080099 VO+UE Kultur-Geschichte-Gesellschaft: Modern sein! (2010S)

Im Lauf des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die Großstädte zu Orten exemplarischer sozialer und kultureller Erfahrungen, zum Experimentierfeld und Maßstab für Neues - "Modernität" und "Urbanität" gingen nicht nur eine enge Verbindung ein, sie wurden in der Regel sogar gleichgesetzt. Die LV beschäftigt sich mit der Geschichte des urbanen Alltagslebens der 1880er bis 1930er Jahre, einer historischen Phase, in der Modernisierungs- und Urbanisierungsprozesse den Alltag von immer mehr Bevölkerungsschichten immer schneller, deutlicher und nachhaltiger zu verändern begannen. Im Mittelpunkt stehen solche Formen und Phänomene der Alltagskultur, die als "neu", "modern", "fortschrittlich" und "städtisch" wahrgenommen und diskutiert wurden. Entlang zentraler Modernisierungsdimensionen und -faktoren wie Rationalisierung, Technisierung, Beschleunigung, Verwissenschaftlichung, Hygienisierung, Differenzierung, Individualisierung und Massenkonsum werden ausgewählte Bereiche des Alltagslebens in den Blick genommen. Untersucht werden dabei Normen, Leitbilder, Handlungsfelder, AkteurInnen, Orte und Medien der Modernisierung bzw. Modernität ebenso wie Aspekte der materiellen Kultur. Berücksichtigung finden auch kritische und kulturkämpferische Reaktionen auf Urbanisierungs- und Modernisierungsprozesse (z.B. die lebensreformerischen Alternativen zur industrialisierten Nahrungsmittelproduktion oder der Kampf der Heimatschutzvereine gegen die "Reklameseuche") sowie Versuche, den problematischen Folgen zu entgegnen (z.B. der Kampf gegen Staub- und Lärmbelastung oder die Weekend-Kultur als Möglichkeit, der Hetze zu entfliehen).