Universität Wien

080088 VO-L B720 Berufsfelder: Praktiken und Politiken der Leseförderung (2015W)

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Sprache: Deutsch

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Lehrende

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Achtung: am 14. 12. findet eine Doppelsitzung in der Hauptbücherei am Urban Loritz-Platz 2a, 1070 Wien statt!

  • Montag 05.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 12.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 19.10. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 09.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 16.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 23.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 30.11. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 07.12. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 14.12. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 11.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 18.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Montag 25.01. 16:15 - 17:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Spätestens seit der Veröffentlichung der Ergebnisse der 2009 durchgeführten PISA-Studie - es war jene Studie, deren Schwerpunkt auf der Erfassung der Lesekompetenz lag - war "Lesen" in aller Munde. Die Ergebnisse aus Österreich lagen unter dem OECD-Schnitt. Auch weitere Studien mit anderen Zielgruppen (PIRLS-Studie 2011, PIAAC-Studie 2011/12) förderten ähnlich alarmierende Resultate zu Tage und schlugen medial wie politisch hohe Wellen. Allen voran die Politik sah und sieht sich in der Pflicht, hier aktiv einzugreifen (etwa 2013 Neuauflage des Grundsatzerlasses Leseerziehung, 2014-2016 Entwicklung eines Österreichischen Rahmenleseplans). Folgt man aktuellen Testergebnissen, ist hier trotz getroffener Maßnahmen immer noch einiges zu tun. Wohl auch deshalb rief das Bundesministerium für Bildung und Frauen das Jahr 2015 als"Jahr des Lesens" aus.
Darüber hinaus stehen wir vor verschiedenen Herausforderungen des digitalen Zeitalters und befinden uns inmitten eines Wandels, der aufgrund neuer Technologien neue Formen und Formate des Lesens und seiner Vermittlung ermöglicht. Wohin die Reise gehen wird, bleibt noch abzusehen. Die Pessimisten sprechen vom Ende des analogen Buches und vom Niedergang der Kulturtechnik Lesen, die Optimisten hingegen von einem Paradigmenwechsels gleichbedeutend mit der Gutenberg'schen Erfindung des Buchdruckes. Prognosen über die Zukunft des Lesens füllen nicht nur die einschlägige Literatur, sondern werden ebenso in verschiedenen Medien öffentlich verhandelt. Häufig wird dabei ein verknappter Begriff von Lesen verwendet. Gleichzeitig finden jedoch Kritiker von PISA- und ähnlichen Studien sowie jene Menschen, die für einen offenen Lesebegriff eintreten, immer mehr Gehör. Das Thema Lesen befindet sich in seiner vielfältigen Form mitten im Spannungsfeld zwischen Politik und Polemik.
Dass Lesen und somit seine Förderung aber weitaus mehr als nur den Erwerb der Technik des (Buchstaben-)Lesens bedeutet (Stichwort "funktionaler Analphabetismus"), hat zahlreiche lesefördernde Maßnahmen und Initiativen ins Leben gerufen bzw. auch die Arbeit jener Institutionen wieder in den Mittelpunkt gerückt, die sich bereits seit Jahren und Jahrzehnten der Aufgabe stellen, Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Kultur, Lesen in jeder erdenklichen Form näher zu bringen bzw. zu ermöglichen. Vielfältig sind dabei die Formen und Formate, aber auch die Bedürfnissen der unterschiedlichen Zielgruppen.
Im Zuge der LV sollen die innerhalb und rund um den Bereich Leseförderung geführten Diskurse, sowie die angewandten Studien, Modelle und Praktiken analysiert, kritisch hinterfragt, kontextualisiert und nach Möglichkeit Desiderate festgestellt werden.
Dabei werden Fragen nach der Definition eines Lesebegriffs, Lesesozialisation, Praktiken der literalen Förderung und die Bedeutung von prä- und paraliteralen Fördermöglichkeiten sowie Diskurse über die Zukunft des Lesens behandelt. Die persönliche Lese-/Medienpraxis und Lesebiographie der Studierenden führt als Reflexionsfolie durch die LV.
Der Fokus liegt dabei auf Institutionen und Initiativen des deutschsprachigen Raums mit besonderer Berücksichtigung der Situation in Österreich.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Nicht prüfungsimmante Lehrveranstaltung
Abgabe einer schriftlichen Arbeit im Umfang von 5-7 Seiten (ins Fach am Institut)
Thema der schriftlichen Arbeit: Analyse und Kontextualisierung einer lesefördernden Maßnahme bzw. Initiative entlang der in der LV behandelten Inhalte
Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen.

Notenskala:
>= 87,5 sehr gut (1)
>= 75 gut (2)
>= 62,5 befriedigend (3)
>= 50 genügend (4)
< 50 nicht genügend (5)

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Ziel der LV ist die Vermittlung eines grundlegenden Über- und Einblicks in den Bereich der Leseförderung. Indem Alltagspraktiken rund ums Lesen (vor allem von Kindern und Jugendlichen) der kulturpolitischen Praxis der Leseförderung gegenübergestellt werden, soll ein differenziertes Bild des Lesens und somit der Leseförderung entworfen werden. Folgende Fragen werden dabei behandelt: Inwieweit entsprechen die verschiedenen Formen und Formate der Leseförderung den Bedürfnissen der AdressatInnen? Worin liegen die Risiken und Chancen der lesefördernden Angebote? Gibt es Desiderate?
Darüber hinaus soll die LV den Studierenden das weite Feld der Leseförderung praxisorientiert näher bringen und ein Berufs- wie Forschungsfeld eröffnen, das sich auch oder gerade für Europäische EthnologInnen eignet.

Prüfungsstoff

Vortrag, Lektüre, Diskussion sowie verschiedene empirische Verfahrensweisen wie Website-Analyse, E-Mail-Befragung, teilnehmende Beobachtung und Diskussionsrunden mit in der Leseförderung tätigen Diskutanten

Literatur

Richard Bamberger: Erfolgreiche Leseerziehung in Theorie und Praxis. Wien 2000.
Andrea Bertschi-Kaufmann (Hg.): Lesekompetenz - Leseleistung - Leseförderung. Grundlagen, Modelle und Materialien. Zug ²2008.
Andreas Breitenstein (Hg.): Der Kulturbetrieb. Dreißig Annäherungen. Frankfurt am Main 1996.
Umberto Eco, Jean-Claude Carrière: Die große Zukunft des Buches. Gespräche mit Jean-Philippe de Tonnac. Aus dem Franz. v. Barbara Kleiner. München 2010.
Gerhard Falschlehner: Die digitale Generation. Jugendliche lesen anders. Wien 2014.
Bodo Franzmann, Klaus Hasemann, Dietrich Löffler, Erich Schön (Hgg.): Handbuch Lesen. Im Auftrag der Stiftung Lesen und der Deutschen Literaturkonferenz. Baltmannsweiler ²2006.
Norbert Groeben, Bettina Hurrelmann (Hgg.): Lesekompetenz. Bedingungen, Dimensionen, Funktionen. Weinheim, München ²2006.
Alberto Manguel: Eine Geschichte des Lesens. Aus dem Engl. v. Chris Hirte. Berlin 1998.
Alfred Messerli: Lesen und Schreiben 1700 und 1900. Untersuchung zur Durchsetzung der Literalität in der Schweiz (= Reihe Germanistische Linguistik, Bd. 229), Tübingen 2002.
Marie Luise Rau: Literacy. Vom ersten Bilderbuch zum Erzählen, Lesen und Schreiben. Bern ²2009.
Cornelia Rosebrock, Daniel Nix (Hgg.): Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler 72014.
Rudolf Schenda: Leser- und Lesestoffen-Forschung, in: Rolf W. Brednich (Hg.): Grundriß der Volkskunde. Einführung in die Forschungsfelder der Europäischen Ethnologie. Berlin ³2001, S. 543-561.
Johanna Steinbrecher: Lesesozialisation. Ein Überblick über den Forschungsstand. Wien 2007. Siehe: http://www.family-literacy.at/static/media/familyliteracy/material/lesesozialisation.pdf (letzter Zugriff 6.4.2015).
Stiftung Lesen (Hg.): Gutenbergs Folgen. Von der ersten Medienrevolution zur Wissensgesellschaft. Baden-Baden 2002.
Weitere Literaturhinweise werden in der Lehrveranstaltung bekanntgegeben.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

EC 230

Letzte Änderung: Mo 07.09.2020 15:31