Universität Wien

080088 VU B720 Kulturwissenschaftliche Werkstatt 2: Sammeln und Kuratieren: Glaube, Aberglaube, Aberwissen (2021W)

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung
DIGITAL

An/Abmeldung

Hinweis: Ihr Anmeldezeitpunkt innerhalb der Frist hat keine Auswirkungen auf die Platzvergabe (kein "first come, first served").

Details

max. 50 Teilnehmer*innen
Sprache: Deutsch

Lehrende

Termine (iCal) - nächster Termin ist mit N markiert

weitere Termine:
11.11.2021: 12:45 - 15:45 Uhr - Exkursion Österr. Museum für Volkskunde
16.12.2021: 12:45 - ca. 16:30 Uhr - Exkursion Depot / Hafen Freudenau

ACHTUNG UPDATE 4.1.2022: Die Lehre findet im Jänner 2022 digital statt. Link finden Sie auf Moodle. Wie vereinbart, gibt es am 22.1.2022 einen zusätzlichen Termin.

  • Donnerstag 07.10. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 21.10. 12:45 - 15:45 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 28.10. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 04.11. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 18.11. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 02.12. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 09.12. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 13.01. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse
  • Donnerstag 20.01. 12:45 - 14:15 Digital
  • Donnerstag 27.01. 12:45 - 14:15 Seminarraum 1 (2.Stock, rechts) EE Hanuschgasse

Information

Ziele, Inhalte und Methode der Lehrveranstaltung

Der Kampf um die Deutungsmacht ist in menschlichen Gesellschaften nichts Neues. War es früher die Kirche, die festlegte, welche Glaubenssätze und Praktiken als abergläubisch galten, ist es seit der Aufklärung ´die Wissenschaft´, der zugeschrieben wird, über gesichertes und allgemein gültiges Wissen zu verfügen.
Dass dieses Wissen mitunter gekauft ist oder nicht den Regeln guten wissenschaftlichen Arbeitens entspricht, führt zu Unsicherheiten in europäischen Gesellschaften und darüber hinaus. Wem kann man was noch glauben? Hat die Wissenschaft recht? Gibt es alternative Fakten? Belegen diese eine andere Wirklichkeit?
Fragen und Begriffe wie diese sollen uns als Mittel zum analytischen Verstehen gegenwärtiger Phänomene und Diskurse dienen. Gerade wenn es um die Bewältigung lebensbedrohender Krisen (wie Seuchen) geht, scheint der Aberglaube eine anthropologische Konstante zu sein, die, so Eva Kreissl vor allem dazu dient, den Zufall zu rationalisieren, ihn für uns erträglich zu machen.
Den Begriff des Aberglaubens möchten wir hier mit Kreissl neutral verstehen, als Glaube, der auf subjektiven Wissenskategorien beruht, die Anderen falsch erscheint. Das bedeutet, dass wir uns zunächst darauf verständigen müssen, „dass es bei der Unterscheidung zwischen Wissen, Glauben und Aberglauben um nichts anderes geht als um Macht – um Definitionsmacht, um Deutungsmacht, um Durchsetzungsmacht“ (Kreissl).

Die Lehrveranstaltung findet in Kooperation mit dem Österreichischen Museum für Volkskunde (ÖMV) statt und eröffnet den Studierenden die Möglichkeit, Einblick in die volkskundlichen Sammlungsbestände sowie museale Prozesse des Sammelns und Ausstellens zu erhalten. Hierfür werden wir zwei Exkursionen ins ÖMV bzw. in das Depot im Hafen Freudenau unternehmen.
Im Rahmen der Lehrveranstaltung sollen die Studierenden Objekte des AberGlaubens sammeln, kontextualisieren, beschreiben und unter Anleitung inventarisieren. Bei entsprechender Qualität der Objekte und des Bearbeitungsgrades können die Objekte in den Sammlungsbestand des ÖMV übernommen werden. In Abhängigkeit von der Motivation der Studierenden stellt das ÖMV eine Ausstellung der übernommenen Objekte „In der Passage“ in Aussicht.

Art der Leistungskontrolle und erlaubte Hilfsmittel

Prüfungsimmanente Lehrveranstaltung.
Anwesenheitspflicht ( 2 x Fehlen erlaubt)

Zu erbringende Teilleistungen:
• Präsentation der Literatur eines Themenbereichs, Diskussion: max. 20 Punkte
• Lesen der Pflichtlektüre und Diskussion (Mitarbeit): max. 15 Punkte
• Beteiligung an der Themenentwicklung: max. 10 Punkte
• Sammeln von geeigneten Objekten: max. 20 Punkte
• Produktion eigener Objekttexte: max. 20 Punkte
• Korrektorat und Lektorat fremder Texte: max. 15 Punkte

Mindestanforderungen und Beurteilungsmaßstab

Für den erfolgreichen Abschluss der LV sind zumindest 50 von 100 möglichen Punkten zu erreichen. Alle Teilleistungen sind zu erbringen. Wird eine Teilleistung zur Gänze nicht erbracht,wird dies als Abbruch der LV gewertet. Liegt keine Entschuldigung (etwa nachgewiesene längere Krankheitsphase) vor, erfolgt eine Beurteilung mit Nicht genügend (5).Notenskala:= > 87,5 sehr gut (1)= > 75 gut (2)= > 62,5 befriedigend (3)= > 50 genügend (4)< 50 nicht genügend (5)

Prüfungsstoff

Literatur

Literatur (Auswahl):

Aigner, Florian (2020): D. Wissenschaft u. ihre Grenzen. In: Reinhard Neck/Christiane Spiel (Hg.): Wissenschaft u. Aberglaube (= Wissenschaft-Bildung-Politik; 23). Wien, S. 125-133.

Brendel, Elke (2018): Was können wir von der Welt wissen? In: Könneker, Carsten (Hg.): Fake oder Fakt? Wissenschaft, Wahrheit u. Vertrauen. Berlin, S. 53-64.

Hammer-Luza, Elke (2013): Perlmilch, Krötenfuß u. Menschenfett. Magische Elemente i. d. steirischen Volksmedizin d. 18. und 19. Jhdts. In: Kreissl, Eva (Hg.): Kulturtechnik Aberglaube. Zw. Aufklärung u. Spiritualität. Strategien z. Rationalisierung d. Zufalls (= Ed. Kulturwissenschaft; 19). Bielefeld, S. 327-358.

Hartmann, Andreas (2013): Alltagslogiken der Popularmagie im Kulturvergleich. In: Kreissl, Eva (Hg.): Kulturtechnik Aberglaube. Zw. Aufklärung u. Spiritualität. Strategien zur Rationalisierung des Zufalls (= Ed. Kulturwissenschaft; 19). Bielefeld, S. 417-424.

Hegner, Victoria (2019): Das Refugium des Privaten. Die Hexen-Wohnungen u. die unsichtbare Praxis einer Religion im Stadtkontext. In: dies.: Hexen der Großstadt. Urbanität und neureligiöse Praxis in Berlin. Bielefeld, S. 143-166.

Knoblauch, Hubert (2013): Das Ding dreht sich. Die Wünschelrute, die Entzauberung u. das Populäre. In: Kreissl, Eva (Hg.): Kulturtechnik Aberglaube. Zw. Aufklärung und Spiritualität. Strategien zur Rationalisierung des Zufalls (= Ed. Kulturwissenschaft; 19). Bielefeld, S. 253-268.

Korff, Gottfried (2011): Dimensionen der Dingbetrachtung. Versuch einer museumskundlichen Sichtung. In: Andreas Hartmann/Peter Höher/Christiane Kantauw/Uwe Meiners/Silke Meyer (Hg.): Die Macht der Dinge. Symbolische Kommunikation und kulturelles Handeln. Festschrift für Ruth-E. Mohrmann. Münster/New York/München/Berlin, S. 11-26.

Labouvie, Eva (2013): "Gauckeleyen" u. "ungeziemende abergläubische Seegensprüchereyen". Magische Praktiken um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. In: Kreissl, Eva (Hg.): Kulturtechnik Aberglaube. Zw. Aufklärung u. Spiritualität. Strategien zur Rationalisierung des Zufalls (= Ed. Kulturwissenschaft; 19). Bielefeld, S. 271-297.

Perschke, Reena (2015): Eichenkönig und Stechpalmenkönig. D. Entstehung eines "keltischen" Mythos im 20. Jhdt. In: Harm-Peer Zimmermann (Hg.): Die Lust am Mythos. Kulturwissenschaftl. Neuzugänge zu einem populären Phänomen. Marburg, S. 288-297.

Petzoldt, Leander (2011): Das magische Weltbild. In: ders.: Magie. Weltbild Praktiken Rituale. München, S. 15-37.

Quattrociocchi, Walter (2018): "Fake News" in sozialen Netzwerken. In: Könneker, Carsten (Hg.): Fake oder Fakt? Wissenschaft, Wahrheit u. Vertrauen. Berlin, S. 143-164.

Scharfe, Martin (2013): Wider-Glaube. Zum kulturellen Doppelcharakter der Superstition, u.: Superstition als Gebärde einer rationalen Tendenz i. d. Kultur. In: Kreissl, Eva (Hg.): Kulturtechnik Aberglaube. Zw. Aufklärung und Spiritualität. Strategien zur Rationalisierung d. Zufalls (= Ed. Kulturwissenschaft; 19). Bielefeld, S. 107-121.

Zimmermann, Harm-Peer (2015): Schlagwort "Mythos". Über eine aktuelle Form d. Welterschließung. In: ders. (Hg.): Die Lust am Mythos. Kulturwissenschaftl. Neuzugänge zu einem populären Phänomen. Marburg, S. 307-315.

Zuordnung im Vorlesungsverzeichnis

Letzte Änderung: Fr 12.05.2023 00:14