Italienischen, in geringerem Umfang auch im Französischen sind von Vorteil.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Seminare sind prüfungsimmanente Lehrveranstaltungen, in denen die aktive Mitarbeit in Form von folgenden mündlichen und schriftlichen Beiträgen bewertet wird:
- Diskussionsbeteiligung
- Referat mit Handout
- kurzer Audiobeitrag
- Rechercheauftrag
Mit der Anmeldung zu dieser LV stimmen Sie zu, dass die automatisierte Plagiatsprüfungs-Software Turnitin alle von Ihnen in moodle eingereichten schriftlichen Teilleistungen prüft.

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Mindestanforderung:
- Anwesenheitspflicht. Bei Absenz wegen Krankheit oder familiärer Ausnahmesituation ist ein schriftlicher Nachweis vorzulegen.
- Für einen positiven Abschluss der Lehrveranstaltung müssen alle Teilleistungen erbracht werden.

Beurteilungsmaßstab:
- Referat / Handout 50 %
- aktive Beteiligung an Diskussionen 30%
- Recherche 15%
- Audiobeitrag 15%

Notenschlüssel:
1 (sehr gut) 100-90 Punkte; 2 (gut) 89-81 Punkte; 3 (befriedigend) 80-71 Punkte; 4 (genügend) 70-61 Punkte; 5 (nicht genügend) 60-0 Punkte

Prüfungsstoff

Prüfungsstoff ist der Inhalt der Lehrveranstaltung.

Literatur

Alfred Gell: Wrapping in Images. Tattooing in Polynesia. Oxford 1993; Alfred Gell: Art and Agency. An Anthropological Theory. Oxford 1998; Jacqueline Murray (Hg.): The male body and social masculinity in premodern Europe. Toronto 2022; Marianne Koos: Körper in Hüllen. Die Rüstung als Maske/Maskerade und zweite Haut in der englischen Kultur des späten 16. Jahrhunderts. In: 21: Inquiries into Art, History, and the Visual. Beiträge zur Kunstgeschichte und visuellen Kultur 2/4.2021, S. 35-86; Stefan Krause (Hg.): Iron Men. Mode in Stahl (Ausst.- Kat KHM Wien 2022), Köln 2022; Christina Posselt-Kuhli: Die Hülle des Helden Rüstungen und die Veränderbarkeit der Dinglichkeit. In: Barbara Korte, Ulrich Bröckling, Ralf von der Hoff (Hg.): helden. heroes. héros. E-Journal zu Kulturen des Heroischen 4/1.2016: Heroes and things. Heroisches Handeln und Dinglichkeit, S. 79-90; Stuart W. Pyhrr, José-A. Godoy (Hg.): Heroic Armour of the Italian Renaissance. Filippo Negroli and his Contemporaries (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York 1998/1999), New York 1999; Victor I. Stoichita: The perfectible body. In: Ilaria Miarelli Mariani, Stefano Piergui (Hg.): Iconologie. Studi in onore di Claudia Cieri Via, Rom 2017, S. 231-239

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Mi 27.09.2023 13:47