080101 VU B710 Kulturwissenschaftliche Werkstatt 1: Infrastrukturelle Versprechen. (2024W)

Als "Infrastrukturen" werden seit Mitte des 20. Jahrhunderts Einrichtungen der Versorgung und Entsorgung, der Kommunikation und des Verkehrs bezeichnet, in einem erweiterten Sinne auch
solche, die unsere Gesellschaft ökonomisch, sozial, kulturell oder medial miteinander vernetzen. (Dirk van Laak)
In dieser Lehrveranstaltung werden wir anhand von Fotos aus dem Kontext der Wiener Stadtverwaltung "Infrastrukturierung" als Stadtbild und Gesellschaft gleichermaßen prägende Praxis untersuchen. Wir werden mit bislang kaum benutzten Beständen der Fotosammlung des Wiener Stadt- und Landesarchivs arbeiten: Fotoserien des Presse- und Informationsdienstes, der Landeslichtbildstelle (media wien) sowie Fotos der Magistratsabteilung 28 (Straßenverwaltung und
Straßenbau). Diese einzigartigen Dokumente des Stadtumbaus wurden von den 1930er bis in die 1980er Jahre angefertigt und liegen als Digitalisate vor.
Im Zuge der Lehrveranstaltung werden wir uns mit diesem speziellen Blick auf die Wiener Stadtentwicklung beschäftigen und dabei den massiven Stadtumbau seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nachvollziehen. Wir werden uns die Originale im Archiv ansehen und erfahren, wie die Sammlung strukturiert ist und wie die Aufbewahrung und Reproduktion von Fotos vonstatten geht.
Wir werden auch der Frage nachgehen, wie und von wem heute solche Bilder angefertigt werden und warum das wichtig ist.
In der Folge werden wir uns mit einzelnen Fotos bzw. den Orten, Situationen, Infrastrukturen beschäftigen, die sie abbilden. Dabei können sich thematische Cluster wie z. B. Kreuzung/Ecke/Platz,
Zentrum vs. Peripherie, Zeichen und Kommunikation, Verkehr(smittel), Baustellen oder (Architektur)Modelle ergeben.
Neben der Frage, warum die Fotos wann angefertigt wurden und was darauf alles zu entdecken ist ergeben sich vielfältige Vertiefungspunkte. Die Qualität der Reproduktionen erlaubt eine Vertiefung ins Detail. Ziel ist es auch, abgebildete Orte möglichst exakt zu identifizieren und mit dem gegenwärtigen Zustand abzugleichen. Auf Grundlage von ausgewählten Fotos, individueller Lektüre und Diskussion soll schließlich eine eigene kleine Fallstudie konzipiert werden.

Ziele der VU sind:
• das Einüben von kulturwissenschaftlichen Perspektiven und Fragestellungen zu Fotografie, Infrastruktur und der Transformation des urbanen Raums
• die Ausbildung von Fertigkeiten im Umgang mit Sekundärliteratur und Primärquellen (Fotos, die heute existierende Stadt etc.)
• das Erlernen neuer Praktiken und Tools einer interdisziplinären Wissensproduktion sowie deren kritische Reflexion